Ja – Schirrmacher hat diesen Denkanstoß um die Weihnachtszeit herum geliefert. Nein – die jüngste Äußerung zu dem Thema stammt nicht von Schirrmacher sondern vom IT-Provokateur Nick Carr.

In seinem neuen Buch “The Shallows: What the Internet Is Doing to Our Brains” erklärt Carr, was wir eben schon von Schirrmacher gehört haben, nämlich dass wir wegen dem WWW immer mehr das eigenständige Denken verlernen. Früher habe man sich eines Themas noch durch Recherche, Reflektion und Debatten genähert. Heute bekomme man alle Antworten quasi auf dem Silbertablett serviert. Das mache uns träge und dumm. Sehen Sie Nick Carr im Interview mit den Kollegen von CNET:

Um das Video zu sehen, klicken Sie bitte auf das Steuerelement. Der Film startet nach einem kurzen Intro.

Müßig, die bereits Anfang des Jahres abgestandene Debatte noch einmal aufleben zu lassen. Man kann von der These halten was man will – an der Nutzung des Internet führt für mitten im Leben stehende Menschen kein Weg vorbei. Und auch nicht an der nächsten großen Technologiewelle, die da demnächst oder später kommen mag. Insofern betreiben sowohl Schirrmacher als auch Carr Nabelschauen im Elfenbeinturm.

Übrigens scheint nicht Carr von Schirrmacher abgekupfert zu haben, sondern vielmehr umgekehrt: Erstmalig hat der Amerikaner die Verdummungsthese nämlich im Juli 2008 aufgestellt, und zwar in seinem Artikel “Is Google Making Us Stupid?: What the Internet is doing to our brains” im “The Atlantic“.

Wir jedenfalls finden Google und Wiki klasse. So müssen wir Ihnen in diesem letzten Absatz nicht nochmal vorbeten, mit welchen Steilpässen sich Carr bislang schon in Szene gesetzt hat. Lesen Sie einfach hier.

Silicon-Redaktion

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  • Carr: Das Internet macht uns blöde
    Ja, und selbst dieser Artikel scheint ein weiteres Indiz für die Richtigkeit dieser These zu sein. Zitat: "... dass wir wegen dem WWW immer mehr das eigenständige Denken verlernen..."

    Wemwegen (bzw. wemhalb) verlernen wir das eigenständige Denken?!

    Hieß es bis vor kurzem noch, der Dativ sei dem Genitiv sein Tod, muß es heute wohl heißen: Das Internet ist dem Genitiv sein Tod.

  • Verdrehte Wahrheiten
    Man muss nicht alles wissen, man muss wissen, wo es steht.

    Das Denkverhalten hat sich verändert - unbestritten.
    Aber die Menschen werden dadurch nicht dümmer, sondern bequemer.

    Und was ist so schlimm daran, bei der Datenflut, die mittlerweile auf einen Menschen einströmt, gewisse Dinge auszulagern?

    Und das Internet ist quasi das kollektive Gedächtnis der Menschheit - jeder ist hier wichtig, nicht nur berühmte Personen mit ihren Zitaten und Taten.
    Was ich, "Thomas Unwichtig" im Netz schreibe, kann von Milliarden Menschen gelesen werden, auch wenn mir sonst nie keiner zuhört.

    Problematisch wird es nur durch die Angewohnheit des Menschen, sich fremde Meinungen zu eigen zu machen, wenn sie nur populär genug sind aber schon. Und zwar durch die Unreflektiertheit, mit der die Informationen aus dem Netz angenommen werden.

    Des öfteren schon hörte ich "Das steht doch bei Wiki" - aber muss es deshalb wahr sein? Gut, Die Daten bei Wiki sind am Ende im Hintergrund verifiziert und ausdiskutiert (was der Besucher so gar nicht mit bekommt).

    Alles als Wahrheit anzunehmen, nur weil es im Web steht halte ich für die eigentliche Gefahr. Aber das hat mit Dummheit oder Verdummung nichts zu tun.
    Hatte der geneigte Lehrling vor 100 Jahren noch genügend Zeit für sein Studium, so erlaubt die moderne Gesellschaft so etwas fast nicht mehr und man muss die Daten zwangsläufig "auslagern". Der Mensch merkt sich nur noch die Indizes, unter denen er die eigentliche Information abgelegt hat - oder sie eben findet.

    Das ist extrem effizient und erlaubt es uns, viel mehr Wissen in nie gekannter Kompression zu sammeln - und sogar für alle sichtbar, was im Todesfall dazu führt, dass unser Leben nicht völlig dahin ist.

    Kurz gesagt - wir denken nicht weniger oder weniger qualitativ - wir denken anders als die Menschen vor unserer Zeit.

  • @ Michael Hayer
    Schade, das hätte ich auch gern als Erster beigesteuert.
    Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod und die Copy & Paste Mentalität lässt uns tatsächlich nicht nur bequem werden, sondern auch intellektuell verarmen.
    Das "Gedächtnis der Menschheit" unreflektiert zu benutzen macht uns zu Lemmingen par excellence.

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