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Irak soll keine amerikanische Mobilfunk-Kolonie werden

Die Antwort hat nicht lange auf sich warten lassen: Zur Forderung des Kongressabgeordneten Darrell Issa, im Irak nach dem Krieg ein Mobilfunknetz nach dem amerikanischen CDMA-Standard aufzubauen, bezog der Vorsitzende der GSM Association, Rob Conway, in einem offenen Brief an US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld Stellung.

Conway zeigt sich in seiner Antwort vor allem über das Timing der Diskussion entsetzt. “Ich kann es kaum glauben, dass jemand zu diesem Zeitpunkt eine solche Debatte angefangen hat, und ich kann es erst recht nicht glauben, dass sie von einer solch falschen Position heraus und unter solch nationalistischen Vorzeichen gestartet wurde.” Momentan müsse als erste Priorität die Unterstützung für jene sein, die ihr Leben für die Befreiung Iraks aufs Spiel setzen.

Die “falsche Position” begründet sich für Conway darin, dass Issa GSM einen ‚veralteten französischen Standard‘ genannt und das Akronym mit ‘Groupe Speciale Mobile’ übersetzt hatte. Der Begriff trifft eher auf das Standardisierungsgremium zu, das in den frühen neunziger Jahren den Standard erarbeitet hatte. Seit Einführung des digitalen Mobilfunks steht GSM für ‘Global System for Mobile Communications’.

Conways Argumente pro GSM sind ebenso stichhaltig. So sei GSM der Mobilfunkstandard in allen 20 arabischen Ländern um den Irak herum. Selbst das Netz in Afghanistan wird derzeit mit GSM-Technik aufgebaut, pikanterweise durch das US-Unternehmen TSI aus New York. Der Vorschlag, im Irak nach dem Krieg auf CDMA zu setzen, stünde im Widerspruch zur ganzen Region und dem Rest der Welt. GSM mache immerhin 72 Prozent des Weltmarktes für Mobilfunk aus.

Dass sich der Abgeordnete Issa dennoch für CDMA stark macht, ist dennoch verständlich. Schließlich hat das Unternehmen Qualcomm, das die meisten CDMA-Patente entwickelt hat, seinen Firmensitz in Issas Wahlkreis im südlichen Kalifornien und war generöser Spender bei dessen Wahlkampf.

Silicon-Redaktion

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