“Die Krise stärkt den Trend zum IT-Freelancer”

silicon.de: Etengo vermittelt weder in Festanstellung noch in Zeitarbeitsverhältnisse – ist das für Freelancer nicht ein Grund, sich einen anderen Vermittler zu suchen?

Dieter Dürr: Eher das Gegenteil ist der Fall. Ich habe in den vergangenen Jahren beobachtet, dass die zunehmende Ausweitung der Vertragsarten zu einem Vertrauensverlust führen kann – sowohl auf Kunden-, als auch auf Freelancer-Seite. Freelancing unterscheidet sich grundlegend von der Feststellenvermittlung und der Zeitarbeit, eine Vermischung führt daher zwangsläufig zu Schwierigkeiten. Das fängt bei den Prozessen und IT-Systemen an, die sich nicht einfach 1:1 auf andere Vertragsarten anwenden lassen, und endet oft in einer ungesunden internen Rivalität zwischen den einzelnen Geschäftssparten.

silicon.de: Eine fixe Vermittlerprovision von 10 Prozent finanziert sich nach eigenen Angaben durch “effizienter Prozesse” und “modernste Matching-Technologien” – was heißt das genau?

Nikolaus Reuter: Durch unsere langjährige Branchenerfahrung wissen wir, was Kunden und Freelancer von einem Personaldienstleister erwarten – und darauf konzentrieren wir uns. Ob man für das Processing, zum Beispiel die Vertragserstellung, einen oder zwei Mitarbeiter benötigt, ist dem Kunden zu recht egal. Und bezahlen möchte er einen aufgeblähten Verwaltungsapparat sicher nicht.

Nehmen Sie als weiteres Beispiel unseren Vertrieb: Wir betreuen unsere Kunden und Freelancer ausschließlich von Mannheim aus, und zwar größtenteils telefonisch. So sparen wir ein sehr teures Niederlassungsnetz und sind dennoch in der Lage, unsere Kunden schnell und flexibel zu beraten.

“Viele Unternehmen werden dieses Jahr zu viel Personal abbauen”

Auch unsere “Smart-Matching-Technologie” trägt zu unserer Effizienz bei. Dahinter verbirgt sich ein intelligentes IT-System, das unsere Sales Manager bei der Suche nach passenden Kandidaten für ein Projekt unterstützt. Die letztendliche Auswahl der geeignetsten Kandidaten übernehmen aber nach wie vor qualifizierte Etengo-Mitarbeiter. Denn dafür ist Know-how und Erfahrung gefragt, die keine Technologie ersetzen kann.

Dieter Dürr: Es ist allerdings nicht nur die Effizienz, mit der Etengo sich finanziert. Es geht ganz klar auch um das Volumengeschäft. Experten – ich eingeschlossen – gehen davon aus, dass der Anteil flexibler Arbeitsformen in Deutschland in den nächsten Jahren weiter stark ansteigen wird, gerade im Bereich der hochqualifizierten Tätigkeiten.

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Silicon-Redaktion

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