Markus C. Müller

Gründete 2002 die Firma ubitexx, die er bis heute als CEO leitet. Er ist ein anerkannter Experte des Mobile-Business-Marktes.

Eindrücke eines CEOs: Die CTIA in San Francisco

Rund 14.000 Smartphone- und Mobile-Profis sind vergangene Woche nach San Francisco zur Konferenz CTIA Enterprise & Applications gepilgert – unter ihnen Markus C. Müller, CEO der Münchner Firma ubitexx. Für silicon.de schildert er seine Eindrücke.

“Nachdem der Consumer Markt bereits angekommen ist, wird das nächste Jahr das Jahr, in dem auch Unternehmen den Nutzen von Mobilen Technologien erkennen und breitflächig einführen werden.” Das ist die Vision von Ralph de la Vega, CEO & President von AT&T. Er sagt auf der von 14.000 Professionals und ca. 200 Ausstellern besuchten CTIA Enterprise & Applications in San Francisco im Oktober 2010 voraus, dass eine “Welle von Innovationen” dazu führen wird, dass Unternehmen durch die Nutzung von mobilen Technologien ihre Mitarbeiter noch produktiver machen.

Diese und ähnliche Ankündigungen kommen sicher dem ein oder anderen bekannt vor. Bereits letztes und vorletztes Jahr konnte man solche Aussagen von Branchenkennern und Analysten gleichermaßen hören. Wer also glaubt einem solchen Statement noch – und warum?

Es gibt ein paar Entwicklungen und Trends im Markt zu beobachten, die mich dazu verleiten, diese Aussage für das Jahr 2011 auch zu unterschreiben – und diese sind:

  • Die “consumerization of the enterprise” (also die Konsumerisierung von Unternehmen) schreitet in großen Schritten voran. Viele Unternehmen, insbesondere in den USA, lassen ihre Mitarbeiter selbst entscheiden, welches Smartphone sie verwenden möchten. Und nicht nur das – zusätzlich müssen in vielen Fällen die Mitarbeiter auch selbst für das Smartphone bezahlen – sowohl die Hardware als auch die Daten-Option. Für viele Europäer klingt das zunächst befremdlich – in den USA wird das aber von vielen (vor allem ‘young talents’) als Chance angesehen, sich das Gerät ihrer Wahl auszusuchen. Da also viele Mitarbeiter ihre Smartphones als “Konsumenten” kaufen, breiten sich vor allem auch die entsprechenden Plattformen wie iPhone und Android – die durch ihre riese Anzahl an Applikationen glänzen – in Unternehmen aus. Neben einer wesentlich größeren Verbreitung von Smartphones in Unternehmen führt das aber auch zu einer Diversifizierung der zu unterstützenden Plattformen. Denn: ohne ein entsprechendes Sicherheits- und Managementkonzept lässt sich ein solcher “Zoo” weder produktiv noch sicher im professionellen Umfeld einsetzen. IDC geht davon aus, dass bis 2014 bereits über 60 Prozent der Firmen-Smartphones solche sind, die vom Nutzer selbst beschafft und bezahlt wurden. Das Schlagwort “user-liable-device” führt aber insofern in die Irre, als der Nutzer zwar für sein Gerät verantwortlich ist, das Unternehmen sich aber nicht aus der Pflicht stehlen kann, unternehmenskritische Daten, die auf das Smartphone übertragen werden, entsprechend zu schützen und zu protokollieren. Einer der wesentlichen Unterschiede zu früheren Jahren ist, dass Unternehmen inzwischen am Markt entsprechende Softwareprodukte finden, die sie dabei unterstützen, diese Vielfalt an Geräten zentral zu verwalten und zu sichern.
  • Der Anteil von Smartphones am gesamten Handy-Markt steigt kontinuierlich – und seit ein paar Monaten sogar exponentiell. Wenn der Käufer die Wahl zwischen einem einfachen “Feature Phone” und einem Smartphone hat – und beide preislich nah aneinander liegen, fällt die Entscheidung oft für mehr Funktionen, anstatt für weniger. Der Siegeszug der Smartphones hat begonnen und beschleunigt sich aktuell nochmal deutlich. Nun ist der große Unterschied von Feature Phones zu Smartphones neben den Funktionen der, dass ein Smartphone in erster Linie ein Computer ist. Und ebenso wie Computer in Unternehmen schon lange zentral verwaltet und gesichert werden, muss das mit Smartphones auch geschehen.
  • Tablet Computer (iPad & Co) werden laut Forrester Research in den nächsten fünf Jahren um 42 Prozent pro Jahr wachsen. Viele dieser Tablets laufen auf mobilen Betriebssystemen wie iOS oder Android und MeeGo. Aus Unternehmenssicht sind das also nur “zu groß geratene Smartphones” – zumindest was die technische Verwaltung dieser Geräte angeht. Insbesondere im Banking-Sektor und im Krankenhausbereich machen sich die iPads aktuell breit. Bei den Banken werden Berater mit den Tablets ausgestattet, um die Präsentationen innovativer und persönlicher gegenüber den Kunden zu gestalten – in den Krankenhäusern lassen die Ärzte ihre Aktenordner bei der Visite zurück und haben alles auf dem leichten und praktischen iPad gespeichert, das nun auch endlich die entsprechende Bildschirmgröße hat, um zum Beispiel Röntgenbilder anzusehen – das war bisher mit den Smartphones nicht möglich.
  • In den USA werden von AT&T bereits 40 Prozent aller iPhones an Business User verkauft. Das zeigt, dass insbesondere durch iOS 4 das iPhone nun endlich auch Business-tauglich geworden ist. Ähnliche Hoffnungen verbinden sich auch mit der nächsten Android Version 3.0 – der existierenden Plattform auf Basis der 2.2 Version fehlen noch wichtige Enterprise Features, wie zum Beispiel die Fernkonfigurierbarkeit der Exchange E-Mail-Einstellungen.

Insgesamt ist in den USA erkennbar, dass die Ausläufer der Wirtschaftskrise langsam verschwinden, das Land ist wieder auf Wachstum eingestellt und Unternehmen investieren wieder in innovative Technologien. Der Mobile-Enterprise- Markt entwickelt sich zunehmend und wird erwachsen – immer mehr neue Unternehmen erscheinen, Venture Capital Funds investieren in den Bereich, wo vor ein oder zwei Jahren nur Consumer Applications auf dem Radar waren.

Weitere Impressionen von der CTIA Enterprise & Applications und aus dem CEO-Alltag von Markus C. Müller können Sie auch in seinem Blog
und künftig hier bei silicon.de nachlesen.