Täter wie Robert, Bastian und jetzt Tim setzten sich intensiv mit Spielen wie Counterstrike auseinander. Denn nach wie vor kommen Jugendliche trotz Altersbeschränkung offenbar sehr leicht an die begehrten Ego-Shooter.

Pro: Martin Schindler
Schluss mit Ballerspielen? Die Ereignisse von Winnenden, die alle Welt fassungslos nach dem Warum fragen lässt, fachen, wie die Tragödien 2002 in Erfurt und 2006 von Emsdetten, die Diskussion über ein generelles Verbot von Ego-Shootern an. Eine Diskussion, die es eigentlich nicht geben sollte, weil eigentlich kein Verbot nötig sein sollte, für etwas das es nicht geben dürfte. Allerdings sieht die Realität ganz anders aus. Es gibt nun mal die Ballerspiele und sie werden gespielt. Wer jetzt medienwirksam nach einem Verbot schreit, der sollte sich lieber fragen, warum brauchen wir ein Verbot, der muss sich fragen, warum findet dieses virtuelle Töten überhaupt statt? Sind es am Ende gar die gleichen Muster und Gründe, warum man im alten Rom die Gladiatoren auf einander hetzte? Was geht in einem modernen Menschen vor sich, wenn er die Entertaste abzieht, seinen Widersacher hinmetzelt? Ist es ein Gefühl von Macht, ist es der wonnige Schauer einer vermeintlichen Kontrolle über eine Situation, die es nur am Bildschirm gibt? Brauchen wir das wirklich? Brauchen wir eine Kultur des virtuellen Tötens, die vielleicht nicht der Auslöser für den Amok war, aber ganz sicher kein geeignetes Mittel ist, um solche Zwangslagen zu verhindern oder zu entschärfen? Wie lassen sich denn diese virtuellen Blutorgien im Cyberspace überhaupt rechtfertigen? Es als harmlose Ballerei hinzustellen mag bei Arcade-Spielen, wo es gilt, außerirdische Raumschiffe zu vernichten, vielleicht ja noch angehen. Ist das Hinschlachten im Cyberspace vielleicht mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung zu begründen? Wer glaubt, dass der Akt des virtuellen Tötens ganz ohne Folgen für die Psyche bleibt, der täuscht sich. Manche Hemmschwelle wird dadurch herunter gesetzt und Soldaten, die tatsächlich in den Krieg müssen und im Vorfeld durch die dunklen Gänge von Ego-Shootern geballert haben, treffen ihre Feinde tatsächlich öfter mit einer tödlichen Kugel als andere. Brauchen wird das? Ich denke nicht, zumindest hoffe ich, dass wir es nicht brauchen. Wenn also ein Verbot von Spielen, deren vorrangiges Spielziel darin besteht, zu Töten, um weiterzukommen, eine Möglichkeit ist, noch mehr Menschen davon abzuhalten, solche Spiele zu spielen, sollten Bundestag und Bundesrat ein entsprechendes Gesetz lieber heute als morgen verabschieden.
Contra: Lutz Poessneck
Das Massaker in Winnenden ruft nach schnellen Erklärungen. ‘Amokläufer spielte Gewaltspiele’, heißt es in den Medien. Das kann schon sein. Die Polizei hat auf dem PC des Täters unter anderem das Computerspiel Counterstrike gefunden. Mit der Formulierung ‘Amokläufer spielte Gewaltspiele’ wird jedoch gleichzeitig – indirekt – ein kausaler Zusammenhang hergestellt. Einige dürften den Satz so verstehen: ‘Gewaltspiele führten zum Amoklauf’. Das ist verständlich. Geht es doch darum, dass Unfassbare greifbar zu machen und die ur-menschliche Frage nach dem ‘Warum’ zu beantworten. Wie nach dem Amoklauf von Erfurt tauchen jetzt Forderungen auf, so genannte “Killerspiele” zu verbieten – so etwa der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Kriminologen wiesen darauf hin, dass in einigen Computerspielen das Töten zwar virtuell, aber dennoch aktiv, geübt wird. In einem Kinofilm sei der Zuschauer dagegen passiv. Meiner Meinung nach ist die Forderungen nach einem Verbot der “Killerspiele” gut gemeint, geht aber zu weit. Viele Dinge können missbraucht werden – sind aber nützlich oder harmlos. Mit der gleichen Begründung könnte man Messer verbieten, weil bereits Menschen erstochen wurden. Als Kind habe ich ‘Indianer und Cowboy’ gespielt und dabei meine Spielkameraden “erschossen”. Bislang bin ich kein Mörder. Computer gab es damals noch nicht. Hätte ich einen gehabt, hätte ich ihn bestimmt genutzt. Heute spiele ich keine Computerspiele, kenne aber Menschen, die das machen. Über die Spiele habe ich verschiedenes gehört. Zum einen, dass sie die Hemmschwelle für Gewalt senken. Zum anderen, dass sie das Reaktionsvermögen und die Fähigkeit zur Zusammenarbeit trainieren (im Fall der Massively Multiplayer Online Role-Playing Games wie Final Fantasy). Auch angesichts des Massakers gilt für mich: Computerspiele sind ein Ausdruck der Freiheit in einer offenen Gesellschaft. Diese Freiheit ist ein hohes Gut, das der Staat so wenig wie möglich einschränken darf.
Silicon-Redaktion

