Hintergrund ist, dass der aktuell genutzt IPv4-Adressraum (Internet Protocol Version 4) bereits zu beinahe 85 Prozent erschöpft ist. Die Lösung, so der OECD-Report, ist der Umstieg auf den IPv4-Nachfolger IPv6, der den verfügbaren Adressraum erweitert.

Expertenschätzungen zufolge könnte der IPv4-Adress-Pool der Internet Assigned Numbers Authority (IANA) bereits 2010 versiegen, warnt der OECD-Report. “Die Anzahl der Service-Anbieter steigt dramatisch und Regionen, die bisher wenig Adressen genutzt haben, haben einen steigenden Bedarf”, sagte dazu Robert Schischka, Geschäftsführer des österreichischen Registrars nic.at.

Regierungen und Wirtschaft müssten daher erklären, dass es Zeit ist, den Wechsel auf IPv6 vorzubereiten, so die OECD. Provider und IT-Profis müsse nahe gelegt werden, dass der Umstieg nicht eine finanzielle Last, sondern eine wirtschaftliche und soziale Chance sei. Die Investitionsbereitschaft der Provider in IPv6 sei gering, da es noch wenig Kundennachfrage gebe.

Regierungen als große Nutzer könnten die Nachfrage nach IPv6 stimulieren, sowohl durch eigene Policies als auch im Rahmen von Public-Private-Partnerships. “Fördermaßnahmen für IPv6 wären sicher zu begrüßen”, so Schischka. Die Schaffung von günstigen Rahmenbedingungen sei dabei vermutlich ein sinnvollerer Ansatz als direkte staatliche Eingriffe.

Der Übergang von IPv4 zu IPv6 wird auch Herausforderungen mit sich bringen. Nicht zuletzt liegt das daran, dass die beiden Protokolle nicht interoperabel sind. Da Anbieter von Internet-Services in der Regel daran interessiert sind, möglichst umfassend erreichbar zu sein, werden IPv6-Vorreiter-Netzwerke meist als Dual-Stack-Systeme umgesetzt – sie verstehen beide Protokolle und sind auch via IPv4 erreichbar. Derartige Systeme könnten über lange Zeit die Regel bleiben. “Ein reines IPv6-Netz ist in absehbarer Zeit nicht realistisch”, sagte Schischka.

Silicon-Redaktion

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