Fokus Smart Cities: EMCs IoT-Vermächtnis an Dell

Smart City und Industrie 4.0. (Bild: Shutterstock)

Bei EMC, das nach dem Aufkauf in das Unternehmen Dell EMC eingegangen ist, sind in Zukunft sicher auch hinsichtlich IoT Änderungen zu erwarten. Vorerst hat sich das Unternehmen auf kunden- und anwendungsspezifische IoT-Realisierungen fokussiert, allerdings mit der Aussicht, auf andere Felder zu expandieren.

Seit rund fünf Jahren beschäftiget sich EMC mit dem Thema IoT. Allerdings hatte das Unternehmen bis zu seinem Aufkauf durch Dell noch keinen dafür zuständigen Geschäftsbereich gebildet, wie dies viele Unternehmen tun. Die Herangehensweise war bisher anders. “Wir kommen über die Business-Anwendungen”, erklärt Elke Steinegger, die für den Presales-Bereich in Deutschland zuständig ist.

In diesem Fall sind das vor allem die Themen Smart City, für das EMC sogar einen eigenen für den europäischen Markt verantwortlichen CTO (Chief Technology Officer) hat, und das Thema Mobility, in dem Autohersteller und ihre Zulieferer zusammengefasst sind. Für Smart Cities gibt es auch ein eigenes Team für Geschäftsentwicklung und Entwicklung. Adaptiert werden die Lösungen für die anspruchsvollen Kunden, meist größere Städte, regional. “Wir betreiben derzeit bei IoT klassisches Projektgeschäft und verkaufen die Technologie vor allem an gute Kunden im Direktgeschäft, wollen aber natürlich expandieren”, sagt Steinegger. Es ist wohl davon auszugehen, dass sich die Voraussetzungen dafür durch das Zusammengehen mit Dell eher verbessern werden.

Ein Referenzprojekt ist beispielsweise die Stadt Chicago, deren Verwaltungsbehörden einen Bürgerservice und ein Informationssystem in Zusammenarbeit mit EMC realisiert haben. Auch in Peking entstand ein Bürger-Infodienst, der Informationen über die Verkehrslage, die Luftverschmutzung oder Feinstaub transportiert. In Rio de Janeiro wurde ebenfalls eine solche Lösung aufgebaut, in diesem Fall ein Data Lake, in dem Technologie von RSA, VMware und EMC stecken, genauso im Emirat Dubai (siehe Bild).

Aufbau des Smart-City-Proof-of-Concept für das Emirat Dubai (Grafik: DellEMC)
Aufbau des Smart-City-Proof-of-Concept für das Emirat Dubai (Grafik: DellEMC)

Ein Anwender aus dem produzierenden Sektor, der Großbagger und Industriebohrmaschinen herstellt, arbeitet mit einer EMC/Pivotal-Lösung, um vorbeugende Wartung zu realisieren. Die Implementierung solcher Lösungen obliegt häufig Partnern, in Deutschland beispielsweise Fritz & Macziol.

IoT-Services aus der Cloud bietet EMC derzeit noch nicht an, auch bei Dell EMC ist wohl am Anfang nicht damit zu rechnen. Zumindest hörte man auf der ersten gemeinsamen Veranstaltung der beiden Unternehmen in Deutschland unter dem Namen Dell EMC in Mainz Anfang Oktober noch nichts dergleichen. “Die Modelle dafür sind noch nicht ausgereift”, räumt Steinegger ein. Technisch strickt EMC die jeweiligen Kundenlösungen spezifisch aus vielen dafür in Frage kommenden Komponenten seines Portfolios zusammen und ergänzt sie gegebenenfalls durch Drittprodukte.

Detaillierte Lösungsblaupausen für die IoT-Welt

Immerhin gibt es schon recht detaillierte Modelle dafür, wie eine zukünftige Lösung aussehen könnte, die dann nicht mehr rein kundenspezifisch, sondern halb oder ganz fertig angeboten werden könnte. Die von EMC angepeilte Infrastruktur hat grob drei Schichten, wobei sich die mittlere, die Datenschicht, in zwei Sub-Schichten, nämlich Organisation und Datenmanagement sowie die aufgelagerte Ebene für Discovery und Analyse unterteilt. Darüber liegen die Anwendungen.

Softwareseitig verwendet EMC für die Realisierung solcher Lösungen gerade auf der Anwendungsebene viel Open Source, schließlich hat man mit Pivotal einen wichtigen Player in diesem Bereich im Haus. Ebenen übergreifend werden Sicherheitslösungen der Tochter RSA verwendet. Auf der Infrastrukturebene kommen Komponenten von EMC, VMware und in Zukunft natürlich verstärkt auch Dell sowie von Cisco als VCE-Partner zum Einsatz.