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  • Ich kann es nicht mehr hören
    Mensch, könnt ihr nicht mal andere Studien aufstellen, als dauernd nur diesen populistischen Quatsch nachzuplappern?

    So gilt es als sicher, dass die Amokläufer zum Großteil innerhalb der letzten 48h vor der Tat Brot gegessen haben... also sollte man besser auch Brot verbieten...

  • Familie
    Komisch, dass Millionen andere Menschen auch diese Spiele spielen und im echten Leben keiner Fliege was zu Leide tun.

    Was ist denn mit dem familiären Umfeld? Und wieso kommt ein Kind an Schusswaffen??? Diese Themen sehe ich in der öffentlichen Diskussion absurderweise kaum.

  • Verbote bringen gar nichts
    Selbst wenn man ein Gesetz erläßt das den Vertrieb und den Gebrauch von 'Ballerspielen' verbietet, was kommt dann? Große Hersteller werden sich daran halten, aber mit den heutigen Mitteln kriegt so was auch eine Muckelbude an der Ecke hin. Und die alle zu finden, viel Spaß! Und sollen auch die Anwender kriminalisiert werden? Das macht es A) noch interessanter und B) wie soll man das nachprüfen? Onlinedurchsuchung wegen Verdachts auf Ballerspiele? Nein, die Verantwortung liegt bei der Gesellschaft, indem jede Beziehungsperson auf Kinder und Jugendliche einwirkt, die sich damit beschäftigen.

  • Schützenverein verbieten
    Die Aussagen von Marcus kann ich nur unterstützen.

    In dem Fall von Winnenden konnte Tim die Waffen bestimmt nicht handhaben, weil er Counterstrike gespielt hat. Der Schlüssel ist hier der Sportschützenverein. Wenn man plakativ sogenannte Killerspiele verbieten möchte, dann müßte man auch die Schützenvereine verbieten.

    Unter den Leuten, die sofort Ego-Shooter verbieten würden, sind bestimmt genügend vorhanden, die "sportlich" Autofahren und Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer willentlich in Kauf nehmen. Hier findet trotz unnötigen Verkehrstoten auch kein Verbot statt.

    Das bei Software-Spielen die Gefühlswelt auf irgendeine Art und Weise beeinflusst wird ist gut vorstellbar. Aber man muss damit umgehen lernen, wie in anderen Lebensbereichen auch.

  • Verbietet die Verbote!
    Ich kann mich den Vorrednern Thomas und Marcus nur anschließen!

    Wenn die Schüler immer schlechter werden, schafft man die Noten ab!
    Wenn Banker Mist bauen, springt der Steuerzahler ein!
    Wenn das Elternhaus versagt, schafft man (Baller)spiele ab!

    Im konkreten Fall: Die Eltern eines in psychatrischer Behandlung stehenden Kindes, die sich nicht ausreichend um das Kind kümmern und die eine scharfe Waffe samt Munition im Haus haben, gehören wegen Beihilfe zum Mord in 15 Fällen abgeklagt und mit besonderer Schwere lebenslang weggeschlossen!

