Stadtverwaltung Turin tauscht Windows XP gegen Ubuntu aus

Turin mit Blick auf die Alpen und mit Aussichten auf ein quelloffenes Betriebssystem in der Stadtverwaltung. 8300 Rechner werden in den nächsten Monaten von Windows XP auf Ubuntu migriert. Quelle: ZDNet.com

In München, das mit dem Limux-Projekt lange als Leuchtturm der Open-Source-Branche galt, macht man sich unter einem neuen Bürgermeister bereits wieder Gedanken über eine Rückkehr zu Microsoft. Turin, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz erhofft sich über den Wechsel zu Ubuntu nun Einsparungen in Millionenhöhe.

Jetzt werden auf den insgesamt 8300 Arbeitsplätzen der Stadtverwaltung die Windows-Betriebssysteme gegen Ubuntu ausgetauscht. Damit will die Stadtverwaltung in den nächsten fünf Jahren 6 Millionen Euro einsparen.

Die Migration spart im ersten Schritt rund 300 Euro pro Rechner. Das bedeutet etwa 2,5 Millionen Euro, die ansonsten für Windows- und Office-Lizenzen hätten aufgebracht werden müssen. Nachdem Turin damit auch nicht mehr den Upgrade-Zyklen unterliegt, könnte sich diese Summe in den nächsten Jahren noch erhöhen.

Ein weiterer Grund für den Wechsel auf Ubuntu könnte auch in der vergleichsweise alten Hardware der Stadtverwaltung liegen. Die Migration auf Windows 8 hätte ältere Modelle möglicherweise überfordert. Mit Ubuntu können auch betagtere Rechner noch eine Weile betrieben werden.

Nachdem Windows im April den Mainstream-Support für Windows XP offiziell aufkündigte, sei es für die Stadt keine Option mehr gewesen, noch länger auf dem System zu bleiben. Anfang August wurde der Wechsel auf Ubuntu beschlossen. Die Migration soll in etwa anderthalb Jahren abgeschlossen sein.

“Wir haben diesen Schritt seit etwa zwei Jahren diskutiert”, erklärt die demokratische Abgeordnete Fosca Nomis gegenüber ZDNet.com. “Das Projekt war zwischenzeitlich wegen wirtschaftlicher Bedenken auf Eis gelegt worden – denn es sei zu teuer gewesen von XP zu migrieren, als es noch von Microsoft unterstützt wurde und bereits bezahlte Lizenzen liefen”, so Nomis weiter. Aber jetzt da die Lizenzen auslaufen, wäre der Zeitpunkt günstig, Neues auszuprobieren.

Wie Nomis in einem Gastbeitrag auf der Publikation Che Futor erklärt, erhofft sich die Stadtverwaltung nicht nur einen kulturellen Wandel, sondern auch eine Signalwirkung für andere Städte und Gemeinden.

So sei das rund 900.000 Einwohner zählende Turin zwar nicht die erste Kommune Italiens, die bei der IT auf quelloffene Technologien setzt, doch derzeit eine der größten. Zudem seien auch kleinere Gemeinden in der Region eingeladen, das Modell der Stadt zu übernehmen, erklärt Nomis. Vor allem die schwierige wirtschaftliche Lage vieler Städte und Gemeinde könnte sich jetzt als Chance für ein Umdenken erweisen.

Turins Entscheidung ist in erster Linie von ökonomischen Überlegungen bestimmt. Doch bietet die Stadt dafür auch ein geeignetes universitäres Umfeld. In Turin gibt es das Nexa-Center für Internet und Gesellschaft der Universität Turin. Darüber hinaus gibt es mit der Officina Informatica Libera eine starke Community von Linux-Advokaten. Diese dokumentiert auf der Seite Linuxtorino das Projekt der Stadtverwaltung.

Derzeit nutzen schwenken in Italien unter anderem die Regierungsbezirke Apulien und Umbrien, sowie die Region Bozen auf Open Source Software um.

[mit Material von Federico Guerrini, ZDNet.com]

Redaktion

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