Einstellungsstopp bei SAP

SAP bestätigt ein hartes Sparprogramm. Börse Online hatte aus einem internen Memo des neuen Finanzchefs Luka Mucic zitiert, dass SAP bei Dienstreisen, externen Dienstleistern und Neueinstellungen aktuell den Rotstift ansetzt. Bereits im Sommer seien die Mitarbeiter zu sparsamen Verhalten aufgerufen worden. Das hatte aber offenbar wenig gefruchtet. Mucic reagiert nun mit einem drastischen Sparprogramm.

In dem vertraulichen Rundschreiben erklärt der neue CFO, dass sämtliche Neueinstellungen bis 2015 zurückzustellen sind. Das Schreiben, das Börse Online vorliegt ist auf den 1. Oktober datiert und trete auch mit diesem Datum in Kraft. Derzeit weist das Stellenausschreibungsportal von SAP intern rund 4000 offene Stellen aus. Für Mucic offenbar ein “unrealistisches Einstellungsverhalten in unterschiedlichen Geschäftsbereichen”.

Zudem seien alle Dienstreisen ohne direkten Kundenbezug zu stoppen. Gleiches gelte für den Einsatz externer Dienstleister. Mucic begründet diese Entscheidung damit, dass SAP die Zielvorgaben nicht erreicht, die das Unternehmen im Januar bekannt gegeben habe. Man wolle weiterhin die Kosten möglichst niedrig halten und auch in der Budgetplanung bleiben.

Es ist nicht das erste Mal, dass SAP sich solche Sparkurse verordnet. Schon vor etwa einem Jahr hatte der Konzern Dienstreisen, Werkverträge und auch den Einkauf von externen Dienstleistungen erheblich eingeschränkt. Aber auch 2009 wurden bereits solche Maßnahmen ergriffen.

Hohe Koste können für diesen Schritt verantwortlich sein. Aber möglicherweise fürchten die Manager in Walldorf auch eine Eintrübung der Verkaufszahlen. SAP will am 20. Oktober Zahlen zum dritten Quartal bekannt geben. Doch offenbar sollen die Auftragsbücher für das traditionell starke Jahres-Endgeschäft nicht den Erwartungen entsprechen. So gehen Analysten auch von einem Minus von etwa 1,2 Prozent bei den Lizenzverkäufen aus.

Möglicherweise hängt der Sparkurs aber auch mit den in den Augen vieler Analysten überteuerten Übernahme des Reisekostenabrechners Concur zusammen. Mit 6,3 Milliarden Euro wäre das die größte SAP-Übernahme. Steven Janata, Analyst des Beratungsunternehmens Crisp Research sieht das Problem jedoch nicht alleine bei der Concur-Übernahme, die er für teuer, aber nicht zu teuer hält. Auch für die Finanzierung und Kostensenkung hat er für die SAP-Leitung Vorschläge:

“SAP muss nun nach und nach mit teuren Übernahmen dafür zahlen, dass man allzu lange geschlafen hat an der Cloud-Front. Da ist es ein Segen, dass das Kerngeschäft noch immer eine Cash-Cow ist. Allerdings sollte man sich in Walldorf nicht zu lange darauf verlassen, mahnende Beispiele gibt es in der Branche genug. Es heißt also das Tempo hoch zu halten, mit weiteren Übernahmen ist zu rechnen. Vielleicht sollte SAP allerdings mal seine Finanzierungsstrategie überdenken. Statt die Übernahmen mit Fremdkapital zu finanzieren sollte der Konzern lieber die Dividende senken. Jeder Euro, der nicht sinnlos an einen Hedge-Fond in Form einer Dividendenausschüttung verpulvert wird, sondern in eine Übernahme fließt, ist besser allokiert. SAP wird das Geld noch brauchen, die wirklich harten Zeiten kommen nämlich erst noch.”

Redaktion

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