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Preisdruck bestimmt den deutschen Mobilfunkmarkt

Wie er im Rahmen des Bitkom-Medientages in Berlin sagte, sei der Markt zwar mit mehr als 100 Prozent Penetration gesättigt – beispielsweise wenn Mobilfunkkarten der Hardware wegen gekauft und nicht genutzt werden. Doch dafür spielten sich nun die interessanten Gefechte beim Preiskampf ab.

“Wir haben ab September 2005 auf einen Schlag 27 neue Mobilfunkmarken in Deutschland bekommen – da spielt sich in der technischen Differenzierung wenig ab, die Entscheidung wird mehr und mehr über den Preis gefällt”, sagte Gröger. Der starke Preisverfall sei durch Discount-Angebote wie Simyo und Alditalk gegeben, durch neue Tarife, wie sie der Anbieter Base bringt, jedoch durchaus auch den technischen Weiterentwicklungen wie Voice over IP und mehr Regulierung geschuldet.

Zwar misst ihm zufolge das Marktforschungsunternehmen Gartner eine verständlicherweise sinkende Wachstumsrate – war sie im März 2004 noch bei 2,1 Prozent Plus, so ist sie mittlerweile von März 2006 bis Juni 2006 auf 1,3 Prozent Wachstum gesunken – doch erreicht hat sie dadurch eine Marktdurchdringung von 98,9 Prozent. “Bei den Karten ist die Zahl noch höher, da haben wir 11,1 Prozent Marktdurchdringung”, sagte er.

Wie das geht? “Viele Nichttelefonierer sind nur am Handy interessiert oder nutzen ihre Karte aus sonstigen Gründen nicht. Unsere Horrorkunden sind die, von denen wir nur zweimal etwas hören – beim Vertragsabschluss und als Churn”, sagte er. Als Churn Rate bezeichnet die Branche den Anteil der Kunden, die den Vertrag kündigen – entweder um zu wechseln oder weil sie unzufrieden sind. Dies sind die Kunden, um die die Anbieter ringen müssen.

Laut Gröger tun sie dies am besten mit drei Methoden: sie werden Integrator, reiner Mobilfunkanbieter oder spezialisieren sich auf die Netzwerkverwaltung und Infrastrukturaufgaben. “Die Wachstumschancen bestehen eindeutig in der Fixed Mobile Convergence und allen Produkten, die dieses Segment noch bereithält nebst Services; außerdem können wir durch die Ersetzung der Festnetztelephonie wachsen sowie durch die mobilen Datendienste neuer Generation”, sagte er.

Dabei führt sein Konkurrent und Partner im Bitkom, Debitel-CEO Axel Rückert, an: “In Deutschland haben erst 9 Prozent der Kunden gar kein Festnetztelefon mehr und erledigen alle Telefonate per Handy, in Österreich sind es 17 Prozent; das hat natürlich mit der Preisstruktur hierzulande zu tun”, sagte er. Demnach sei beispielsweise bei den eingesetzten SIM-Karten noch einiges an Kundenakzeptanz zu holen. Er fügte an, dass beispielsweise in Frankreich die Karte ab Werk die Hälfte koste, “und auch da ist noch genug Marge drin”. In Deutschland könnten die Anbieter beispielsweise wegen solcher Zusatzkosten gar nicht weniger verlangen und die Geräte so attraktiver machen.

Er geißelte aber auch die Kundeneinstellung in Deutschland. “In China ist es durchaus üblich, für ein Handy 300 bis 400 Dollar zu zahlen und dann den Vertrag abzuschließen. Bei uns erwartet der Kunde, dass ein Handy tatsächlich einen oder vielleicht auch mal 29 Euro kostet, doch um den Vertrag abzuschließen, muss der Anbieter dann manchmal noch einen Flachbildschirm drauflegen – so eine Einstellung der Kunden ist unrealistisch, das müssen wir Anbieter durch Aufklärungsarbeit verändern”, sagte Rückert. Nur dann könne der Anbieter an die Arbeit gehen, die hochbegehrten hohen Post-Paid-Verträge mit zusätzlichen Mehrwertdiensten wie Handy-TV abzuschließen und die Kunden zu pflegen.

Doch die Technik für Fernsehen übers Handy sahen die Experten in Berlin allerdings noch nicht als eine Sache an, die heute gebraucht und damit genutzt wird. Zunächst, so hieß es einmütig auf einer Panel-Diskussion, müsse Einigkeit darüber herrschen, dass eine Plattform möglichst viele Kanäle böte. Die Vorstellung, dass das schicke Handy-TV von morgen womöglich nur zwei öffentlich-rechtliche Sender und ihre Programme zu bieten hat, wiesen die Vertreter von sich.

Silicon-Redaktion

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