Der CIO zwischen Moral und Wirtschaftlichkeit

“Es gibt nichts Gutes. Außer man tut es.” Dieser Satz Erich Kästners gilt für alle Menschen, aber ganz besonders für CIOs und IT-Manager. In einer Kolumne stellt Peter Cochrane die Exaktheit von Prognosen über künftige Entwicklungen in der IT in Frage. Innovation sollte natürlich einem wirtschaftlichen Ziel dienen, aber sie sollte auch einen Beitrag zu einer besseren Welt sein, und wenn er noch so klein ist.

Und da sind wir auch schon beim Thema Green IT. Umweltschutz kann an sich nichts Schlechtes sein. Doch da wir alle inzwischen hartgesottene Realisten ohne nennenswerte Visionen für unsere Zukunft geworden sind, stehen bereits zwei Dinge bei Green IT von vorn herein fest: Erstens, nur machen, wenn es sich auszahlt; oder zweitens, wenn man damit das Unternehmens-Image verbessern kann, was letztlich wieder Grund eins ist.

Ein CIO aber hat auch soziale Verantwortung seinem Unternehmen gegenüber. Daher muss er auch Entscheidungen treffen, die wirtschaftlich vertretbar sind, oder sich in irgendeiner anderen Weise quantifizieren lassen. Green IT kann man dennoch sagen, ist gefloppt. Auf der letzten Systems war es ein Schwerpunkt, vielleicht war die Messe deswegen so schlecht besucht. Das gleiche Trauerspiel aber in der Green-IT-Halle im gleichen Jahr auf der CeBIT.

Umweltverantwortung ist also nur da praktikabel, wo es der Gewinnmaximierung nicht im Wege steht, oder diese sogar ermöglicht. Tut ein Unternehmen das nicht, wird es ziemlich schnell ein Fall für Wirtschaftshistoriker.

Green IT ist jedoch nicht der einzige ethische Knackpunkt für den CIO. Die Privatsphäre der Menschen zum Beispiel. Es gab einen Aufschrei, als bekannt wurde, dass Google WiFi-Daten ausspäht. Es gab einen Aufschrei, als Google damit begann, Unterammergauer Häuserfronten abzulichten. Doch wie viele Unternehmen leben heute von der Beschaffung, der Verarbeitung, der Analyse von Informationen über Menschen und deren Konsumgewohnheiten? Wie kann es sein, dass man sich einmal in einem Forum über Bremsscheiben für Fahrräder informiert und dann selbst auf indischen Nachrichtenseiten noch Sonderangebote für Bremsscheiben in den Größen 160 und 180 Millimeter serviert bekommt. Auch wenn das im Rahmen der Gesetze geschieht, wo ist der Aufschrei? Wo ist der Respekt für das Individuum? Und wo liegt die Grenze, die nicht überschritten werden darf?

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Silicon-Redaktion

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