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Qwant durchsucht das Web jetzt auch auf Deutsch

Die in Frankreich entwickelte und dort schon länger aktive Suchmaschine Qwant steht nun auch in einer deutschen Version für jedermann zur Nutzung bereit. Um sich von Platzhirsch Google und den größeren Herausforderern wie Microsoft Bing abzuheben, setzt Qwant auf den umfassenden Schutz der Privatsphäre und der Daten seiner Nutzer. Der Anbieter betont, da er keine Cookies verwende und IP-Adressen verschlüssele, werde nicht nur die Privatsphäre geschützt, sondern auch und die Neutralität der Suchergebnisse gewahrt.

Die deutsche Version der Suchmaschine Qwant lässt sich im Browser, als Mobilversion oder mittels Browser-Add-ons nutzen (Screenshot: silicon.de)

Erste Schritt in Deutschland hat Qwant bereits 2013 unternommen. Damals standen personalisierte Such-Engines für Firmen im Vordergrund, die diese auf ihrer Website einbinden konnten. Nun richtet sich das Unternehmen, an dem seit 2014 Axel Springer Ventures in erheblichem Umfang beteiligt ist, aber an alle Web-Nutzer in Deutschland. Die Ernsthaftigkeit dieses Vorstoß untermauert es parallel zum Start des Online-Angebots mit der Einrichtung eines Büros in Berlin.

“Wir gewährleisten den Schutz der Privatsphäre, indem wir Suchanfragen verschlüsseln, nicht speichern und nicht an Dritte weitergeben. Wir erstellen und verkaufen keine persönlichen Profile unserer Nutzer”, erklärt Eric Léandri, Mitgründer und CEO von Qwant, in einer Pressemitteilung. Qwant gebe Internetnutzern so die Kontrolle über ihre Daten zurück und bewahre Sicherheit und Vertraulichkeit.

Suchergebnisse werden bei Qwant direkt in die drei Kategorien “Web”, “News” und “Social” unterteilt und getrennt nach Kategorie angezeigt. Anzeigen sind durch eine dünne, graue Linie abgetrennt und oberhalb der Suchergebnisse platziert (Screenshot: silicon.de)

Darüber hinaus verspricht Qwant auch generell “bessere” Suchergebnisse. Viele andere Anbieter würden lediglich die Ergebnisse großer Suchmaschinen filtern, umleiten oder anders anzeigen. Qwant setze dagegen auf einen eigenen Index und durchsuche das Web selbst. Den Aspekt hatte das Unternehmen früher noch stärker betont: 2014 erklärte Leandri, Qwant verfüge über eine kontextbasierte Suche, die dem sogenannten Semantic Web sehr nahe komme: “Wir sehen Websites nicht als solche, sondern – genau wie im Web 3.0 – als Objekte, die miteinander verknüpft sind. Auch kleinste Teilchen werden von uns im Web-Universum erfasst und dargestellt.” Dadurch könne Qwant auch eher unbekannte aber inhaltliche wertvolle Angebote aufspüren.

Inzwischen werden eher der Datenschutzaspekt und die Neutralität der Suche in den Vordergrund gestellt: “Alle auffindbaren Webinhalte werden angezeigt und nicht nach wirtschaftlichen, politischen oder moralischen Interessen differenziert, personalisiert oder sogar verborgen”, teilt das Unternehmen heute mit. Qwant beantworte Suchanfragen mit objektiven und unparteiischen Suchergebnissen und verzichte dabei bewusst auf Mikrotargeting, um allen Nutzern “jede mögliche und verfügbare Information ungefiltert anzuzeigen.“ Die Suchergebnisse seien damit – im Gegensatz zu denen bei Google – für alle Suchenden identisch.

Qwant will mit Open-Xchange “europäisches Google” aufbauen

Das Team von Qwant begann 2011 mit der Arbeit an seiner Suchmaschine. Das Unternehmen Qwant wurde nach zwei Jahren Forschung und Entwicklung im Januar 2013 gegründet. Damals nahm auch die Suchmaschine ihren Dienst auf, zunächst allerdings nur in Frankreich. Eigenen Aussagen zufolge verkauft Qwant, im Gegensatz zu Google, keine eigenen Anzeigen. Geld verdienen will es über die Beteiligung an E-Commerce-Umsätzen sowie im Business to Business-Bereich, etwa als Analysedienst für Soziale Medien.

Vier gegen Google (von links): Frank Hoberg, Co-Founder und Executive Vice President Sales, Open-Xchange, Rafael Laguna, Co-Founder und CEO, Open-Xchange, Jean-Baptiste Piacentino, Deputy CEO, Qwant und Peer Heinlein, Inhaber und Geschäftsführer von Heinlein Support, dem Unternehmen, das ox.io hostet. (Bild: ox.io)

Ende 2016 ist es zudem eine Partnerschaft mit Open-Xchange eingegangen. Die gemeinsame Neugründung ox.io wurde auf der der Deutsch-französischen Digitalkonferenz des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie Mitte Dezember erstmals vorgestellt. Open-Xchange bringt in das Joint Venture E-Mail- und Kommunikationssoftware auf Open-Source-Basis ein, Qwant die Suchmaschinenfunktionen. Erklärtes Ziel ist es, “eine Internet-Suche ohne Nutzer-Tracking mit einem umfassenden Online-Dienst für E-Mail, Collaboration, Datei-Sharing und Office-Productivity” anzubieten. Damit ist ox.io ein europäischer Gegenentwurf zu den Kerndiensten von Google.

Tipp der Redaktion

EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO)

Im Mai 2018 endet die Übergangsfrist für die neue EU-Datenschutzverordnung. Welche Neuerungen sie bringt, was passiert, wenn sich Firmen nicht daran halten und wie sich Unternehmen vorbereiten können, erfahren Sie im Special auf silicon.de.

Derzeit kann man sich in der beta-Phase bei ox.io https://freemail.ox.io/ noch kostenlos anmelden. Man erhält dann zunächst einmal 2 GByte E-Mail-Speicherplatz und 2 GByte Online-Speicher für Daten. Mittelfristig soll da Angebot durch Werbung finanziert werden, deren Inhalte die Anwender allerdings selbst definieren können. Außerdem ist auch eine komplett werbefreie Bezahlvariante geplant.

Das Angebot basiert auf der OX App Suite, die auch schon andere Webmail-Anbieter, etwa Vodafone (Arcor) oder Mailbox.org, verwenden. Mit ihr steht im Browser ein Desktop mit Programmen zur Bearbeitung von E-Mails, Texten, Tabellen und Präsentationen sowie zur Verwaltung von Terminen und Kontakten zur Verfügung. Der OX Drive genannte Cloud-Speicher bietet zudem Funktionen zur Verwaltung und Synchronisierung von Dokumenten, Bildern, Fotos und Videos.

Tipp: Wie gut kennen Sie Google? Testen Sie Ihr Wissen – mit dem Quiz auf silicon.de.

Redaktion

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