  • Zensur im Anmarsch
    Worum es eigentlich geht, ist die Zensur. Eine kausale Implikationt aus der Existenz von 'Killerspielen' auf zunehmende Gewalt zu schließen ist schon deshalb Unsinn, weil Millionen pubertierenden Jugendlicher solche Spiele spielen, und Amokläufe eher die Ausnahme sind (wem diese Logik zu hoch ist, der sollte sich vielleicht nicht zu solchen Phänomenen äußern). Noch was zur Logik: Wer agressiv ist, der wird kaum Tetris spielen, sondern eher .. naja, ihr wisst schon. Also wird man auch solche Spiele auf seinem Computer finden.

    Wichtiger ist den Befürwortern des Verbots, dass sie dieses scheißliberale Computerzeug - sei es Internet oder Computer-Spiele - endlich unter ihre Kontrolle bringen könnten, was sie früher mit 'Selbstzensur' oder offiziellen Verboten von Büchern oder Filmen viel einfacher konnten (wenn es auch damals vergeblich war). Aber die neue Computerkultur ist diesen Menschen ein Greuel, weil sie sie letzten Endes nichts mehr kontrollieren können. Selbst ein Verbot des Verkaufs von 'Killerspielen' hätte als Konsequenz lediglich, dass den Interessierten noch immer die Möglichkeit bleibt, solche Spiele selbst zu entwickeln, was mit heutigen Werkzeugen nahezu jedem nicht ganz blöden Fünfzehnjährigen möglich wäre.

    Es geht nur um Zensur, damit die fetten Herren ihre Macht über den Verstand der Jugendlichen erhalten. Wer nicht mehr zur Kirche geht, wem die Schule am Rückgrat vorbei geht, das verblödende staatliche oder konsumorientierte private Fernsehen nicht mehr sieht, der ist kaum noch indoktrinierbar mit den 'guten' alten Werten unser katholisch konservaten Altvorderen. Da muss doch auch die letzte Bastion noch gerissen werden können; also her mit der Zensur über den Computer!

  • Warum nicht bei den Grundlagen anfangen?
    Jaja, und wieder einmal ist es soweit. Kaum ist der Amoklauf vorbei sind die Ego-Shooter wieder schuld. Ich kann mich hier meinen Vorredner nur anschließen, von einer Korrelation auf eine Kausalität zu schließen ist etwas zu mutig. Immerhin benutzen Amokläufer auch Waffen, vielleicht wäre es da nicht sinnvoller Waffen für Privatpersonen zu verbieten? Das hätte den Vorteil, dass man ne Pistole nicht eben mal in 5 Minuten kopieren kann (Spiele kann man brennen und verteilen) und auch nicht mal eben sein Torrent anschmeißen kann, um sich ein Gewehr runterzuladen. Ein Waffenverbot für Privatpersonen würde es deutlich schwieriger machen an Waffen zu kommen, als es bei einem Spieleverbot "schwierig" wäre an diese Spiele zu kommen.
    Daneben ist der Nutzen von Computerspielen mittlerweile auch nicht mehr umstritten. Klar, es gibt einige Studien, die zeigen, dass Ego-Shooter uns in hirnlose Killer verwandelt, aber wer sich diese Studien mal aus wissenschaftlicher Sicht anschaut, bemerkt schnell dass sie alles andere als repräsentativ sind. Es gibt im Studien-Gewirr allerdings auch eine erfreuliche Ausnahme, die jeder Politiker, der nach Verbot schreit, sich mal durchlesen sollte: Grand Theft Childhood.
    Es ist nicht nur die größte, sondern auch längste bis dato gemachte Studie zur Auswirkung von Computerspielen auf Jugendliche und kommt zu manch interessantem Ergebnis. Ja, auch diese Studie bestätigt eine erhöhte Aggressivität bei Jugendlichen, die nicht altersgerechte Spiele spielen (aber es gibt ja auch Ego-Shooter ab 16), aber nicht in einem solchen Ausmaß, dass man von in Killer verwandelnde Spiele reden könnte.
    Alles in allem kann man sagen, dass nicht die bösen Ego-Shooter an allem Schuld sind (mal nebenbei, was ist eigentlich mit anderen zum Töten animierenden Spielen, wie bspw. auch WoW, immerhin besteht der Hauptteil des Spiels aus dem Töten von Mobs oder andern Spielern?), sondern das diese Menschen vorher schon nicht ganz richtig im Kopf waren, eine hohe Gewaltbereitschaft hatten, leicht an Schusswaffen kamen(!) und die, statt ihre Aggressivität durch den Konsum von Computerspielen in den virtuellen Raum zu sublimieren, eben diese Aggressivität am Computer noch zu steigern gesucht haben.

