500 Millionen Minus und ein verspätetes BlackBerry 10

Es sieht so aus, als müsste man sich um den BlackBerry-Hersteller Research in Motion langsam Sorgen machen. Die Verluste bei dem kanadischen Smartphone-Hersteller weiten sich immer mehr aus und auch der Hoffnungsträger BlackBerry OS 10 wird später als erwartet auf den Markt kommen. Ob die neu angekündigte Tablets die Wende bringen können?

“RIMs Entwicklerteams arbeiten unermüdlich daran, die Qualität und Zuverlässigkeit der Plattform zu gewährleisten, und ich werde das Produkt nicht aufs Spiel setzen, indem ich es zu früh ausliefere.” So begründete RIM-CEO Thorsten Heins die Verzögerung der Blackberry-10-Plattform. So muss der Hersteller damit vielleicht die wichtigste Technologie verspätet ausliefern oder vielleicht auch zu spät. “Ich bin zuversichtlich, dass die ersten Blackberry-10-Smartphones ein bahnbrechendes neues Smartphone-Erlebnis ermöglichen werden”, so Heins in einer Telefonkonferenz weiter. Die nächste Generation des Mobilbetriebssystems Blackberry OS werde demnach erst Anfang 2013 fertig sein.

 

 

Research In Motion hat im ersten Fiskalquartal 2013 (bis 02. Juni) einen GAAP-Nettoverlust 518 Millionen Dollar (412 Millionen Euro) oder 0,99 Dollar je Aktie erwirtschaftet. Gegenüber dem Vorquartal erhöhte sich der Fehlbetrag um 393 Millionen Dollar.

Der gestern veröffentlichten Bilanz (PDF) zufolge schrumpfte der Umsatz zwischen Anfang März und Anfang Juni um 33 Prozent auf 2,8 Milliarden Dollar (2,2 Milliarden Euro). Der Non-GAAP-Verlust, der Abschreibungen von 326 Millionen Dollar nicht berücksichtigt, lag bei 192 Millionen Dollar oder 0,37 Dollar je Aktie. Analysten hatten mit einem Minus von 0,04 Dollar je Aktie bei Einnahmen von 3,07 Milliarden Dollar gerechnet. Der Kurs der RIM-Aktie fiel nach Börsenschluss um 13,91 Prozent auf 7,86 Dollar.

Aufgrund der Verschiebung von Blackberry 10 und den zugehörigen Smartphones von der zweiten Hälfte 2012 auf Anfang 2013 ist RIM zunehmend von eigenen Barvermögen abhängig. Als Reaktion darauf kündigte das Unternehmen ein Sparprogramm an, das unter anderem die Entlassung von 5000 Mitarbeiten bis zum Ende des Fiskaljahrs 2013 vorsieht. Schon Anfang der Woche hatte der Morgan-Stanley-Analyst Ehud Gelblum gesagt, RIM müsse dramatisch schrumpfen, um überleben zu können.

Bei einer Telefonkonferenz mit Analysten kündigte Heins zudem neue Tablets an. Neue Playbooks befänden sich in der letzten Testphase und starteten “in naher Zukunft”. Zudem bevorzugten Kunden die Markteinführung von Blackberry-10-Geräten in einem ersten Quartal. RIM werde sich außerdem mit Blackberry 10 auf Smartphones mit QWERTZ-Tastatur für Einsteiger konzentrieren.

RIM erwartet, dass die nächsten Quartale eine “große Herausforderung” sein werden. Als Probleme nennt es geringe Verkaufszahlen, starken Wettbewerb und finanzielle Probleme als Folge der Verschiebung von Blackberry 10. Offenbar rechnet der Handyhersteller auch im zweiten Geschäftsquartal mit einem Fehlbetrag. Analysten erwarten einen Verlust von 0,06 Dollar bei Einnahmen von 2,84 Milliarden Dollar. Im dritten und vierten Quartal soll RIM wieder schwarze Zahlen schreiben.

Gerüchte, dass möglicherweise Microsoft bei dem angeschlagenen Hersteller nach dem Vorbild von Nokia einsteigen könnte, weist RIM zurück. Heins erklärte mehrmals, das Unternehmen von innen heraus neu aufstellen zu wollen. Auch eine Spaltung, soll es demnach nicht geben.

Das Unternehmen teilte silicon.de schriftlich mit: “RIM hat bereits vor einiger Zeit Berater engagiert, die uns bei der erfolgreichen Weiterentwicklung der BlackBerry Plattform durch Partnerschaften, Lizensierungsoptionen und strategischen Alternativen zu unserem Business-Modell unterstützen. Wie der RIM-CEO Thorsten Heins bereits zur Veröffentlichung der letzten Quartalszahlen (Q4 – 2012) betonte, “sei der beste Weg einen Mehrwert für unsere Stakeholder zu entwickeln, in dem wir unseren Plan der Firmenrestrukturierung erfolgreich umsetzen.“ Diese Aussage hat weiterhin Bestand.”

[mit Material von Stefan Beiersmann, ZDnet.de]

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