Streaming-Streit: YouTube droht mit Aussperrung von Indie-Labels

Google könnte bald die Musikvideos von Künstlern wie Adele oder Arctic Monkeys aus YouTube entfernen, sollte es keine Einigung mit unabhängigen Plattenfirmen geben. Wie die Financial Times berichtet, will der Konzern Indie-Labels blockieren, die Googles neue Lizenzbedingungen für einen werbefreien, kostenpflichtigen Streaming-Service nicht unterzeichnen wollen, weil sie auf ein besseres Angebot hoffen.

“In wenigen Tagen” werde man die Inhalte von der Videoplattform entfernen, die sich nicht an die neuen Bedingungen halten, sagte Robert Kyncl, YouTubes Head of Content und Business Operations, gegenüber der Zeitung. Wie ein YouTube-Sprecher darlegte, würden betroffene Videos jedoch nur in Ländern gesperrt, in denen keine Verträge unterzeichnet wurden und nicht weltweit. Ungewiss ist, wie der Konzern mit Inhalten von freien Musikern umgeht, die bei keiner Plattenfirma unter Vertrag sind.

Mit dem neuen Streamingdienst sollen Nutzer die Möglichkeit haben, Videos ohne eingeblendete oder vorangestellte Werbung anzusehen, auch wenn sie offline sind. In den nächsten Tagen soll ein interner Test bei YouTube starten. Wann der Dienst veröffentlicht wird, ist noch nicht bekannt. Allerdings solle es noch im Lauf des Sommers so weit sein, erklärte eine mit der Entwicklung des Services vertraute Quelle gegenüber CNET.com.

“Unser Ziel ist es, Youtube weiterhin zu einer aufregenden Musikerfahrung zu machen, sowohl als weltweite Plattform für Fans und Künstler, über die sie in Kontakt treten können, als auch als Einnahmequelle für die Musikindustrie”, sagte ein Youtube-Sprecher. “Zu diesem Zweck führen wir abobasierte Funktionen für Musik auf Youtube ein. Wir freuen uns, dass wir schon hunderte Major und Independent Labels als Partner gewinnen konnten.”

YouTube zufolge sind etwa 5 Prozent der bei Indie Labels unter Vertrag stehenden Musiker von den anstehenden Sperren betroffen. Financial Times hatte von 10 Prozent beziehungsweise 5 Prozent aller auf YouTube aktiven Musikern berichtet. Noch komplizierter wird es bei Künstlern, die in verschiedenen Ländern von unterschiedlichen Plattenfirmen vertreten werden. In dem Land, in dem das dort zuständige Label YouTubes Lizenzbedingungen zugestimmt hat, werden ihre Songs auf der Videoplattform zu finden sein, in dem Land, in dem sich das ansässige Label weigert, den Vertrag mit YouTube zu unterzeichnen, aber nicht.

Unabhängige Plattenfirmen weltweit haben sich unter dem Dachverband WIN organisiert, um sich gegen die neuen YouTube-Lizenzbedingungen zu wehren. Sie haben zudem eine offizielle Beschwerde bei der Europäischen Kommission eingereicht. Allerdings haben dem Informanten von CNET.com zufolge einige Mitglieder von WIN mittlerweile Verträge mit YouTube geschlossen.

YouTube versucht offenbar mit einer engeren Zusammenarbeit mit der Musikindustrie, sich besser gegen die wachsende Konkurrenz zu positionieren. Mit der Übernahme von Beats Electronics hat Apple auch dessen Musik-Streaming-Dienst erworben. Darüber hinaus wechseln die Gründer Jimmy Iovine sowie Dr. Dre zum iPhone-Hersteller. Beider verfügen über sehr gute Beziehungen zur Musikindustrie. Des Weiteren hat Amazon vergangene Woche seinen Aboservice Prime um das Musik-Streaming-Angebot Prime Music erweitert. Noch im Sommer will Yahoo einen eigenen Videodienst starten. Sein Hauptverkaufsargument sind lukrative Konditionen für Inhalte-Anbieter.

[mit Material von Björn Greif, ZDNet.de]

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Andre Borbe

Andre ist Jahrgang 1983 und unterstützte von September 2013 bis September 2015 die Redaktion von silicon.de als Volontär. Erste Erfahrungen sammelte er als Werkstudent in den Redaktionen von GMX und web.de. Anschließend absolvierte er ein redaktionelles Praktikum bei Weka Media Publishing. Andre hat erfolgreich ein Studium in politischen Wissenschaften an der Hochschule für Politik in München abgeschlossen. Privat interessiert er sich für Sport, Filme und Computerspiele. Aber die größte Leidenschaft ist die Fotografie.

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