Iran nutzt Nokia-Siemens-Technologie für die Internet-Kontrolle

Neben der Monitoring Center sind offenbar auch die so genannte ‘Intelligence Platform’ im vergangenen Jahr an Teheran geliefert worden, wie das Wallstreet Journal (WJS) berichtet.

Wie der Unternehmenssprecher Ben Roome gegenüber dem WJS erklärte, seien in der zweiten Hälfte 2008 zumindest Teile für Überwachungstechnologien in den Iran geliefert worden. Diese seien Bestandteil eines größeren Vertrages bei dem NSN auch Mobilfunktechnologien geliefert hatte.

“Man verkauft das Netzwerk, also verkauft man intrinsisch auch die Fähigkeit, das zu überwachen, was über dieses Netzwerk läuft”, so Roome weiter.

Die ersten Berichte über einen Verkauf der Technologie an Teheran stammen von Erich Moechel, einem Journalisten des ORF-Ablegers. Demnach hätte das Joint Venture das Monitoring Centre wie auch die Intelligence Plattform in 90 Installationen in 60 Länder geliefert. Auch silicon.de berichtete damals über die Technologie.

Google spuckt zwar noch ein Ergebnis für die ‘Intelligence Platform ™’ auf den Seiten von NSN aus, jedoch führt der angegebene Link inzwischen genauso ins Leere wie der Link zum Monitoring Center. Im Anriss heißt es hier: “Das Monitoring Center von Nokia Siemens Networks eignet sich ideal für die Überwachung aller modernen Technologien und aller Arten der Kommunikation über…” Auch über die seiteninterne Suche sind derzeit keine namentlichen Nennungen des Produktes zu finden. Es gibt jedoch einen Flyer in dem das Unternehmen über Lösungen für Regierungen informiert.

Die Intelligence Platform kann Daten aus verschiedenen Behördendatenständen, aus Verkehrsdaten oder der Telekommunikation verarbeiten, analysieren und dann auffällige Muster herausstellen. Auch eine Spracherkennung ist enthalten. Ergänzende Informationen zu den NSN-Produkten und Ausschnitte aus Produktprospekten gibt es in dem Blog von Kai Raven.

Silicon-Redaktion

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  • Klarstellung zu o.g. Bericht über Nokia Siemens Networks
    Die Darstellung, Nokia Siemens Networks (NSN) hätte Technologie zur Überwachung des Internets im Iran geliefert, ist falsch. NSN hat im Iran zwei Mobilfunknetze errichtet, die es, nach der Ausweisung vieler Reporter, der iranischen Bevölkerung ermöglichen, untereinander und mit der Außenwelt nach wie vor zu kommunizieren. Im Rahmen dessen wurde 2008 an einen der beiden Netzbetreiber auch ein Aufzeichnungsgerät geliefert, das der Aufnahme von Sprachanrufen zur Verbrechensbekämpfung dient. Diese Systeme sind in allen Ländern in Telekommunikationsnetzen Pflicht, so zum Beispiel auch in Deutschland. Mit dem Gerät können weder Personen oder Rufnummern identifiziert, nachverfolgt, das Internet oder Textbotschaften kontrolliert, noch Daten analysiert werden. NSN hat dieses Geschäftsfeld im März 2009 verkauft und vertreibt diese Produkte nicht mehr. NSN hält strenge eigene und internationale ethische Richtlinen im internationalen Handel ein. Vor dem Geschäft hat NSN eindringlich die einschlägigen EU und UN Richtlinen geprüft. Diese sahen damals keine Handelseinschränkungen vor.

    Stefan Zuber
    Head of Communications West and South Europe
    Nokia Siemens Networks

  • Nokioa Siemens Wer hätte das gedacht
    Ja ja , wascht jetzt nur eure Hände in Unschuld...
    Ihr seit direkt mitverantwortlich für gefolterte und getötete Unschuldige.
    Ihr könnt euch eure Verbiegungen und Ausreden sparen...
    Keine freundlichen Grüße
    Gerhard

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