Die neue Sparte ergänzt die bisherigen Sektoren Industry, Energy und Healthcare. Der Sektor Industry wird sich künftig voll auf Industriekunden konzentrieren. Der Sektor soll dafür seine Branchenausrichtung optimieren und Potenziale im Servicegeschäft besser ausschöpfen. Die Aktivitäten der Division Industry Solutions werden künftig den Divisionen Industry Automation und Drive Technologies sowie der zu gründenden Division Customer Services zugeordnet.

In Infrastructure & Cities werden die Divisionen Mobility und Building Technologies (bislang Sektor Industry) sowie die Division Power Distribution (bislang Sektor Energy) zusammengeführt. Siemens bietet damit seine Lösungen für die intelligente Vernetzung und Steuerung des Stromverbrauchs gebündelt an. Im Fokus des neuen Sektors stehen zudem Energieeffizienz-Lösungen für Infrastrukturen sowie integrierte Mobilitätslösungen. Allein bei den Städten hat sich Siemens ein Marktvolumen von rund 300 Milliarden Euro ausgerechnet.

Ein Beispiel seien die Verkehrslösungen, die Siemens für die Londoner City geliefert habe, sagte Siemens-CEO Peter Löscher während einer Telefonkonferenz. Die Gründung des Sektors Infrastructure & Cities sei “nicht aus der Not geboren”. Die Geschäfte liefen nach der Restrukturierung der vergangenen Jahre hervorragend. “Wir lehnen uns jetzt aber nicht selbstgefällig zurück, sondern gehen in die Offensive.” Die Gründung der Sparte sei eine Wachstumsinitiative. “Wir fokussieren uns damit auf unsere Kundengruppen.” Das Ziel, 100 Milliarden Euro umzusetzen, will Siemens laut Löscher durch “organisches und inorganisches Wachstum” erreichen – mit inorganischem Wachstum dürften Zukäufe gemeint seien. Wo die neue Sparte ihren Hauptsitz haben wird, ist noch nicht entschieden.

Auf die aktuelle Atomenergie-Debatte angesprochen, sagte ein Siemens-Sprecher, dazu könne man sich aufgrund eines laufenden Verfahrens nicht äußern. Der Hintergrund: Siemens und das staatliche russische Nuklearunternehmen Rosatom wollten eigentlich ein Joint Venture gründen. Doch um dies tun zu können, muss Siemens erst aus dem Joint Venture mit dem französischen Rosatom-Konkurrenten Areva aussteigen. Hier läuft derzeit ein Schiedsverfahren. Nach Presseberichten soll Siemens mittlerweile überlegen, das Rosatom-Projekt ganz abzublasen.

Die derzeitige Atomenergie-Debatte habe unter Siemens-Kunden “noch nicht zu einer Bewegung geführt”, sagte Löscher. Dafür sei es auch noch zu früh. Er sei jedoch der Meinung, dass länderübergreifende intelligente Energienetze sowie Erneuerbare Energien in Zukunft an Bedeutung gewinnen würden. Siemens sei hier gut aufgestellt.

Neu ist zudem, dass im Siemens-Vorstandsressort Technology künftig Ressourcen gebündelt werden, um unbürokratisch Geschäfte anbahnen zu können, die auf neuen Technologien basieren. Das schließt Venture-Capital-Aktivitäten ein. Das Ressort ist darüber hinaus für konzernübergreifende Technologieplattformen verantwortlich – vor allem in Sachen branchenspezifische IT sowie für die konzernübergreifende Koordination von Partnerschaften mit IT-Unternehmen.


Wolfgang Dehen, Bild: Siemens

Siemens plant, seine Tochter Osram im Herbst 2011 an die Börse zu bringen. Dieser Schritt solle Osram mehr unternehmerische Freiheit geben, hieß es von Siemens-Finanzchef Joe Kaeser. Siemens strebe dabei eine Minderheitsbeteiligung an. Für den Börsengang wird Wolfgang Dehen – bislang Mitglied des Siemens-Vorstands und CEO des Sektors Energy – zum 1. April die Leitung der Osram-Geschäftsführung übernehmen. Nach Umwandlung der Osram GmbH in eine Aktiengesellschaft soll Dehen zudem Vorsitzender des Vorstandes werden.

Die Marke Osram wurde 1906 eingetragen, seit 1978 ist Siemens alleiniger Eigentümer. Osram sei heute die einzige weltweit bekannte Beleuchtungsmarke, sagte Kaeser. Die Wachstumsstory von Osram liege in der Entwicklung der Nachfrage: weg von der Einzelbeleuchtung, hin zu Beleuchtungssystemen. Osram sei zudem im LED-Geschäft stark. Energieeffiziente Produkte machten insgesamt 70 Prozent des Osram-Umsatzes aus.

Silicon-Redaktion

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  • Ist Krieg?
    "Offensive" kenne ich eigentlich nur aus der Sprache des Militärs.
    Diese sollte sich eine Redaktion, die etwas auf sich hält, nicht zu eigen machen. Auch wenn so etwa wie Krieg herrscht.

  • Reflex
    Da sind mir doch die Gänsefüsschen in der Headline durchgegangen. So gehts einem, wenn einem angesichts von Kriegsjargon die Pferde durchgehen. Nix für ungut! :-)
    Und an den Siemens: etwas mehr Hirneinsatz beim Verfassen von Kommunikationstexten, bitte.

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