Interview mit dem SAP-Deutschland-Chef: “Hire and fire ist keine Personalpolitik”

silicon.de: Gibt es keinen einzigen Bereich, in dem auch die SAP den Fachkräftemangel zu spüren bekommt?

Volker Merk: In einigen Bereichen, wie beispielsweise bei Ingenieursberufen, treten heute Engpässe auf. Hier stehen wir im harten Wettbewerb mit anderen Unternehmen. Neben dem IT-Wissen ist für uns als Anbieter von Unternehmenssoftware das Wissen über betriebswirtschaftliche Prozesse besonders wichtig. Aus diesem Grund haben wir bereits viele Wirtschaftswissenschaftler und Ingenieure an Bord und rekrutieren weiter in diesem Umfeld.

silicon.de: Die Politik des ‘Hire and fire’ wird von vielen IT-Arbeitgebern als Ausweg aus kurzfristigen Engpässen und ebenso kurzen Spitzenzeiten gefeiert. Das umstrittene Stichwort dazu heißt: “Unternehmen müssen atmen.” Was ist aus Ihrer Sicht davon zu halten?

Volker Merk: ‘Hire and fire’ ist keine valide Zukunftsstrategie. In einer innovationsgetriebenen Industrie wie der Softwarebranche wird der Unternehmenserfolg fast ausschließlich durch die Mitarbeiter, deren Wissen und Leistungsbereitschaft bestimmt. Die kontinuierliche Weiterentwicklung und Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen sind daher für SAP existenziell. Dabei ist ein strategisches Personal- und Talent-Management aus unserer Sicht einer der zentralen Erfolgsfaktoren für Unternehmen.

Zudem belegt eine neue, internationale Studie der Economist Intelligence Unit (EIU) die wachsenden Herausforderungen in der Personalbeschaffung und Förderung. Mehr als 900 Führungskräfte und Personalmanager wurden im Auftrag von SAP befragt. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass ein Talent Management für die Unternehmensführung zunehmend wichtiger wird. In Zeiten einer alternden Belegschaft und knapper werdender Personalressourcen muss die immer aufwändigere Rekrutierung von Mitarbeitern und deren Verbleib im Unternehmen zu einem Umdenken führen.

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Silicon-Redaktion

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