Siemens: ‘Zahlstelle’ für Schmiergelder

Über mehrere Jahre hinweg sollen bei Siemens Schmiergeldzahlungen an der Tagesordnung gewesen sein. Es soll sogar so etwas wie eine Zahlstelle für Schmiergelder gegeben haben. Die Aussagen eines Siemens-Mitarbeiters belasten im Prozess in München auch ehemalige Vorstände.

Ein inzwischen pensionierter Siemens-Mitarbeiter erklärte vor dem Landgericht München, dass er seit Beginn der 90er-Jahre mehr oder weniger ausschließlich für die Abwicklung dieser Zahlungen zuständig gewesen sei. Diese Gelder haben sich über die Jahre konzernweit auf Milliarden zusammensummiert.

Seit 1992 versah der kaufmännische Angestellte die Aufgabe. Sein Vorgänger soll auch Geheimkonten in Österreich verwaltet haben. Sein Arbeitsplatz sei eine “reine Zahlungsabwicklungsstelle” gewesen, erklärte der 68-Jährige vor Gericht.

Der Vertrieb habe die Gelder über so genannte Grundsatzpapiere angefordert. Den Auftrag dafür habe der Zeuge von dem Ex-Siemens-Manager S. erhalten. Unterschrieben wurden diese Anträge von verschiedenen Managern. Auch Lothar Pauly, damals Bereichsvorstand bei Siemens, sei unter den Unterzeichnenden gewesen, so der Zeuge weiter. Pauly musste 2007 von seinem Posten im Telekom-Vorstand wegen der Siemens-Affäre zurücktreten.

Der Zeuge habe seine Aufgabe nicht hinterfragt. Das sei in der Verantwortung seiner Vorgesetzten gelegen, erklärte er. Er selbst sei davon ausgegangen, dass alles seine Richtigkeit habe. Es habe Rundschreiben zur Korruptionsbekämpfung gegeben, doch hätten die auch Leute gelesen, die ihre Unterschriften auf den Zahlungsunterlagen geleistet hätten.

Seit 2000 habe sich der Vorgesetzte S. mit dem Zeugen zusammen darum bemüht, ein System mit Scheinberaterverträgen aufzubauen. Über diesen Kanal seien dann rund 53 Millionen Euro auf schwarzen Konten gelandet. Siemens selbst beziffert die Höhe der geleisteten Schmiergelder weltweit auf rund 1,3 Milliarden Euro.

Silicon-Redaktion

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  • Wie bei der Telekom und der DB, der Post usw. usw.
    Schaut euch doch die Herren und Damen der Aufsichtsräte und Vorstände an.
    Die handelnden Personen sind fast immer identisch und wohlbekannt.
    Es ist wie immer, alles bedauerliche Einzelfälle
    aber auch hier gilt:
    Der Fisch stinkt vom Kopfe her!
    In der Bundesrepublik Deutschland ist der Zustand unserer Elite in der Politik und / oder Wirtschaft erbärmlich.
    Korruption und Bestechung sind an der Tagesordnung, und wenn wir ehrlich sind, ohne diesen Schmierstoff wäre manches sinnvolle unterblieben.
    Aber das angerichtete Schaden in zunächst einmal moralischer und ethischer Hinsicht ist riesig. Für den monetären Anteil, muss wie immer, der Steuerzahler aufkommen.
    Es ist ein politischer und gesellschaftlicher Skandal zum Schaden des deutschen Volkes.
    Ob wir die Kraft haben, uns von diesen Schmarotzern zu emanzipieren?
    Carpe Diem
    CEO

    p.s. es wäre sicher für uns alle Vorteilhafter wenn die entsprechenden Damen und Herren bei vollen Bezügen nach Haus geschickt würden.
    Hauptsache, dass sie keinen weiter Unsinn und Schaden mehr anrichten.
    Dann wären zwar Bundestag und Bundesrat zwar fast vollständig, und etliche Vorstandsbüros verwaist, aber man hätte als Bürger einen guten Überblick auf die verbliebenen Personen.

    Übrigens, die Bundesregierung hat in Brüssel dafür gesorgt, das die Energiepreise ungehindert weiter steigen können, ja sogar müssen. Eine Entflechtung der Netze von den Energielieferanten wurde dank Herrn Glos und anderen Lobbyisten erfolgreich verhindert.
    Wie gesagt, der Fisch stinkt vom Kopfe her.......

  • er hat doch nur seinen Job gemacht...
    Es sind nicht nur die Vorstände. Die Ausrede, nur auf Anweisung gehandelt zu haben, ist eine der jämmerlichsten, die es überhaupt gibt. Mit genau dieser Rechtfertigung sind schon viel schlimmere Verbrechen begangen worden. Und immer haben die ausführenden Dep^h^h^h, pardon - Leute (völlig egal ob bei privaten oder staatlichen Organisationen) sich darauf zurückgezogen, dass sie doch nur machen, was ihnen gesagt wird.
    Es würde schon enorm helfen, wenn mehr Leute anfingen selbst zu denken statt denken zu lassen.

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