Huawei zeigt US-Markt die kalte Schulter

Xu wird unter anderem von der in der Financial Times zitiert. Auch die Nachrichtenagentur Reuters lässt Xu zu Wort kommen: “Das ist allgemein kein Markt, dem wir viel Aufmerksamkeit schenken.”

Die Aussagen des Executive Vice President fielen auf einer Analystenkonferenz in Shenzhen. In dieser Stadt hat Huawei den Hauptsitz. Wachstum komme inzwischen aus anderen Märkten, ergänzte Xu.

Gegenüber News.com hat Huaweis Vizepräsident für außerbetriebliche Angelegenheiten Bill Plummer die Haltung des Konzerns bestätigt. Der Kommentar von Xu “gibt die Realitäten unseres Providergeschäfts in den USA wieder.” Die großen Anbieter dort haben sich entschieden, keine Ausstattung von Huawei zu kaufen. “Wenn man die Situation bedenkt, wäre es sehr schwierig, den US-Markt zu einer primären Umsatzquelle auszubauen”, so Plummer. Das Engagement der Mitarbeiter für ihre Kunden sei dadurch allerdings unbeeinträchtigt.

Ein US-Regierungsausschuss hatte Huawei vergangenes Jahr in die Nähe der chinesischen Regierung und des Militärs gerückt. Er riet US-Netzbetreibern dringend von einem Kauf von Huawei-Hardware ab, um nicht Spionage zu ermöglichen oder zumindest zu vereinfachen. Daher haben bisher nur kleinere Provider wie Leap und Clearwire vereinzelt Geräte von Huawei angekauft. Allerdings haben auch große Namen wie Vodafone, Bell Canada oder auch die Telekom Malaysia Komponenten von Huawei im Einsatz.

Eine Untersuchung der Anschuldigungen blieb in den USA allerdings ohne konkretes Ergebnis. Einen interessanten Kommentar steuerte damals der deutsche Sicherheitsforscher Felix Lindner bei: Ihm zufolge sind Huawei-Router so voll von Fehlern, dass es für Spionage gar keine Hintertür braucht.

Keine Aussage konnte Reuters zum Endkundengeschäft von Huawei in den Staaten bekommen. Der Konzern hat für diesen Sommer ein neues Flaggschiff angekündigt, das er auch dort anbieten will. Der US-Launch ist von Marketing-Aktivitäten wie einem Toursponsoring der Band Jonas Brothers flankiert.

Relativiert wird das angebliche Desinteresse auch durch Huaweis Ausbau der Niederlassungen in den USA. Die Zentrale in Plano (Texas) ist zuletzt auf über 1000 Angestellte angewachsen. In Santa Clara (Kalifornien) entstand parallel eine Forschungszentrale mit mehreren hundert Mitarbeitern. Auch in PR- und Lobbyarbeit steckte der Konzern Geld.

Die USA sind indes nicht der einzige Markt in dem sich die Chinesen einer gewissen Skepsis gegenüber sehen. Auch die EU prüft Vorwürfe gegen den Ausrüster. Allerdings wollen die EU-Behörden prüfen, ob ZTE und Huawei mit Dumping-Angeboten den Markt verzerren.

[mit Material von Florian Kalenda, News.com]

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Redaktion

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  • Mobbing & Bashing

    Alle (!) einschlägigen Untersuchungen auf covert functions, Hintertüren, Spionageroutinen etc. - deutscher Unternehmen und auch US-amerikanischer Behörden - verliefen völlig ergebnislos.

    Es geht einzig und allein darum zu suggerieren, amerikansche Produkte seien sicherer und enthielten keine Sicherheitslücken oder gar Zero-Day-Vulnerabilities. Systematische Prüfungen legen aber nahe, dass dieser Eindruck falsch ist - das Gegenteil ist richtig.

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