iPhone und die Folgen: Nichts bleibt, wie es war

Im Rennen um den zukunftsträchtigen Mobile-Markt sind alle Mittel recht. Was Nokia kurz darauf noch einmal unter Beweis stellte. Die für den Sommer 2010 angekündigte Freigabe des Handy-Betriebssystems Symbian als Open Source kam schon Anfang Februar. Kein altes Symbian, sondern die neue Version 3 und zwar vollständig Open Source. Und mit der Version 4 wird es im nächsten Jahr nicht anders sein.

Da musste man sich natürlich fragen, was jetzt wohl aus dem anderen Open-Source-System für Handys, was aus Nokias Maemo wird. Die Antwort lieferte das Unternehmen auf dem MWC in Barcelona in einem spektakulären Auftritt mit Intel, der Microsoft die Schau stahl: Maemo verschmilzt mit Intels Moblin-Plattform zu MeeGo. Und das Ganze wird demonstrativ in die Freiheit entlassen, nämlich der Linux Foundation übergeben. Erstes MeeGo-Release im zweiten Quartal, erste entsprechende Smartphones in der zweiten Jahreshälfte 2010.

Damit wird der Markt für Mobile Communications Ende dieses Jahres komplett anders aussehen als heute. Die wichtigsten Player werden sein: Nokia mit Symbian (Open Source), Google mit Android (Open Source), Apple mit iPhone (proprietär), Microsoft mit Windows Phone 7 (proprietär) und die Gruppe Intel, Nokia und Linux Foundation mit MeeGo (Open Source). Technisch gesehen verschieben sich die Gewichte also in Richtung Open Source. Wobei am Rande Samsung mit dem quelloffenen Bada-System nicht zu vergessen wäre – oder geht das auch noch in MeeGo auf? Mehr wird im MeeGo-Track auf dem “Collaboration Summit” der Linux Foundation am 14. bis 16. April in San Francisco zu erfahren sein.

Bei den Geschehnissen ist insbesondere die Orientierung von Intel interessant. Sein Linux-basierendes Moblin bildet den Kern eines weitgehend hardwareunabhängigen MeeGo, verbessert und erweitert durch Maemo-Elemente. Anwendungen vertreiben nicht nur Intel und Nokia über ihre Online-Stores, sondern auch Gerätehersteller und Netz-Provider dürfen das. Die werden darauf anspringen, denn hier lockt ein gewaltiges Geschäftspotenzial. Für die Applikationsprogrammierung gibt es die Entwicklungsumgebung Qt. Sie hat den großen Vorteil, dass sich einmal geschriebene Programme leicht auf andere Umgebungen portieren lassen.

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Silicon-Redaktion

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  • Endlich mal wieder...
    Seit langem habe ich endlich mal wieder einen Wochenrückblick bis zum Ende gelesen. Nicht weil er so lustig war oder mit sarkastischen Vergleichen und intellektuellen Spitzen gespickt war, sondern weil er interessante Informationen in einem (sonst eher unbeleuchteten) direkt erlebbaren Zusammenhang präsentiert hat, der in der Tagesberichterstattung so nirgends hineinpasst. Als interessanten Kolumnenbeitrag eben! Danke hierfür an den Autor, denn während dem Lesen habe ich keine Sekunde an die vergangenen Beiträge, oder ehemalige Mitarbeiter denken müssen. Dies ist mir nämlich in den letzten Wochen dauernd passiert, vor allem weil andere Autoren meinten, einen gewissen Stil oder einen gewissen Witz (den sie leider nicht authentisch rüberbringen konnten, weil er einfach nicht der Ihre war).
    Ich hoffe diese Vorgehensweise setzt sich durch. Denn dann werde ich auch in Zukunft wieder bis zu Ende lesen können...

  • Aufbruch in eine neue Welt
    Der Artikel spricht mir aus der Seele. Microsoft ist ein Dinosaurier, der ähnlich GM (SUVs) an seinen eigenen proprietären Boliden ersticken wird. Das Internet hat weltweite Kooperation möglich gemacht. Nur in einer offenen Umgebung kann man mit dem Entwicklungstempo mithalten. Betriebssystem werden der Einschätzung von Mark Shuttleworth (und meiner) nach in einigen Jahren nichts mehr kosten. Geld wird durch Service und Werbung verdient. Microsoft (und Apple) werden da enden, wo andere schon lange angefangen haben. Sicherlich wird sich Microsoft noch einige Zeit auf PCs im Mediamarkt quetschen (evlt. durch unlautere Absprachen). Aber schon im Herbst kommt ChromeOS. Wenn dann Netbooks mit ChromeOS und MeeGo neben einem Windows7 stehen (das von Leuten gut gefunden wird, die dem nun 9 Jahre alten XP hinterher weinen), dann werden sich einige Käufer für das für ihren Zweck bessere Produkt entscheiden. Wer hauptsächlich mobil online geht, wird kein Windows nehmen. Wenn dann also immer mehr Kunden gelernt haben, dass Smartphones und Netbooks ohne Microsoft besser laufen, wird sich Windows schleichend aus dem Markt zurück ziehen. In Firmen wird es noch ca. 15-20 Jahre dauern. Man bedenke, dass hier der IE6 noch der bevorzugte Browser ist. Google liegt mit "mobile first" + Cloud-Diensten vollkommen richtig.

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