“Mobiltelefonierer sollen nicht mehr zahlen, nur weil sie im Ausland unterwegs sind”, sagte EU-Kommissarin Viviane Reding am Dienstag in Brüssel. “Es ist höchste Zeit, dass die Bürger auch auf Auslandsreisen in den Genuss der Vorteile des Binnenmarktes kommen, und zwar in Form deutlich niedriger Kommunikationsgebühren.”
Eine Untersuchung der Kommission habe gezeigt, dass die Gebühren für grenzüberschreitende Mobilfunkgespräche trotz Warnung der Kommission im September nicht zurückgegangen sei. Es gebe nur wenige positive Ausnahmen. Reding will ihre Pläne nun im Internet zur Diskussion stellen. Auf Basis dieser Anhörung will Reding möglichst noch im Juni einen konkreten Verordnungsentwurf präsentieren.
Nach Vorstellung der europäischen Telekom-Regulierer, die die Initiative unterstützen, wären Preissenkungen zwischen den Unternehmen um fast zwei Drittel möglich. Diese Ersparnis soll nach dem Willen der Kommission möglichst an die Verbraucher weitergegeben werden.
Mobilfunk-Gesellschaften hatten sich immer wieder gegen eine gesetzliche Regelung ihrer Auslandstarife gewandt. Zuletzt hatte Vodafone die Europäische Union vor einer zwangsweisen Abschaffung der Roaming-Gebühren in Europa gewarnt. Ein entsprechendes Gesetz könnte unvorhersehbare Folgen für die Branche haben, heißt es in einem Schreiben des Unternehmens an die EU-Kommission, aus dem das Wall Street Journal zitiert.
Redings drastisches Eingreifen war von Branchenbeobachtern bereits seit einigen Tagen erwartet worden. Analysten begrüßten diese Aussicht. Allerdings mahnten sie auch zur Vorsicht. “Unseres Wissen werden die Mobilfunkgebühren nirgendwo auf der Welt reguliert, mit Ausnahme von Südkorea, das traditionell eine sehr stark geregelte Wirtschaft hat”, sagte Ovum-Analyst Stefano Nicoletti.
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