Microsoft: Gewinnrückgang trotz Rekordumsatz

Microsoft befinde sich in einer Transformation, so der Finanzchef Peter Klein in einem Webcast zu den Quartalsergebnissen. Dabei sei es aber wichtig, “dass gesamte Ökosystem mitnehmen”. Ein wichtiger Teil dieser Transformation sei natürlich der “Neuansatz” von Windows 8. Und das zweite Quartal ist nun der erste Schritt dieses Neustarts.

Mit Windows 8 und auch der Einstieg in das Hardware-Geschäft mit Surface reagiert Microsoft auf die neuen Ansprüche der Nutzer, die vor allem mobil sein wollen. Daher entscheiden sie sich in den meisten Fällen für ein Tablet und das stammt wiederum in den meisten Fällen nicht von Microsoft. Der Konzern muss also nun das klassische Betriebssystem-Modell in neue Bereiche hineintragen. Doch das braucht Zeit. Und dafür hat Microsoft eigentlich ein respektables Quartalsergebnis erzielt.

Microsoft hat im zweiten Quartal, das mit dem Jahr 2012 zu Ende gegangen ist einen Rekordumsatz von 21,46 Milliarden Dollar erzielt. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum stiegen die Einnahmen um 3 Prozent. Der Gewinn des Unternehmens ging jedoch um 4 Prozent auf 6,4 Milliarden Dollar oder 0,76 Dollar pro Aktie zurück.

Das Ergebnis bleibt dennoch hinter den Erwartungen von Analysten zurück, die einen Aktiengewinn von 0,77 Dollar bei Einnahmen von 21,53 Milliarden Dollar vorausgesagt hatten. Im Nachbörslichen Handel sank der Kurs der Microsoft-Aktie daher um 1,45 Prozent oder 0,40 Dollar auf 27,23 Dollar. Bei Apple, das einen Tag zuvor Quartalsergebnisse veröffentlicht hatte, reagierten die Anleger weitaus hysterischer.

Besonders die Windows Division stand im Mittelpunkt des Interesses. Denn im dritten Fiskalquartal hatte Microsofts das neue Betriebssystem Windows 8 in den Handel gebracht. Die Sparte erhöhte den Umsatz zwischen Oktober und Dezember um 24 Prozent auf 5,88 Milliarden Dollar. Der operative Gewinn legte um 14 Prozent auf 3,3 Milliarden Dollar zu. Darin sind allerdings Umsätze aus Vorbestellungen für Windows 8 enthalten, die vor dem 1. Oktober erfolgt sind. Ohne diese Zahlen wuchs der Umsatz der Windows-Sparte lediglich um 11 Prozent.

ZDNet-Bloggerin Mary Jo Foley kommentiert dazu, dass Microsoft Windows-Lizenzen stets in großen Stückzahlen an seine OEM-Partner verkauft. Sie sind laut einer Pflichtmeldung des Unternehmens an die US-Börsenaufsicht für 65 Prozent der Einnahmen der Windows-Sparte verantwortlich. OEMs hätten aber wahrscheinlich nur einen Teil davon zusammen mit neuen PCs weiterverkauft. Foley sieht darin den Grund dafür, dass Microsoft trotz schwachen PC-Markts den Umsatz der Windows-Sparte so deutlich steigern habe können.

Das würde auch die Zahlen des Webanalyse-Anbieter AT Internet, erklären. AT Internet analysiert die Verteilung von Betriebssystemen und deren Versionen anhand von Zugriffen auf einen Webseiten-Querschnitts. Demnach betrug zwei Monate nach Einführung des Betriebssystems der Anteil von Windows 8 am Internet-Traffic in Deutschland 2,4 Prozent. Zum Vergleich: Windows 7 startete mit vor vier Jahren mit 7,1 Prozent. So hat Microsoft zwar laut eigenen Angaben offenbar viele Lizenzen verkauft doch scheinbar sind die Windows-8-Geräte noch nicht bei den Nutzern angekommen.

Doch Microsoft ist weit mehr als nur Windows 8: Der Bereich Server and Tools steuerte 5,2 Milliarden Dollar (plus 9 Prozent) zum Gesamtumsatz und 2,1 Milliarden Dollar (plus 8 Prozent) zum Betriebsergebnis bei. Die Business Division nahm 5,7 Milliarden Dollar ein (minus 10 Prozent). Ihr Profit schrumpfte entsprechend um 15 Prozent auf 3,5 Milliarden Dollar.

Auch die Entertainment and Devices Division, zu der die Spielkonsole Xbox gehört, verpasste das Ergebnis des Vorjahreszeitraums. Ihre Einnahmen gingen um 11 Prozent auf 3,8 Milliarden Dollar zurück. Die Sparte Online Services steigerte ihren Umsatz zwar um 11 Prozent auf 869 Millionen Dollar, das Gesamtergebnis belastet sie jedoch mit einem Verlust von 283 Millionen Dollar.

Eine Prognose für das laufende dritte Geschäftsquartal gab Microsoft nicht ab. Es bestätigte lediglich eine frühere Schätzung, wonach die operativen Kosten im Geschäftsjahr 2013 (bis Juni 2013) zwischen 30,3 und 30,9 Milliarden Dollar liegen sollen.

Microsoft hat im zweiten Fiskalquartal 2013 den Umsatz der Windows-Sparte um 24 Prozent auf 5,88 Milliarden Dollar gesteigert (Bild: Microsoft).

[mit Material von Stefan Beiersmann, ZDNet.de]

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Redaktion

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