Die Blaupause für die Architektur von EMC realisierter Smart-City-Plattformen (Grafik: EMC)
Die Blaupause für die Architektur von EMC realisierter Smart-City-Plattformen (Grafik: EMC)

Ein näherer Blick sei auf das generische Konzept der Smart-Cities-Plattform geworfen, weil es zeigt, aus wie vielen Komponenten sich letztlich eine Gesamtlösung zusammensetzt. Die unterste Ebene bilden hier Vblocks mit Netzwerktechnik von Cisco, NSX als Netzwerk-Virtualisierungslösung und Grundlage fürs softwaredefinierte Netzwerken, sowie vSphere, mit dem das Rechnen virtualisiert wird.

Daneben stehen VNX und XtremIO als Speicherprodukte, die mit der VMware-Lösung vSAN und dem EMC VIPR Controller überlagert werden, um Virtualisierung zu liefern. Weiter stecken im Paket eine EMC Isilon und Elastic Cloud Storage, der Datenzugriff erfolgt über das Hadoop-Filesystem HDFS und andere Protokolle. Für den Datenschutz werden die EMC-Lösungen RecoverPoint, Avamar und EMC Data Domain eingesetzt.

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Die Datenebene besitzt eine Infrastrukturschicht, einen Data Lake und einen PaaS-Layer. In der Infrastrukturschicht stecken vielfältige Anwendungen, die die Grundlage der späteren Services bilden, zum Beispiel Data Warehouses und andere Datenbanken, Webserver etc. sowie Partner-Applikationen, die über eine Management- und Orchestrierungsschicht unter vCloud auf den virtualisierten Rechnerpool mit 192 Cores und 2 TByte Speicher zugreifen.

Die Data-Lake-Schicht wird mit Pivotals Big-Data-Suite, die Komponenten wie Redis, Spring XD oder HAWQ enthält, realisiert, dazu kommen Tableau für die Visualisierung, Attivio als Such-Tool und so weiter. Auf dieser Schicht werden neue Daten ins System eingebracht, alle Daten verwaltet und Services sind über einen Marktplatz zugänglich. Sie greift auf dieselbe Infrastruktur zu wie die Infrastrukturschicht. Zudem steckt in der Data-Lake-Schicht noch GreenPlum als Datenbank, die auf eine Data Computing Appliance mit 64 Kernen und 256 GByte Arbeitsspeicher zugreift sowie 137 TByte Speicher zur Verfügung hat.

Schließlich gibt es auf dieser Ebene noch den PaaS-Layer, der mit Pivotal Cloud Foundry realisiert wird und auf 360 Cores und 3,8 TByte Speicher zugreifen kann. Darauf folgen die Anwendungen, zum Beispiel Dashboards, Portale und Integrationsschnittstellen, über die die Plattform in größere Zusammenhänge integriert werden kann.

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Im Bereich IoT gibt es zahlreiche Initiativen und Konsortien, bislang laufen diese Bestrebungen jedoch überwiegend parallel nebeneinander her. Doch damit dies alles überhaupt funktionieren kann, braucht man neben neuen Produkten auch neue Standards – insbesondere für die Kommunikation der Geräte untereinander und für die Sicherheit. silicon.de gibt einen Überblick.

Quer zu all diesem, aber oberhalb der physischen Schicht mit ihren Vblocks werden von einer übergreifenden Sicherheitsschicht aus RSA-Komponenten die nötigen Security-Funktionen geliefert. Mit Hilfe dieser Blaupause realisiert EMC gegebenenfalls mit Partnern innerhalb rund eines Jahres eine schlüsselfertige Kundenlösung.

Weiterentwicklung auf allen Ebenen

Die Weiterentwicklung von IoT stehe derzeit noch vor Herausforderungen, die es schwer machen, verkaufsfertige Lösungen für Endkunden zu entwickeln, meint Steinegger: “Die Sensortechnik muss sich weiterentwickeln.” Insbesondere fehle es hier an Normen und Standards, auch die Schnittstellen müssten dringend vereinheitlicht werden.

Vor Herausforderungen sieht sich nun aber erst einmal EMC, denn es gilt, das Portfolio für den zukunftsträchtigen Markt IoT gemeinsam mit Dell in der nächsten Zeit auf eine neue Ebene zu heben und ein breiteres Kundenportfolio für die eigene Technologie auf diesem Gebiet zu begeistern. Heute stecken in den IoT-Lösungen von EMC beispielsweise Dell-Gateways. In Zukunft werden sie sicher zumindest ab und an auch Dell-Server umfassen, denn es erscheint sehr unwahrscheinlich, dass der Hersteller seine eigenen Ressourcen bei der Entwicklung komplexer IoT-Infrastrukturen dauerhaft außen vor lässt.