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Keine weiteren Beta-Versionen für Vista

In die schier endlose Ouvertüre für den XP-Nachfolger Vista hat Microsoft nun wieder einmal einen Paukenschlag hineindirigiert: Es wird keine vollwertige zweite Betaversion geben. Stattdessen plant der Konzern weitere ‘Community Technology Previews’ (CTPs), die in kürzeren Zeitabständen und jeweils für einen ausgesuchten Testerkreis veröffentlicht werden sollen. Bei Branchenbeobachtern und Partnern geht die Meinung über diesen Schritt auseinander.

Als CTPs bezeichnet Microsoft vorläufige Testversionen, die eine Art Momentaufnahme der laufenden Entwicklungsarbeiten darstellen. In aller Regel sind sie weniger stabil als traditionelle Beta-Versionen. Dennoch werde sich Redmond für die weitere Arbeit an Vista komplett auf diese CTPs verlassen, sagte Jim Allchin, Co-Präsident der Microsoft-Division Platform Products & Services.

Für die kommenden Monate sind zwei neue CTP-Versionen geplant, beide werden die Bezeichnung ‘Beta 2’ im Namen tragen, aber keine echten Beta-Versionen sein. Die erste Variante wird von Marktbeobachtern für Februar erwartet und richtet sich an die Tester des ‘Technology Adoption Program’ (TAP). Nach den Worten von Allchin ist es damit eine “Unternehmens-CTP”. Sie enthalte Funktionalitäten, die es erlaubten, die Testversion auf Basis von Windows XP zu installieren.

“Wir versuchen, jedem Kundenbereich einen bestimmten CTP zuzuordnen – und diese Version soll vor allem von Unternehmen getestet werden. Wir werden sie bitten, das so umfassend wie möglich zu tun. Wir müssen die Showstopper so früh wie möglich erkennen”, so Allchin gegenüber US-Medien. Er erwarte, dass rund 500.000 Unternehmen die TAP-CTP testen würden.

Wenn diese ihr Feedback abgegeben und die entdeckten Probleme behoben wurden, soll im April eine weitere CTP folgen – diesmal im Rahmen des ‘Customer Preview Program’ (CPP). Der gesamte Zeitplan der Markteinführung von Vista werde von diesen Neuerungen nicht berührt, versicherte Allchin. Endgültig veröffentlicht werden soll das Betriebssystem weiter Ende 2006. Auch würde sich Microsoft mit den gesplitteten CTPs nicht grundsätzlich vom Prinzip der Beta-Phasen abwenden.

Eindeutig ist allerdings, dass der Konzern offenbar neue Wege sucht, um Meinungen unter den Anwendern zu sammeln. Dazu vertraut er zunehmend auf Tester, die mit den häufigeren CTP-Versionen arbeiten.

Microsofts Partner bewerteten in US-Medien den Strategiewechsel überwiegend positiv – schließlich müsse sich Redmond besonders um die Unternehmenskunden bemühen. Bob Tedesco, CTO des US-Unternehmens Resolute, zeigte sich wenig überrascht darüber, dass zuerst eine zweite Beta-Version für Firmenanwender kommen soll. “Sie zielen mit Vista auf den professionellen Markt, vor allem serverseitig und mit den wesentlichen Verbesserungen – denn sie wollen gegenüber Linux soviel Boden wie möglich gewinnen”, so Tedesco.

“Ich mag die Idee, dass sie mit den Beta-Tests verschiedene Zielgruppen ansprechen”, sagte auch Per Werngren, CEO der Stockholmer Firma IDE. “Diese Aufspaltung der zweiten Beta-Version ist nur natürlich.”

Doch es gibt auch kritische Stimmen. “Die Frage ist, wie das Niveau des Feedbacks ist, das sie auf Basis eines CTP bekommen – verglichen mit den Bewertungen einer vollständigen Beta-Version”, sagte beispielsweise der Tester eines großen Microsoft-Partners, der jedoch anonym bleiben wollte. Eine CTP sei gut, um Anwendern ein Produkt schnell vorzustellen. Aber für Profis, die mit dem Herstellerunternehmen zusammenarbeiten wollten, eigne sie sich möglicherweise nicht.

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Silicon-Redaktion

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