Java-Installationen in Russland blockiert

Nutzer in Russland können kein Java mehr installieren. Oracle blockiert offenbar den Download. Das berichten zumindest mehrere Nutzer. Demnach leitet die Oracle-Website bei dem Versuch, Java herunterzuladen auf eine Fehlerseite um. Diese weist auf ein gültiges Embargo hin, das die Installation untersagt.

In Russland bekommen Nutzer beim Versuch, Java herunterzuladen, aktuell diese Fehlerseite zu sehen (Screenshot: ZDNet.de).

Beim Download-Versuch wird folgende Fehlermeldung angezeigt: “Java kann nicht auf Ihren Rechner heruntergeladen werden. Sie leben in einem Embargoland.” Außerdem heißt es auf der Fehlerseite, die in mehreren Sprachen zu finden ist: “Das Oracle Download Center enthält wichtige Schutzvorrichtungen, mit denen die Einhaltung der Exportbestimmungen der Vereinigten Staaten und der eigenen Oracle-Richtlinien zum internationalen Vertrieb von Software und Quellcode gewährleistet wird. Oracle beachtet alle Embargos und Handelssanktionen der Vereinigten Staaten gegen bestimmte Länder.”

Gegenüber ZDNet.com hat ein Nutzer in Russland bestätigt, dass er zu der russischsprachigen Fehlerseite umgeleitet wurde, als er Java installieren wollte. Jedoch nennt sie weder Russland noch ein anderes Land namentlich. Von Oracle oder aus Moskau gibt es bislang auch keine Stellungnahme, dass die Installation von Java in dem Land blockiert wird.

Die staatliche russische Nachrichtenagentur ITAR-TASS berichtete davon unabhängig am Freitag, dass der anonyme Zugang zu WLAN-Netzen durch die russische Regierung verboten wurde. Eine entsprechende Anordnung habe Ministerpräsident Dmitri Medwedew unterschrieben. Sie gelte für Einrichtungen wie Restaurants sowie für U-Bahnen, Parks und andere öffentliche Plätze. Künftig müssten Betreiber von WLAN-Netzen Nutzer mithilfe ihres vollständigen Namens identifizieren können. Zu diesem Zweck müssten Anwender einen Identitätsnachweis erbringen. Auch die verwendete Hardware soll identifiziert werden. Aus dem Bericht geht jedoch nicht hervor, was damit gemeint ist.

Später meldete ITAR-TASS unter Berufung auf Medwedews Sprecherin Natalia Timakowa, dass die Regierung über eine Änderung des zugrunde liegenden Gesetzes nachdenke. Die neue Regelung habe “gemischte Reaktionen in der russischen Gesellschaft ausgelöst”.

Auch Blogger könnten in Russland in Zukunft nicht mehr anonym agieren. Das berichtet Radio Free Europe/ Radio Liberty. Blogger mit über 3000 täglichen Lesern müssen sich bei der staatlichen Aufsichtsbehörde für Massenmedien, Telekommunikation und Datenschutz, Roskomnadzor, registrieren und sich den für russische Medien geltenden Richtlinien unterwerfen. Das sehe ein neues Gesetz vor.

Vor einigen Tagen hatte der russische Kommunikationsminister angedacht, dass Russlan von den Herstellern Apple und SAP den Sourcecode anfordern könne. Durch die Prüfung des Source-Codes will Russland ausschließen, dass Hintertüren in der Software für Spionage ausgenutzt werden können.

[mit Material von Björn Greif, ZDNet.de]

Andre Borbe

Andre ist Jahrgang 1983 und unterstützte von September 2013 bis September 2015 die Redaktion von silicon.de als Volontär. Erste Erfahrungen sammelte er als Werkstudent in den Redaktionen von GMX und web.de. Anschließend absolvierte er ein redaktionelles Praktikum bei Weka Media Publishing. Andre hat erfolgreich ein Studium in politischen Wissenschaften an der Hochschule für Politik in München abgeschlossen. Privat interessiert er sich für Sport, Filme und Computerspiele. Aber die größte Leidenschaft ist die Fotografie.

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  • "...
    dass der anonyme Zugang zu WLAN-Netzen durch die russische Regierung verboten wurde.
    ..."
    Womit Russland für Internetanwender faktisch die Rechtssituation geschaffen hat, wie sie in Deutschland längst Praxis ist. "Natürlich" gibt es in Deutschland kein Gesetz, das anonyme Internetzugänge verbietet - die Gesetzgebung schränkt jedoch die Rechte Deutscher derart ein, das der Betrieb anonymer Internetzugänge faktisch unmöglich gemacht wurde, da der Betreiber von Kummunikationszugängen letztlich für das als "Störer" (mit-)haftet, was er einem Internet-Anwender anonym ermöglicht hat.

    Ein Grundrecht auf anonyme Kommunikation gibt es in Deutschland ebensowenig wie in Russland, China und anderen "freien" Staaten der Erde.

  • Gehört dies jetzt zum Propagandakrieg?
    Alternativ wäre ja sonst der Ausstieg aus Java erforderlich, da nicht mehr frei zugänglich.

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