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Deutsche Verleger bitten Steve Jobs zum Zensur-Gespräch

Mitte März hat Steve Jobs Post vom Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) und dem internationalen Dachverband FIPP bekommen. Darin bitten die Verleger den Apple-Boss zum Zensur-Gespräch. Konkret geht es um den Umgang mit Applikationen für iPad und iPhone.

“Wir leben in einer multikulturellen Welt. Das bedeutet, dass Inhalte, die in einem Land völlig akzeptabel sind, in einem anderen als ungeeignet erscheinen können”, heißt es in dem Brief an den Apple-Gründer. “Einheitliche Regeln für die ganze Welt sind eine Einschränkung der Pressefreiheit und der Wahlfreiheit für die Leser.”

An der grundsätzlichen Richtigkeit dieser Aussage ist nicht zu rütteln und, ja, Apple hat dafür gesorgt, dass der Generalschlüssel zum App Store in Cupertino bleibt. Darüber kann und muss man diskutieren. Dass der Unmut quasi parallel zum zunehmenden Börsenwert des Konzerns anschwillt, riecht zwar ein bisschen nach Erfolgsneid, steht aber auf einem anderen Blatt.

Wie aber kommen die Verleger – weltweit und in Deutschland – auf die Idee, Steve Jobs könnte mit ihnen sein Geschäftsmodell diskutieren? Weil auch sie dem Irrglauben erlegen sind, Steve Jobs habe die digitale Schiefertafel nur für sie erfunden.


Springer-Chef Döpfner: “Einmal am Tag beten und Steve Jobs danken.”
Foto: axel springer

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Silicon-Redaktion

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  • Der Köhler-Effekt
    Job´s Geheimnis ist die Geschwindigkeit. Apple redet nicht, sondern hendelt. Baut gute Produkte und Geschäftsmodelle und platziert sie perfekt am Markt. Genau das sollten die Verleger auch tun. Eines der Grundprobleme des Verlagswesens ist es, dass es kaum noch Verleger gibt, nur noch Geschäftsführer. Und dass Verlage damit auf Feldern agieren, auf denen sie sich wenig auskennen. Das führt führt zu den bekannten Problemen. Genau wie in der Politik. Unserem politischen Personal fehlt immer deutlicher die Kompetenz für den Umgang mit der Wirtschafts- und Finanzkrise. Auch hier geben andere die Richtung vor. Was, wenn Köhler hiervor intern gewarnt hat, abgewatscht wurde und deshalb hingeworfen hat?

  • Qualität statt Rumgejammere
    Ein sehr guter Beitrag. Wer zwingt die Verleger, die längst nur noch Kostenoptimierer sind, auf das iPad? Nennenswerte Nutzerzahlen sind damit kaum zu generieren, zumal in aller Regel noch die identischen Beiträge ja auch mit jedem Browser kostenlos abrufbar sind. Oder bei anderen Medien im Netz zu finden sind, die ebenso nur noch Pressemitteilungen und Agenturtexte veröffentlichen. Oder jeden Furz von Google (z.B. in der FAZ) oder jedes Apple-Gerücht willig veröffentlichen und sich dabei als digital naives (ohne T!) zum Handlanger der Industrie machen.
    Journalistische Qualität statt politische Kampagnen und den PR-Müll der INSM und Bertelsmann-Stiftung (wo Köhler ja schön mitgemacht hat als Schirmherr) sind gefragt und Beiträge abseits des Mainstream. Dazu bräuchte man mehr und bessere Journalisten und an der Verlagsspitze verlegerisch denkende Menschen und nicht austauschbare "CEOs", denen jede Branche fremd ist, aber kein Mittel, die Kosten zu drücken und herumzujammern über andere, die Erfolg haben. Jobs beherrscht seinen Job wie kein anderer. Die Verantwortlichen der großen Verlage sind durchweg Nieten und nur auf Gewinne fixiert. Ihre Leser (und Abonnenten!) interessieren sie nicht.

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