R&D Services – ein jungfräulicher Markt?

Die Bandbreite der R&D Services (Research & Development) rangiert von der Basisforschung bis hin zur Entwicklung einfacher Produkte. Allerdings beinhalten Produkte heutzutage meistens eine Menge Software – Consumer-Elektronik konvergiert mit IT-Hardware und Industriezweige wie die Automobilbranche oder die Luft- und Raumfahrt verwenden zunehmend ‘Embedded Systems’, also fertige Baugruppen aus Hard- und Software.

Die Grenzen zwischen IT-Dienstleistung (Software-Entwicklung) und R&D Services (Produktentwicklung) verschwimmen deshalb zunehmend. Durch die Verschmelzung der beiden Bereiche ergeben sich Chancen für R&D-orientierte Unternehmen mit Erfahrung in der IT-Dienstleistung.

IT-Dienstleistungen lassen sich in drei Bereiche aufteilen: Entwurf, Implementierung und Betrieb (Design, Build, Run). Ähnlich lassen sich auch R&D Services durch einen solchen Lebenszyklus beschreiben, was eine grundsätzliche Übereinstimmung der beiden Aktivitäten ergibt. Entwurf und Implementierung von Produkten entsprechen einem Projektauftrag in der IT-Dienstleistung, während die Betriebsphase mit dem IT-Outsourcing korrespondiert, wobei der Anbieter Verantwortung für den kontinuierlichen Betrieb bzw. die Wartung eines Produktes übernimmt.

Wollen Unternehmen wirklich ihre Entwicklung auslagern?

Das Produktspektrum der meisten Unternehmen rangiert meistens zwischen Massenware und Einsteigerprodukten einerseits und hochwertigen Produkten in geringen Stückzahlen andererseits. Massenware basiert meistens auf älterer Technologie. In diesem Fall kann R&D ein Kriterium sein, das nicht so entscheidend ist wie die Preisgestaltung, die Konfiguration oder der Absatzkanal.

Ovum ist deswegen der Überzeugung, dass nicht alle Bereiche der Entwicklung von strategischer Bedeutung sind und dass Unternehmen daher in Betracht ziehen, die Entwicklung aus der Hand zu geben. Da gute Ingenieure eher Mangelware sind, werden Unternehmen ihre R&D-Teams lieber auf Aufträge konzentrieren wollen, die eine hohe Wertschöpfung versprechen und nicht auf Trivialprodukte am Ende des Lebenszyklus.

TietoEnator, ein skandinavischer Dienstleister mit starker Ausrichtung in der Telekommunikation, hat bedeutende Entwicklungsaufträge von Telekomausrüstern wie Nokia, Siemens oder Ericsson gewonnen. Ericsson hat 2002 im Rahmen eines Deals mit einem jährlichen Volumen von 90 Millionen Euro mehr als 860 Angestellte bei TietoEnator untergebracht. Vor kurzem haben 270 Siemens-Angestellte im Rahmen eines Deals im Wert von 100 Millionen Euro zu TietoEnator gewechselt.

Nicht jede Auslagerung wird allerdings Personalübernahmen beinhalten. Wir glauben, dass sich die meisten Chancen im Bereich ‘Managed R&D Services’ ergeben werden, wo ein Kunde die Produktwartung (meistens mit einem Embedded System) oder den kompletten Lebenszyklus eines einfacheren Produkts auslagert. Der R&D Outsourcer kann dann die Verantwortung für ein Produkt ohne die Verantwortung für ein gesamtes Team übernehmen.

Welche R&D Services versprechen größtes Wachstum?

Die Luftfahrtindustrie hat diesen Markt durch die massive Verwendung von Embedded Systems und Echtzeitanwendungen vorangetrieben. Airbus ist ein typischer Top-3-Kunde für R&D-Dienstleister. Wenn Airbus sein Entwicklungsprogramm für den A350 startet, wird die Luftfahrt erst recht die Wachstumsbranche Nr.1 bleiben.

Allerdings bedeutet hohes Wachstum nicht unbedingt auch leichtes Geschäft. Airbus ist unter Druck seitens der Muttergesellschaft EADS, die Kosten herunterzufahren und seine Aktivitäten zu industrialisieren. Tatsächlich erweitert das Unternehmen seine Offshore-Aktivitäten in Richtung Entwicklung, sowohl durch die direkte Zusammenarbeit mit indischen Unternehmen als auch über lokale Partner.

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Silicon-Redaktion

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