silicon.de: In den vergangenen Jahren gab es auf politischer Ebene Bemühungen, Spam einzudämmen, in den USA etwa mit dem CAN-SPAM Act of 2003. Der scheint nicht viel gebracht zu haben?

Rothe: Der Erfolg solcher Maßnahmen ist in der Tat äußerst beschränkt. Die wenigen spektakulären Verurteilungen unter dem CAN-SPAM Act hatten keinerlei Auswirkungen auf das Spam-Wachstum. Spam ist ein globales Problem. Kaum eine Spam-Kampagne wird im gleichen Land initiiert, versandt und empfangen. In der überwältigenden Mehrheit der Fälle sind nationalen Behörden die Hände gebunden, da sich die Spam-Urheber im Ausland befinden. Nationale Gesetzgebung stößt da sehr schnell an ihre Grenzen.


Robert Rothe
Foto: eleven

silicon.de: Botnetze wie das mittlerweile abgeschaltete McColo-Netz wurden von den USA aus betrieben. Brauchen die USA ein neues Anti-Spam-Gesetz?

Rothe: Nein, denn Gesetze bringen bei der Spam-Bekämpfung sehr wenig. Vielmehr sind effektive Abwehrmaßnahmen gefordert. So sind Versuche verschiedener Forscher-Teams zu begrüßen, in Botnets einzudringen und ihre Kontrollstrukturen von innen heraus lahmzulegen. Vor allem aber muss der Schutz vor Infektion mit Trojanern verstärkt werden, wobei insbesondere die Internet Service Provider und E-Mail-Service-Provider gefragt sind. Effektiverer Virenschutz, gekoppelt mit der Prüfung des ausgehenden E-Mail-Verkehrs, gehören zu den Grundanforderungen wirksamer Schutzmaßnahmen.

silicon.de: International wird das Thema Spam im 2006 gegründeten Internet Governance Forum diskutiert, von dem jedoch wenig zu hören ist.

Rothe: Einrichtungen wie das Internet Governance Forum können sicher einen Beitrag leisten, Rahmenbedingungen und gesetzliche Regelungen in den verschiedenen Ländern stärker zu harmonisieren. Die größte Bedeutung liegt jedoch darin, das Thema stärker in das Bewusstsein von Regierungen, Internet Service Providern, Unternehmen, vor allem aber der breiten Öffentlichkeit zu bringen. Eine direkte Rolle bei der Spam-Bekämpfung können sie dagegen kaum spielen.

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Silicon-Redaktion

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  • Viele Anti Spam Schutzmaßnahmen behindern erwünschte E-Mail Zustellungen.
    Viele Anti Spam Schutzmaßnahmen behindern erwünschte E-Mail Zustellungen. Seriöse Versender abonnierter E-Mail Newsletter müssen mittlerweile einen enormen Aufwand treiben, um die von den Empfängern bestellten, erwünschten und erwarteten E-Mails tatsächlich zustellen zu können.

    Immer neue und immer rigidere Anti Spam Schutzmaßnahmen treffen immer mehr falsche Ziele. Viele E-Mail Newsletter erreichen aufgrund von Spam Abwehr auf Provider Ebene nur noch 30 bis 60% ihrer Abonnenten. Ein Großteil der E-Mails wird bereits von den Servern der Internet Provider geblockt, bevor die Nachrichten zu ihren Empfängern gelangen.

    Nur einige wenige größere seriöse E-Mail Newsletter Dienstleister können es sich aufgrund des versendeten Volumens leisten, ständig ihre Versandtechnik den neuesten Anti Spam Methoden der Provider anzupassen. Und nur die großen, wirklich seriösen E-Mail Dienstleister schaffen es durch ständigen, aufwändigen Dialog mit den Internet Providern seriöse E-Mail Newsletter vor den Spamfallen zu schützen.

    Interessante Infos zu diesem Thema gibt es beispielsweise beim E-Mail Dienstleister infin: http://www.infin.de/service/index.php?page=VERS&mini=email
    Andere namhafte Dienstleister haben sicherlich auch noch Infos dazu.

    Schade ist allerdings, dass solche Dienstleister nicht ganz billig sind. Am Ende schaffen es dann doch hauptsächlich große Organisationen und echte Spammer, zu den Empfängern durch zu dringen. Hoffentlich wird das ja doch mal wieder besser!

  • Die Endanwender sind mit Schuld ...
    ... und solange sie meinen sich jedes Mail, dass die Spamfilter überstanden hat, sich auch ansehen zu müssen, solange werden solche Mails auch ihren Zweck erfüllen.
    Zusätzlich erlebe ich es immer wieder, dass Endkunden nicht einmal bereit sind 12? pro Jahr für ein vernünftiges Antivirus/Antispam-Programm auszugeben. Aber selbst wenn sie es haben sind immer noch viele nicht bereit es auch permanent laufen zu lassen, das behindert mich ja, bekomme ich dann zu Antwort.
    Denen ist halt nicht zu helfen, die müssen dann eben auch mit dem Spam leben und sollen nicht herumjammern wenn ihr PC von einem Bootnet gekapert wurde.

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