Vor allem die deutsche Plagiatsforscherin Professorin Debora Weber-Wulffist seit dem Bekanntwerden des “Fall Guttenberg” eine vielgefragte Expertin. Regelmäßig nimmt sie im Abstand von einigen Jahren Software zur Plagiatserkennung unter die Lupe – die jüngsten Ergebnisse wurden im Januar dieses Jahres veröffentlicht.

Auch silicon.de hatte damals darüber berichtet, ohne natürlich zu ahnen, welche Sprengkraft das Thema wenige Wochen später bekommen sollte.

Im Test 2010 nahm Weber-Wulff 26 Plagiat-Erkennungssysteme unter die Lupe. Für die Prüfung wurden neue Testfälle in Englisch und Japanisch entwickelt und jedes System mit 42 kurzen Essays geprüft. Darüber hinaus wurden die Benutzerfreundlichkeit der Systeme und die Professionalität der Unternehmen bewertet. Die Plagiat-Erkennungssysteme lassen sich demnach drei Kategorien zuordnen: teilweise nützlich, kaum brauchbar und nutzlos.


Professor Debora Weber-Wullf: “Das hat mit dem Internet nichts zu tun.”
Foto: HTW Berlin

“Teilweise nützlich” seien fünf Programme, “kaum nützlich” neun, nutzlos sogar 12 Tools. “Auch die besten Systeme finden maximal 60 Prozent der Plagiatsfälle”, kritisiert die Professorin – zu wenig für den Einsatz in der Hochschule. Sinnvoll sei die Software allenfalls, wenn man einen konkreten Verdacht habe, aber anderweitig nicht fündig werde. Grundsätzlich könne sie keines der Systeme für die generelle Benutzung empfehlen. Am besten fährt die Wissenschaft nach ihren Worten immer noch mit Google.

“Bei Verdacht muss man ein paar spezifische, seltene Wörter, die im Text nahe beieinander stehen, in die Suchmaschine eingeben”, sagt Weber-Wulff nun der Nachrichtenagentur dpa. Das hätte auch im Fall Guttenberg geholfen. Wer etwa die Wörter “säkularer laizistischer” und “multireligiösen” googelt, stößt schnell auf den Artikel, aus dem der Verteidigungsminister abgeschrieben haben soll.

Die Suchmaschinen finden durchaus Texte, die nicht offen im Netz zugänglich sind. Denn viele wissenschaftliche Zeitschriften erlauben Google und Co, die Artikel zu indizieren. Wenn man dem Link folgt, landet man auf einer Seite, auf der Nutzer sich anmelden müssen – in der Regel gegen Gebühr.

Weber-Wulff verweist außerdem auf ein generelles Problem. Software könne Kopien finden, aber nicht alle Arten von Ideenklau. “Wenn ich einen Gedanken von anderen nehme und überarbeite, kann das ein Plagiat sein”, betont die Professorin.
“Das hat mit dem Internet nichts zu tun”, sagt sie auch. Trotzdem klagen nicht nur Universitäten sondern auch Schulen zunehmend über Web-Diebstahl: Kopien von Wikipedia-Artikeln oder anderen Internet-Quellen werden als Hausarbeiten eingereicht, Aufsätze bei Hausarbeiten-Börsen gekauft und als eigene Werke ausgegeben.

Ein Programm, das unter anderem von Schulen genutzt wird, ist die Software Plagiarism Finder der Paderborner Firma Mediaphor. Vorstand Gunter Wielage erklärt gegenüber dem Online-Portal Standard.at wie das Tool funktioniert. Die Software durchsucht das Internet nach bestimmten Wortfolgen und zeigt anschließend die duplizierten Fundstellen an.

Wielage räumt ein, dass die Software nicht lückenlos alle Plagiate finden kann und “nicht in wissenschaftlich Tiefe geht”. Erfolge werden trotzdem gemeldet. “Gerade viele Lehrer berichten uns, dass die Plagiatsfälle stark zurückgehen, wenn die Schüler wissen, dass ihre Arbeiten überprüft werden.”

Outsourcing-Destination Indien hat hier bereits ein neues Geschäftsmodell entdeckt. Allen voran Schüler und Studenten in Australien haben das Outsourcing für sich entdeckt. Sie vergeben ihre Hausaufgaben an Online-Dienste in Indien oder Pakistan. Eine komplizierte Mathe-Aufgabe wird dort schon für 2 Dollar fremdgelöst. Für Aufsätze, Thesenpapiere oder Seminararbeiten muss man tiefer in die Tasche greifen. Auch wer es eilig hat, muss mehr zahlen. Webseiten wie Dissertation India bieten die Erledigung von Hausaufgaben zu Festpreisen an.

Auch Professorin Weber-Wulff kennt das Problem. Erst kürzlich habe ihr ein Kollege erzählt, “dass einer seiner Studenten seine Aufgabe als Jobangebot bei einer indischen Jobbörse gepostet hatte und um die 25 Euro für eine Lösung bot.” Zwar bieten die indischen Ghostwriter ihre Diensten nur auf Englisch an. “Aber es gibt Fächer, in denen es nicht auf Prosa ankommt, sondern auf Programmcodes oder chemische Ableitungen”, so die Expertin.

