CERN: Möglicherweise das “Gottesteilchen” endeckt

Bei dem neu endeckten Teilchen, so teilen die Forscher am CERN (European Organization for Nuclear Research) mit, könnte es sich um das seit langem gesuchte Higgs-Boson handeln. “Das Ergebnis ist vorläufig, aber dennoch ist es sehr überzeugend”, erklärte Joe Incandela, Chefwissenschaftler am CERN am Mittwoch vor Journalisten.

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Um aber wirklich sicher zu sein, brauchen die Forscher noch weitere Daten. “Bitte seien sie geduldig”, so Fabiola Gianotti, Sprecher des ATLAS-Experiments. Doch hätten bereits zwei Experimente vergleichbare Ergebnisse gebracht.

“Wir sehen in unseren Daten klare Zeichen eines neuen Partikels, im Level von 5 Sigma, in der Massenregion um 126 GeV (Giga Elektronenvolt)”, so Gianotti weiter. Diese Entdeckung sei nur aufgrund der hohen Leistungsfähigkeit des Teilchenbeschleunigers LHC (Large Hardron Collider) und des Detektors ATLAS möglich gewesen. Eine ‘Signalstärke’ von 5 Sigma gilt als Grenze, damit eine Entdeckung auch wissenschaftlich anerkannt werden kann.

Die Daten seien jedoch zumindest dahingehend eindeutig, dass es sich um ein neues bisher unbekanntes Teilchen handeln muss. “Wir wissen, dass es ein Boson sein muss und es ist das schwerste, das wir je gefunden haben”, ergänzt der Sprecher des CMS-Experiments Joe Incandela. Er hält diese Entdeckung für eine der wichtigsten der vergangenen 30 bis 40 Jahre. Es durchaus zu vergleichen mit der Entdeckung der Quarks.

Dabei haben die Forscher sozusagen Teilchen beim Zerfallen zugesehen. Die dabei gemessenen Ereignisse und Zerfallsmuster entsprechen dabei denen der Higgs-Hypothese. Die Daten stammen aus den Jahren 2011 und 2012. Jedoch stehe die Analyse der Daten aus 2012 noch aus.

“Es ist schwer, jetzt nicht von diesen Ergebnissen mitgerissen zu werden”, so der Forschungsdirektor Sergio Bertolucci. 2012 habe man entweder einen Higgs-Partikel finden müssen oder das Standardmodell der Elementarteilchen ausschließen müssen. Peter Higgs hatte 1964 dieses Boson postuliert. Es sorgt dafür, dass Objekte eine Masse haben. Auf dem Standard Modell baute die Physik die vergangenen 50 Jahre auf.

Die Möglichkeit, dass die beobachteten Signale eine Fehlmessung sind, liege bei 1 zu 1.000.000. Daher hat sich auch Ralf Heuer, Direktor des CERN, zu der Aussage hinreißen lassen: “Ich glaube, wir haben es.”

Sollte Heuer recht behalten, ist vermutlich das teuerste Wissenschaftsprojekt der Menschheit einen großen Schritt weiter gekommen.

“Die Suche nach dem Higgs-Teilchen hat nun fast 50 Jahre gedauert, aber nun könnte die Entdeckung gelungen sein. Die Ausdauer und Neugier der Wissenschaftler wurde belohnt”, so die Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) zur Entdeckung des Teilchens.

So etwa sollte es aussehen, wenn zwei Protonen kollidieren. Dieses Bild zeigt den simulierten Zerfall des Higg-Bosons. Quelle: CERN
Redaktion

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  • Das aller Voraussicht nach entdeckte "Higgs" als "Gottesteilchen" zu bezeichnen ist ebenso unklug und kindisch wie die Annahme eines oder vieler "Götter" selbst und bringt dem Normalbürger die eigentliche Entdeckung weniger als näher.

    Bereits heute kann man davon ausgehen, es es "über" Higgs noch weitere "größere" Hyperteilchen geben dürfte, die bei weitaus höheren Energiedichten "auftreten", wenngleich wir heute einmal mehr recht weit von deren experimentellen Nachweis entfernt sein dürften.

    Für die Wissenschaft, ja das Wissen der Menschheit ist Higgs ein großer Wurf. Dennoch haben Religionen den "Schöpfungsakt Ihres Schöpfers" bereits bisher mit der wachsenden Menschheitserkenntnis von "irgendwo über den Wolken" bis an den Urknall selbst wie "davor" verschoben und mit, ja trotz wachsendem Wissen dürfte dieses irrationale "Katz und Maus Spiel" auch vorerst so weitergehen.

    Ein Teilchen oder eine komplexe Theorie hat - das wissen wir heute - die Mehrheit der Menschen offenbar nicht in ihren Bedürfnissen nach Selbsterhöhung befriedigt, deren Legitimationsbasis die "Religion" - die irrationale Überzeugungslehre von imaginären, omnipotenten "Alphawesen", die sie Götter nennen, war, ist und bleiben dürfte.

    Wer heute noch an einen religiösen "Gott" glaubt, dem wird man auch mit rationaler Erkenntnis und tiefsten wissenschaftlichen Einsichten nicht von seinem Glauben abbringen können, denn nur der religiöse Glaube verspricht ihm eine exklusive Sonderstellung im Sein wie über dem Sein.

    So werden sich die Theologen einmal mehr die Hände reiben, wenn von "Gottesteilchen" die Rede ist, haben sie mit ihrer Theolügie doch längst an Argumentationsketten weit hinter dem Higgs gebastelt - für die wenigen Religioten, die überhaupt soweit nachfragen...

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