Der FC Bayern ist auch ein Medienunternehmen, erklärt Stefan Mennerich, Direktor Medienrechte neue Medien und IT beim Rekordmeister. Quelle: M. Strehlitz

Dass sich die Analyse von Daten auszahlt, zeigt das Beispiel des FC Bayern. Der Verein ist zwar vor allem noch ein Fußball-Club. “In zweiter Linie sind wir aber auch ein Medienunternehmen”, sagt Stefan Mennerich, Direktor Medienrechte neue Medien und IT. Der FC Bayern kommuniziert mit seinen Fans auf allen Kanälen, die zur Verfügung stehen – zum Beispiel über TV, der eigenen Website oder Social-Media-Seiten. Das Facebook-Profil des aktuellen deutschen Meisters verzeichnet zum Beispiel neun Millionen Freunde.

Die Informationen, die der Verein aus den verschiedenen Medien über seine Fans beziehungsweise Kunden erfasst, werden in einem Datawarehouse gesammelt. Dort werden sie mithilfe von IBMs Webanalyse-Software Unica ausgewertet. “Auf dieser Basis können wir segmentierte Services wie etwa Newsletter anbieten, die auf die verschiedenen Zielgruppe zugeschnitten sind”, erklärt Mennerich.

Die individuelle Ansprache lockt auch immer wieder auf passende Merchandising-Produkte. So werden mittlerweile 60 Prozent des Merchandising-Umsatzes online generiert. 3,5 bis 4 Millionen Euro pro Monat setzt der FC Bayern laut Mennerich im E-Commerce um.

Nach Meinung von Mollot schöpfen aber viele Unternehmen das volle Potenzial ihrer Analyse-Systeme noch nicht voll aus. “Man braucht einen ganzheitlichen Ansatz, um den optimalen Nutzen aus den Technologien zu ziehen”, so Mollot. Daten und die dazugehörigen IT-Werkzeuge seien das eine. Es sei aber auch wichtig, Geschäftsprozesse und die Kultur innerhalb des Unternehmens anzupassen. “Es bringt nichts, wenn eine Person zwar Erkenntnisse dank einer Analyse-Software gewinnt, aber nicht berechtigt ist, Entscheidungen auf Basis dieses Wissens zu treffen”, meint Mollot.

In vielen Unternehmen bedeuteten Daten vor allem Macht. Dort ginge es noch vorwiegend darum, Daten zu für sich zu behalten und sie nicht mit anderen zu teilen. “Wenn wir über Datenanalyse sprechen, müssen wir aber auch die Demokratisierung von Informationen reden”, sagt Mollot.

“Social Business ist eine Kulturrevolution”, erklärt Harald Schirmer, von Conti. Quelle: M. Strehlitz

Damit schlägt sie die Brücke zum so genannten Social Business – einem Konzept, das IBM besonders vehement vorantreibt. Wenn Unternehmen innerhalb der Organisation Social Software einsetzen, erfordert dies ebenfalls eine entsprechende Firmenkultur, in der Menschen bereit sind ihr Wissen zu teilen.

Automobilzulieferer Continental zum Beispiel hat damit bereits Erfahrungen gemacht. Das Unternehmen hat vor drei Jahren die Social-Software-Plattform Connections implementiert. Mittlerweile sind circa 50 000 Mitarbeiter in dem Netzwerk angemeldet. Rund 12 000 Nutzer sind pro Woche online.

“Social Business ist eine Kulturrevolution”, behauptet Harald Schirmer, der bei Conti für Veränderungsmanagement und Organisationsentwicklung zuständig ist. Mit der Einführung der Plattform stieß Conti daher auch einen kulturellen Wandel an. Mitarbeiter sollten sich unter anderem in Workshops Werte erarbeiten, an denen sie sich orientieren möchten. Dazu zählten dann etwa Vertrauen, Freiheit, Verbundenheit, aber auch Gewinnmentalität.

Wohin die Reise letztendlich führen wird, ist aber noch unklar. “Das weiß wohl bei dem Thema noch niemand”, meint Schirmer. Sicher sei aber, dass “Social Networking eine Langzeit-Investition ist”.

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Redaktion

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