Andere Unternehmen, wie etwa der Tankkarten- und Maut-Systemanbieter DKV, treten ebenfalls nicht als Unternehmen in sozialen Netzen auf, lassen jedoch in gewissen Umfang deren Nutzung zu. “Wir erlauben den Zugriff auf Netzwerke wie Xing oder Facebook. Es gibt (aktuell) aber keine spezifische Policy für die Nutzung solcher Netzwerke. Wir haben aber eine Regelung, nach der die Nutzung nicht geschäftsrelevanter Seiten auf die Pausenzeiten gemäß Gleitzeitordnung eingeschränkt wird”, erklärt Markus Grimm, CIO bei DKV Euro Service.

Doch das wird voraussichtlich nicht immer so bleiben. “Das ist wie gesagt die aktuelle Regelung. Da uns jedoch durchaus bewusst ist, dass die Nutzung solcher Netzwerke zunehmend auch für den beruflichen Bereich wichtig wird, insbesondere Xing, und zudem die neuen, jungen Mitarbeiter als “digital natives” in ihrem Kommunikationsverhalten Seiten wie Twitter verwenden, überdenken wir die zukünftige Nutzung”, so Markus Grimm.

Aus ganz anderen Gründen untersagt der Personaldienstleister Esterbauer & Windisch Personalservice GmbH die private Nutzung von E-Mail und Internet. “Hauptgrund ist nicht, dass die Kollegen mehr surfen und weniger arbeiten, sondern rechtliche Gründe wie Datenschutz und Haftbarkeit der Geschäftsführer”, erklärt Benedikt Gasch. “Facebook, Lokalisten und andere sind auf der Firewall gesperrt. Lediglich XING ist für den Aufbau geschäftlicher Netzwerke erlaubt”, ergänzt Gasch.

Während man in den deutschen Chef- und Management-Etagen noch darüber tagt, ob und wann man was zulassen sollte stimmt die breite Masse bereits mit den “Füßen” ab. 400 Millionen Nutzer auf Facebook, LinkedIn mit 80 Millionen Benutzern und stetiges Wachstum auf XING und Twitter: Social Web ist inzwischen zu einer mehr oder weniger flächendeckenden Realität geworden.

“Die Realität zu verbieten macht keinen Sinn. Selbstverständlich steht es jedem Unternehmen frei, Ressourcen einzuteilen. Aber zu ignorieren, dass die Mehrheit der Angestellten auf sozialen Netzwerken aktiv ist, macht keinen Sinn”, kommentiert Jürgen Geck, CTO der Open-Source-Collaboration Open-Xchange.

Jene Netze bieten in Gecks Augen die Chance effizient und praktisch kostenlos an den Markt heranzutreten. “Ob die Omas, die Enkelkinder oder Interessenten die Produkte einer Firma finden, macht in den Anforderungen an die Technik keinen Unterschied.” Der Erfolg von Facebook beweise aber, dass das Konzept funktioniert. Geck warnt: “Firmen, die das ignorieren, werden unter der Erkenntnis von Gorbatschow zu leiden haben: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.”

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Silicon-Redaktion

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  • wie konnte ich bisher ohne das Fressnapf Gezwitscher überleben?
    Was für ein Schmarrn! Nur weil die Leute immer mehr Zeit mit dem elektronischen Tratschen verbringen und es für lebensnotwendig halten, heißt das nicht, dass man das während der Arbeitszeit zulassen muss. Dass Xing für geschäftliche Kontakte genutzt wird, sehe ich ja noch ein, aber dieses Gezwitscher ist doch ganz überwiegend hirnloses Geschwätz von Leuten die offensichtlich zu viel Zeit haben. Wenn man das für das "virale Marketing" einsetzen mag, o.k. gibt es bestimmt Anwendungen aber dann gehört das gesteuert, da kann sich nicht einfach jeder Mitarbeiter zum Firmensprecher machen.

    Gerade bei so hippen Modeartikeln wie Hundefutter ist Twitter ja bekanntlich unerlässlich ;-)

  • Die scheinen Twitter alle anders zu nutzen als ich :-)
    Ich bin jetzt auch schon mehr als ein Jahr bei Twitter, schaue mir aber NIE den allgemeinen Stream an. Da etwas Sinnvolles zu finden, würde an ein Wunder grenzen. Stattdessen nutze ich Twitter ausschließlich zur News-Verteilung. Ich habe die namhaften Verteiler in meiner Liste und bin so immer auf dem neusten Stand, was in der Welt vor sich geht. Ebenso sinnvoll ist es, sich Infos über Software-Updates zu holen oder Meldungen über Downtimes von Services. Und das klappt auch wunderbar mit Anwendungen für Handys. RRS Feeds nutze ich dagegen immer weniger. Twitter ist für mich deren Nachfolger.

  • Wer zu spät kommt bei Social Media
    Der Kommentar von Montaigne hier macht deutlich, wie wenig bisher von dem tatsächlichen Nutzen und dem Mehrwert durch moderne Kommunikation via Social Media gerade auch in Unternehmen tatsächlich bekannt bzw. verstanden ist.

    Auf Bloggerforum-Wirtschaft habe ich dazu einen ausführlicheren Blog-Beitrag veröffentlicht, der im Netz bereits rege diskutiert wird - und bei dem ich u.a. auch diesen Beitrag hier mitaufgenommen habe.

    Daß man ohne "Fressnapf"-Tweets überleben kann, ist dabei sicher nicht die Frage - Kritik in diesem Stil ist zwar nachvollziehbar und hin und wieder auch komisch, führt aber zu nichts außer zu den immergleichen reflexhaften Abwehrhaltungen, für die es sicher auch gute Gründe gibt - man muss ja in der Tat nicht überall mitmachen - und das das Thema "Social Media" auch völlig ausarten kann, zeigt ja die US-Serie SOUTHPARK auf wunderbare Weise: http://www.southpark.de/alleEpisoden/1404/

  • Benötigt wirklich jeder Mitarbeiter im Unternehmen Zugang zum social web?
    Dass Unternehmen heutzutage die Chancen des social webs nutzen sollten steht außer Frage. Aber benötigt wirklich jeder Mitarbeiter im Unternehmen Zugang zum social web? Muss ein Mitarbeiter aus der Produktion bei Facebook surfen? Oder muss die Buchhalterin twittern? Ich denke es reicht aus wenn die PR/Marketing Abteilung einen Zugang hat. Mehr nicht.

    Meines Erachtens vermischt der Artikel hier zwei Themen:

    1. Macht es für Unternehmen Sinn im social web vertreten zu sein?
    2. Dürfen Mitarbeiter während dar Arbeit privaten Tätigkeiten nachgehen?

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