Im Gegensatz zu wahllosem Copy & Paste auf dem World Wide Web haben Hausarbeiten ‘made in India’ zudem einen entscheidenden Vorteil: Sie sind maßgeschneidert und damit immun gegen Plagiats-Software.

Silicon-Redaktion

View Comments

  • Guttenberg-Plagiat
    Wieso überprüft die Uni-Bayreuth nach der Abgabe schriftlichen Doktorarbeit von Herrn Guttenberg nicht das Dokument auf vorhandene Plagiate und erst 2011.
    Es gibt ja z.B. eine spezielle Software mit dem Namen Turnitin, die an der Uni-Bielefeld seit Jahren erfolgreich zum Auffinden von Plagiaten eingesetzt wird.
    Dies ist wieder ein Beweis für das marode Bildungssystem in Deutschland.

  • Tja, ...
    Warum die Uni Bayreuth nicht geprüft hat?
    Ganz klar: Wenn so einer wie Herr Baron kommt und einen Doktor braucht,
    werden alle Türen geöffnet. Ohne Fragen und anderen Unahnnehmlichkeiten.
    Schliesslich ist da ja ein Herr von und zu Baron bei uns. Hat man ja nicht immer.
    Da ist der Fehler nicht im Schulsystem, sondern der Fehler liegt in ein paar älteren Gehirnen, die nicht mehr richtig Ticken.Wenn ich dort meinen Doktor machen würde, müsste ich alle Hürden nehmen und würde nicht bevorzugt werden.

  • Guttenberg diskusion
    Was sind wqir deutsche doch für Kleingeister, es gibt so viele falsche Aussagen, so viele Neider die diesem netten, gebiledetem vor allem aber
    aufstrebendem Politiker nicht die Butter auf dem Brot gönnt. Diese ganzen Politiker die sich in die Diskusion einschalten um endlich auch mal wieder
    etwas sagen zu können. GIBT ES NICHTS WICHTIGERES FÜR DIE ANDEREN POLITIKER
    als die Frage echt oder unecht? Keiner von den Herren fordert den Rücktritt von
    BER-LUST-KONI der sex mit einer Minderjährigen hat darf noch immer frei herumlaufen und auch noch ein ganzes LAND REGIEREN....er läuft noch immer frei herum und kann machen was er will und bei uns ist es ein Staatsakt wegen einmal
    abschreiben hat er es wirklich, warum hat man das damals nicht gleich gesehen warum erst jetzt wer hat das aufgestöbert wer hat was gegen Herren Guttenberg.
    Das ist doch wohl der Hohn wer versucht ihn anzuschwärzen?
    Wenn er es war dann um himmels willen soll er den doc nochmal schreiben aber bitte NOCHT AUFGEBEN ODER UNTERKRIEGEN LASSEN ES GIBT VIELE DIE ZU IHNEN HALLTEN; ICH BIN STOLZ DAS HERR GUTTENBERG so käpft und ich hoffe er wird eines Tages unser BUNDESKANZLER.
    Viel Glück und Ausdauer
    Grüße aus Nürnberg c.wehenkel

  • zu Guttenberg Doktorarbeit Plagiat
    Es ist eine sehr üble Kampagne,um den beim Volk beliebten und geschätzten,
    Dr. zu Guttenberg, zu Fall zu bringen.

    Schon seit längerer Zeit wird versucht,ihn fertig zu machen.Als beliebtester Politiker, Strahlemann und eventuell Kandidat für die Wahl zum nächsten Bundeskanzler, ist er Manchen ein Dorn im Auge.

    Das beweist auch wieder die gegenwärtige Aktion um seine Doktorarbeit.
    Sollten nicht die Prüfer der Doktorarbeit von Herrn zu Guttenberg angeklagt werden,die so dumm waren und ihm vor 5 Jahren ein "summa cumlaude" gaben ohne scheinbar exakt diese Doktorarbeit zu prüfen. Normalerweise hätten sie die Originalzitate kennen sollen, da sie vermutlich zeitgemäß waren.
    In diesem Sinne unterstütze ich auch die Feststellung des Kommentators Herrn
    Huszmann.
    Ich selbst habe promoviert und weiß, das es einen "Doktorvater" gibt, der den Doktoranden betreut,sowie unabhängige Gutachter die die Arbeit prüfen und bewerten sowie zur Verteidigung zulassen. Die können doch nicht alle mit Blindheit geschlagen gewesen sein. Sie hätten die notwendigen Hinweise auf korrekte Einhaltung der Forderungen an eine Doktorarbeit geben und kontrollieren müssen.

