IT bringt neue Retter im Katastrophenfall

Die Deutschen vom Fraunhofer IAS wollen mit 360-Grad-Panoramabildern von den Straßenzügen dagegen ankämpfen, die über den Computer oder das Mobilgerät abrufbar sein sollen. Diese Rundum-Panoramabilder werden nach dem Vorbild der Google-Earth-Autos aus Fahrzeugen mit hochsensibler Kameratechnik aufgenommen. Die Bilder werden mittels GPS-Signal sofort geocodiert, um sie exakt in digitalen Karten verorten zu können. Die Bilder lassen sich auf jedem Bildschirm wiedergeben. Ein entsprechendes Informationssystem gestattet dem Nutzer, tausende von Panoramen zu verbinden, sich virtuell in der digitalen Welt zu bewegen und jeden Winkel einer Stadt zu untersuchen. Die Bilder des 3D-Laser-Scanners ermöglichen den Einsatzkräften, die Dimensionen der betroffenen Gebäude zu messen sowie Details sichtbar zu machen, die von der Straße nicht erkennbar sind, wie zum Beispiel weitere Nebeneingänge und Balkone als mögliche Fluchtwege.

Für die Beurteilung von Gebäudeschäden nach Explosionen oder Erdbeben wird an einem System getüftelt, das das European Center for Training and Research in Earthquake Engineering aus Pavia, Italien, vorstellte. Ein mit Sensoren voll gespickter Kleinlaster wurde vorgestellt. Der italienische Professor Alberto Pavese sagte: “Zu schnell werden Gebäudeschäden falsch eingeschätzt. Manche Gemäuer sind gar nicht akut einsturzgefährdet, andere Gebäudestrukturen sind von ihrer Statik so komplex, dass herkömmliche Bewertungsverfahren nicht ausreichen, eine tatsächliche Einsturzgefahr rechtzeitig zu erkennen.” Für beide Entscheidungen spielt die Zeit eine wichtige Rolle. Um kurz nach dem Schadensereignis reagieren zu können, setzt Pavese auf multiple und mobile Sensoren. Die Sensoren reichen von Messapparaturen mit elektromagnetischen Radiowellen über GPS-Empfänger zur exakten Verortung der betroffenen Gebäude bis zu IP-Kameras, die ihre Bilder direkt an den zugewiesenen Computer zur Analyse weiterleiten. Alle Sensoren und Empfänger sind kabellos verknüpft, also hochflexibel und mobil einsetzbar. Für jeden nur denkbaren Zweck. Hinzu kommen lokale Datenbanken. Kabellos können hieraus Karten des betroffenen Gebietes hochgeladen werden, oder auch lokale Daten von der Erdbebenstärke im Epizentrum, aktuelle Studien zum Erdbebengebiet oder GPS-Daten, um alle öffentlichen und wichtigen Gebäude oder Infrastrukturen in ein exaktes Schadens-Szenario integrieren zu können.

Für den einzelnen Betroffenen wurde ein Handy-System vorgestellt, das funktioniert, auch wenn die Mobiltelefon-Sender längst ausgefallen sein sollten. Es kommt ebenfalls aus Italien und wurde von Luca Chittaro von der Universität Udine präsentiert. Die Evakuierungshilfe identifiziert mit Hilfe von elektromagnetischen Wellen (über RFID) die Position der Evakuierungshilfe und des Handys selbst. Alle vier Meter sind im Gebäude RFID-Tags angebracht, die permanent ein schwaches Signal senden. Das RFID-Lesegerät im Handy kommuniziert mit den Transpondern und kann nun seinen Nutzer mittels dreidimensionaler Bildgebung von Fluren und Treppen zuverlässig zum Fluchtweg und aus dem Gebäude navigieren. Die Richtung, in der der Fluchtweg zu benutzen ist, wird im Display durch auf den Fluchtweg projizierte Pfeile deutlich gemacht. Notausgänge werden durch aufblinkende Lichter im Display markiert. Damit das System immer genau weiß, wo genau sich der Handynutzer befindet, wird alle 500 Millisekunden seine Position gemessen: mittels entfernungsabhängiger Signalstärke zwischen Lesegerät und den im Gebäude verteilten Transpondern.

Die Probleme, die aber immer noch zu lösen sind, heißen etwa: Ungelöste technologische Herausforderungen, hohe Anforderungen der Anwender hinsichtlich Ausfallsicherheit, die Vielfältigkeit vorhandener Organisationsstrukturen und die ungeordnete Landschaft isolierter IT-Anwendungen, die die Etablierung neuer Lösungen erschweren.

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Silicon-Redaktion

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