Oracle nutzt Chancen der Krise

Mit der Übernahme von Sun durch Oracle müssen sowohl Hard- als auch Software-Anbieter ihre Positionierung überdenken, meinen Wolfgang Schwab und Andreas Zilich, Analysten der Experton Group. Oracle ist damit der erste IT-Anbieter, der einen relativ kompletten Hard- und Software-Stack anbieten kann, von der Hardware und dem Betriebssystem über die Middleware bis zur Datenbank und Business Applikation.

Der Einfluss auf den Markt für Business Software und Datenbanken und die Wettbewerber

Mit dem Kauf von Sun differenziert sich Oracle weiter stark von seinen wichtigsten Wettbewerbern SAP auf der Business-Software-Seite und Microsoft und IBM auf der Datenbank-Seite. Wiederum sind die einzelnen Wettbewerber unterschiedlich stark betroffen:

SAP: Unterhält enge Partnerschaften mit allen großen Hardware-Anbietern, so auch mit Sun. Um SAP-Kunden, die Sun-Server einsetzen, auch in Zukunft optimal unterstützen zu können, wird SAP nicht umhin können, diese Partnerschaft weiter zu führen. Das gleiche gilt auch für Oracle, da das Sun Server Business ohne SAP-Kunden sicher deutlichen Schaden nehmen dürfte, falls diese Partnerschaft gefährdet würde.

Oracle hat mit der Übernahme von Sun nun auch die Hand auf der Vermarktung von Java, der Technologiebasis von SAPs Netweaver. Hier kann Oracle ein wenig Druck auf den Konkurrenten im Business-Software-Bereich aufbauen. Gleichzeitig laufen aber auch viele SAP-Installationen auf einer Oracle-Datenbank, sodass auch hier durchaus gemeinsame Interessen vorliegen, die nicht ohne weiteres geopfert werden können.

Microsoft: MS SQL setzt Oracle im Datenbank-Bereich insbesondere im Low-End- und Midrange-Segment seit Jahren unter Druck und hat in diesem Bereich deutlich Marktanteile gewonnen. Oracle kann nun zumindest im Low-End-Segment mit einem optimierten Bundle aus x64-Server und MySQL gegenhalten und so Microsoft unter erheblichen Druck setzen. Wie sich die Kräfteverhältnisse in diesem Segment entwickeln, bleibt abzuwarten.