Windows 8 im Unternehmen. Quelle: Experton Group

Bei Microsoft selbst ist dieses Bewusst sein aber scheinbar besser vertreten wie an jeder anderen Stelle. So nutzen zwar noch immer viele Unternehmen Windows XP, doch das soll sich schon bald ändern. Denn nicht umsonst hat Microsoft in Person von Peter Han, VP Microsoft OEM USA, angekündigt, 10 Milliarden Dollar in das Marketing von Windows 8 stecken zu wollen.

Denn alleine in den USA sei Windows XP über 100 Millionen Mal installiert und für viele Anwender stehe jetzt ein Hardware-Wechsel und eine Migration auf die jüngste Generation von Windows an. Auch hier gibt es Marktforscher, die das durchaus für möglich halten. Frank Schmeiler, Analyst bei der Experton-Group etwa sieht vor allem Migrationsbewegungen von XP auf Windows 8. Unternehmen, die von Windows 7 auf Windows 8 aktualisieren wollen scheinen demnach eher die Ausnahme zu sein.

Aber trotzt der Marketing-Milliarden, die Microsoft investieren wolle, gibt es immer noch die Möglichkeit, dass sich die Anwender nicht für einen neuen PC, sondern eben für ein Tablet entscheiden. Und dieses Risiko wächst, indem Microsoft offenbar ein unfertiges Produkt auf den Markt bringt, wie Intel-CEO Paul Otellini angeblich vor Mitarbeitern erklärte, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet. Allerdings sehe Otellini darin kein all zu großes Problem, denn Microsoft könne auch nach dem Release noch Updates nachliefern und so das Betriebssystem verfeinern. Die Version noch pünktlich für das Weihnachtsgeschäft auf den Markt zu bringen, halte Otellini für den richtigen Schritt.

“Es ist ein Risiko, das Microsoft eingehen muss, um in einer Welt, wo mobile Geräte mit neuen modernen Erfahrungen die Norm werden, relevant zu bleiben”, so die Gartner-Analysten Michael Silver und Stephen Kleynhans in der Studie “Is Windows 8 in Your Future“.

Es ist eben nicht mehr einfach nur eine Betriebssystem-Generation, sondern auch die Migration auf eine neue Gerätegeneration. Und diesen Generationswechsel nimmt Microsoft auch mit Windows 8 vorweg, in dem es die Oberfläche an die neuen Formfaktoren und Eingabemöglichkeiten anpasst.
“Einst war der PC die Nabe, an die sich sämtliche Geräte angeschlossen haben”, so die beiden Analysten in ihrem Report. Jetzt sei die Rolle des PCs eine andere. Für viele sei es nicht mehr das bevorzugte Arbeitsgerät, der PC ist zu einem Werkzeug unter anderen geworden.

“Microsofts Ansatz unterscheidet sich von dem Apple und Google, denn hier haben Telefone und Tablets viel mehr Gemeinsamkeiten als PCs und Tablets. Und das ist eine Stärke Microsofts, denn so kann es nicht nur besser in den Tablet-Markt einsteigen, sondern auch den Marktanteil im Smartphone-Markt verbessern”, heißt es in dem Report weiter.

“Windows 8 ist nicht der normale große oder kleine Update eines neuen Betriebssystems”, so Kleynhans. “Es ist der Start einer neuen Ära für Microsoft: Die RT-Ära.” Diese folge auf die NT-Ära, die jetzt langsam zu ende gehe. “Microsoft-Äras laufen offenbar für etwa 20 Jahre, daher werde die Technolgie, die Windows 8 zugrunde liegt, für eine lange lange Zeit andauern.”

Den größten Unterschied sehen die Gartner-Analysten in der Runtime Library, kurz WinRT. Damit lassen sich Anwendungen schreiben, die auf mehreren Endgeräten laufen.

Auch dieser Report sieht in der neuen Oberfläche von Windows einen Knackpunkt. Die Design-Entscheidung, die Microsoft mit Windows 8 getroffen hat, die ‘Metro UI’ lässt den klassischen PC-Nutzer, von denen es ja nach wie vor jede Menge zu geben scheint, in einem Vakuum zwischen den Formfaktoren.

Sollte Windows auf dem Tablet aber zum Erfolg werden, wird es für die IT-Shops nicht unbedingt einfacher, denn die Auswirkungen sind laut Gartner vielfältig: Verschiedene Geräte mit unterschiedlichen Formfaktoren und unterschiedlichen Bedürfnissen. “Indem Nutzer über die Consumerization immer mehr Einfluss gewinnen, kann die IT immer weniger festlegen, ob in einer Umgebung bestimmte Geräte genutzt werden oder nicht”, so der Gartner-Report. Der Einkauf und der Support von PCs werde sich so verändern und das könne auch zu mehr Bring-Your-Own-Device-Programmen (BYOD) führen.

Allerdings gibt es auch andere Marktforscher wie IDC, die in BYOD einen im Rückzug begriffenen Trend sehen. Laut einer aktuellen Umfrage, implementieren immer mehr Unternehmen eine entsprechende Mobilstrategie, im deren Rahmen die Unternehmen ihre Mitarbeiter mit Geräten ausstatten. Der Hype um Trend, so folgert IDC, habe damit den Zenit durchschritten.

Wenn aber die Mitarbeiter ihre eigenen Windows-8-Geräte mit ins Unternehmen bringen, werde es laut der Ansicht von Gartner für die Unternehmen wieder einfacher, auch die entsprechende Infrastruktur dafür bereit zu stellen. “Microsoft hat mehrere Sicherheits-Features eingeführt, wie Secure Boot oder den Verbesserten BitLocker-Support.” Ob das bereits ausreicht, um Unternehmen dazu zu motivieren, auf Windows 8 umzusteigen, sollten diese selbst prüfen. Auch sei zu prüfen, wie lange es dauere, bis Anbieter von Sicherheitslösungen Produkte für Windows 8 anbieten. Bis diese dann getestet und implementiert seien, könnten Monate vergehen.

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Redaktion

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