silicon.de: Es gibt Vorschläge, Spam durch Änderungen am Simple Mail Transfer Protocol (SMTP) oder im Domain Name System (DNS) zu bekämpfen. Was halten Sie davon?

Rothe: Viele Ideen werden weder der E-Mail-Realität noch der Komplexität des Spam-Problems gerecht. Statt ständig neue Verfahren etablieren zu wollen, sollten lieber die Möglichkeiten der bestehenden Standards begriffen und angewendet werden. Das ‘S’ im SMTP steht für ‘simple’, nicht für ‘stupid’. Es gibt heute so viele Möglichkeiten, Spam zu verbreiten, insbesondere auch über legitime Infrastrukturen.

Hinzu kommt, dass Spammer zunehmend alternative Verbreitungsmöglichkeiten für sich entdecken, zum Beispiel soziale Netzwerke, Microblogging-Services wie Twitter und Instant-Messaging-Dienste. Darüber hinaus ist die Durchsetzung solcher Änderungen langwierig und mühsam. Stattdessen sollte man sich darauf konzentrieren, die Schutzmaßnahmen zu verbessern, so dass Spam beim Empfänger gar nicht erst ankommt. Denn Spam, der den Empfänger nicht erreicht, bringt auch keinen Profit.

silicon.de: Nach Angaben der Europäischen Agentur für Internetsicherheit (ENISA) sind derzeit 95 Prozent aller E-Mails Spam. Wo liegt diese Quote Ihrer Meinung nach in fünf Jahren?

Rothe: Bei vielen Unternehmen liegt sie heute sogar schon bei über 98 Prozent, bei Privatanwendern ist sie oft etwas niedriger. Es ist zu erwarten, dass diese Quote das heutige Niveau zumindest halten wird und voraussichtlich noch steigt. Untersuchungen zeigen, dass die Response-Rate von Spam-Kampagnen immer weiter sinkt, so dass Spammer immer mehr E-Mails versenden müssen, um den gleichen Profit zu erreichen. Zudem ist die Kapazität der heutigen Botnets heute nahezu unbegrenzt. Mit einem Sinken des Spam-Anteils ist daher nicht zu rechnen.

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Silicon-Redaktion

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  • Viele Anti Spam Schutzmaßnahmen behindern erwünschte E-Mail Zustellungen.
    Viele Anti Spam Schutzmaßnahmen behindern erwünschte E-Mail Zustellungen. Seriöse Versender abonnierter E-Mail Newsletter müssen mittlerweile einen enormen Aufwand treiben, um die von den Empfängern bestellten, erwünschten und erwarteten E-Mails tatsächlich zustellen zu können.

    Immer neue und immer rigidere Anti Spam Schutzmaßnahmen treffen immer mehr falsche Ziele. Viele E-Mail Newsletter erreichen aufgrund von Spam Abwehr auf Provider Ebene nur noch 30 bis 60% ihrer Abonnenten. Ein Großteil der E-Mails wird bereits von den Servern der Internet Provider geblockt, bevor die Nachrichten zu ihren Empfängern gelangen.

    Nur einige wenige größere seriöse E-Mail Newsletter Dienstleister können es sich aufgrund des versendeten Volumens leisten, ständig ihre Versandtechnik den neuesten Anti Spam Methoden der Provider anzupassen. Und nur die großen, wirklich seriösen E-Mail Dienstleister schaffen es durch ständigen, aufwändigen Dialog mit den Internet Providern seriöse E-Mail Newsletter vor den Spamfallen zu schützen.

    Interessante Infos zu diesem Thema gibt es beispielsweise beim E-Mail Dienstleister infin: http://www.infin.de/service/index.php?page=VERS&mini=email
    Andere namhafte Dienstleister haben sicherlich auch noch Infos dazu.

    Schade ist allerdings, dass solche Dienstleister nicht ganz billig sind. Am Ende schaffen es dann doch hauptsächlich große Organisationen und echte Spammer, zu den Empfängern durch zu dringen. Hoffentlich wird das ja doch mal wieder besser!

  • Die Endanwender sind mit Schuld ...
    ... und solange sie meinen sich jedes Mail, dass die Spamfilter überstanden hat, sich auch ansehen zu müssen, solange werden solche Mails auch ihren Zweck erfüllen.
    Zusätzlich erlebe ich es immer wieder, dass Endkunden nicht einmal bereit sind 12? pro Jahr für ein vernünftiges Antivirus/Antispam-Programm auszugeben. Aber selbst wenn sie es haben sind immer noch viele nicht bereit es auch permanent laufen zu lassen, das behindert mich ja, bekomme ich dann zu Antwort.
    Denen ist halt nicht zu helfen, die müssen dann eben auch mit dem Spam leben und sollen nicht herumjammern wenn ihr PC von einem Bootnet gekapert wurde.

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