    Wo man sich doch heute einen Titel käuflich besorgen kann, ist es doch ehrenwert, wenn Herr zu Guttenberg sich die Mühe gemacht hat, seine Arbeit selbst zu schreiben.
    Es könnte ja sein,das viele in den "Höheren Ebenen" Angst vor einem Minister mit gutem Benehmen, gutem Aussehen und Auftreten sowie einer bildhübschen und noch dazu intelligenten Ehefrau haben.
    Mein Kommentar sollte zum Nachdenken anregen.
    Ich gehöre keiner Partei an und mir geht es hier um den Menschen zu Guttenberg.

  • Also...
    Wo hier alle so schön ihre Meinung äußern, möchte ich mich doch mal auf eine recht neutrale Seite schlagen...

    Doch zuerst möchte ich etwas persönliches loswerden: Ich kann Herrn zu Guttenberg nicht leiden. Er ist für mich alles andere als ein sympathischer Strahlemann, etc. Ich empfinde ihn persönlich als ZU glatt und auf mich macht er einen fast schon hinterlistigen Eindruck. Über solche Dinge wie den Afghanistan Besuch mit seiner Frau und einer Reporterriege muss man hier jetzt nicht diskutieren; sie tragen aber auch nicht grade zu einer Verbesserung meines Bildes von ihm bei.

    Ich gehöre ebenfalls keiner Partei an und befinde mich grade im Studium, habe jedoch noch nicht promoviert.

    Was ich dazu zu sagen habe ist Folgendes:
    1. Hätten diese Plagiatsvorwürfe nicht eher auffallen müssen?
    2. Stimmen sie überhaupt? Es ist ja durchaus möglich, dass eigene Gedankengänge einer anderen, bereits publizierten Theorie oder Meinung gleichen und man daher schon Gefahr läuft, ein Plagiat niederzuschreiben.
    3. Stimmen diese Vorwürfe, sollte Herr zu Guttenberg umgehend zurücktreten; denn einen Politiker, der sich mit einer Doktorwürde schmückt, die ihm nicht zusteht, ist nun alles andere als repräsentativ.

    In jedem Fall steht für mich jedoch fest, dass ich - sollte dieser Mann tatsächlich Bundeskanzler der BRD werden - so bald wie möglich auswandere.

  • Guttenberg
    Guttenberg eine Witzfigur!!!
    Seine Stellungnahme in der Tagesschau um 12 Uhr war der absolute Witz dieses unfähigen Politikers. Wenn man diesen Menschen fragen würde, was Politik bedeutet würde er selst darauf keine Antwort wissen. Einfach nur unfähig, wie fast alle Politiker in der heutigen Zeit. Eine gezüchtete Generation der Verlogenheit Die Interessen dieser Leute gilt nur noch dem eigenen Ego, auf deutsch gesagt: Kein ARSCH in der Hose!

    Andreas Krause

  • Plagiate von zu Guttenberg
    Der Fall hat mit dem Verteidigungsminister gar nichts zu tun. Es handelt sich vielmehr unabhängig von dem Verfasser der Arbeit um einen hochnotpeinlichen Wissenschaftsskandal, wenn eine (zumal rechtswissenschaftliche) Dissertation mit summa cum laude bewertet und in dem renommierten Verlag "duncker & humblot" veröffentlicht wird, die derart dreiste Plagiate beinhaltet. Mit "vergessenen" Fußnoten sind die einkopierten Stellen schon deshalb nicht zu erklären, weil der betreffende Text jeweils als eigener erscheint und offensichtlich auch erscheinen soll! Wollte man nachträglich Anführungszeichen und Fußnoten ergänzen, wäre die zahlreichen "eigenen" Textpassagen schlicht verschwunden. Die von dem Verfasser gewählte Methodik darf man nicht einmal Schülern oder Studenten in schriftlichen Arbeiten durchgehen lassen. Der Doktortitel ist wegen des Täuschungsversuchs zweifelsohne abzuerkennen.
    Holger Barth
    Rechtsanwalt

  • zu Guttenberg
    Dieser Eiertanz kann einem schon Sorgen bereiten. Wie schon hier festgestellt worden ist, liegt das Dilemma erst mal innerhaöb der Universität. Dort wurde mit dreister Dummheit oder absichtlichem Wegschauen geprüft. Das Verfahren kann also nicht sauber gelaufen sein. An Universitäten außerhalb Bayern wäre das niemals gelaufen, dank "TURNITIN" und ähnlicher Software. Wenn jetzt eine Nachprüfung in Bayern stattfindet, dann wird danach der Dr.-Titel niemals aberkannt, dafür wird die CSU sorgen und der zuständige FDP-Minister wird schön die Füße stillhalten. Eines dürfte uns aber dieser Fall gezeigt haben, die hochgelobten Abiturnoten dort entstehen eben auf eine bestimmte Art und Weise.

  • Guttenberg Plagiat
    Besser wär es gewesen, Herr Guttenberg hätte doch den Titel (und die Haltung) " Verfassung und verfass es recht" für seine Dissertation zu wählen.
    Felix von der Nehrung

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