  • Vielleicht sollte man eher die Veröffentlichung abkürzen
    Ich bin der Meinung das es keinen wirklichen Zusammenhang mit "Ballerspielen" und solchen Vorfällen gibt.
    Man denkt ja auch nicht über das verbot von Rennspielen nach, nur weil die Zahl der Unfalltoten so hoch ist.
    Das Ansatz sollte eine zurückhaltendere Berichterstettung sein. Das möglich Täter nicht motiviert werden hier ihr Portal zu finden um sich mitzuteilen. Denn wer sich nicht verstanden fühlt weiss das er etwas anstellen muss und schon wird Presse und Funk sich daraufstürzen und eine Sondersendung jagt die nächste, bzw. die Zeitungen können noch ein paar mehr Seiten an den Leser bringen. Wenn die saber nicht breit getreten werden würde wäre die Motivation bestimmt nicht so hoch. Doch das wird sicher nicht passieren, denn es zählen unter dem Strich nicht die Opfer sondern die Auflage oder die Quote.
    Einen schönen tag noch bis zum nächsten Zwischenfall.

  • Wieso ist denn Mord verboten?
    Das Argument, ein Verbot von Killerspielen hätte keinen Sinn, weil der Vertrieb nicht vollständig kontrolliert werden kann, darf so nist gelten.
    Denkt man dies zu Ende, bräuchte man auch kein Verbot für Mord, denn es ist nicht vollständig verhinderbar, dass Mord stattfindet. trotzdem hat sich unsere Gesellschaft Regeln inform von Gestzen gesetzt, die besagen, was erlaubt ist und was nicht. Diese gelten, ob sie kontrolliert werden oder nicht.

    Insofern KANN man Killerspiele verbieten - und wo immer es geht, die Einhaltung dieses Verbotes einfordern. Gleichzeitig müssen wir aber daran arbeiten, zu ergründen, warum das Töten von Menschen und die Zerstörung überhaupt in unserer Gesellschaft als Unterhaltung empfunden wird.
    Hier muss Erziehung ansetzen - hier ist auch kein kurzfristiges Ergebnis zu erwarten. Wenn wir uns die Entwicklungstrends in der westlichen FREIEN Gesellschaft ansehen, so ist zu erkennen, das nach und nach nahezu alle moralischen Schranken gefallen sind. Ob Pornographie, Gewalt, Schadenfreude oder Voyerismus - alles wird gewinnbringend zur Unterhaltungsware.

    Diese Entwicklung unsrer Gesellschaft vollzieht aber kein höheres Wesen, sondern sie wird von uns, den Bürgern vollzogen (hingenommen) - ok, oft in vorauseilendem Gehorsam profitorientierten Medienunternehmen gegenüber. Um ein angestaubtes Wort zu gebrauchen: "Es muss ein Ruck durch unsere Gesellschaft gehen." Wir müssen bereit sein, Teile unserer "Freiheit" zu opfern, wenn wir erreichen wollen, dass unsere Gesellschaft (-sordnung) eine langfristige Zukunft haben soll.

    Sonst befürchte ich, dass eine killerspieltrainierte Jugend, wenn sie irgendwann politische Verantwortung trägt, keine andere Wahl kennt/hat, als in Konfliktsituationen auf Gewalt als einziges Lösungsmittel zu vertrauen. Wohin das führt, haben 8 Jahre G.W. Bush anschaulich vorgeführt.

    J.-L. P.

  • css
    lol killerspiel sollen nich verboten werden warum eig nur weil die amokleufer css oder andere spiele spielen huuuu bei css oder auch cs genant ist es so dass man geißeln retten muss und nich töten und man muss nur die teroristen killen sagen wir so ein ganz normaler banküberfall du bist ein polizist was machst du warten bis der täter noch mehr geißeln killt oder killst du ihn als erstes?????
    warum wird css immer gleich als erstes gnat ja weil es das meiste onlein ego shooter is lol und jetz ein verbot looooooooooooooll kannst vergessen XDDDDDD

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