Das Zittern um den Speicherchip-Hersteller Qimonda geht weiter. Zuletzt hatte Infineon ein Ersuchen der sächsischen Landesregierung abgelehnt, Qimonda 150 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen.

Man könne Qimonda aus eigenen Mitteln jedoch einen Kredit über 75 Millionen Euro gewähren, sagte Infineon-Chef Peter Bauer jetzt der Zeitung Die Welt. Dieser Betrag sei jedoch das letzte Wort. “Zusätzlich haben wir vorgeschlagen, ein Aktienpaket an Sachsen zu verkaufen und den Erlös ebenfalls Qimonda zu geben.” Beides zusammen sei deutlich mehr als 100 Millionen Euro wert.” Mehr könne Infineon nicht leisten.
Nach Angaben von Bauer steckt Infineon selbst in einer schwierigen Lage. “Mir liegt Qimonda sehr am Herzen und wir wollen helfen, so gut wir das können. Aber ich trage in erster Linie die Verantwortung für Infineon, für unsere 30.000 Mitarbeiter und für unsere Aktionäre.”

Nach Presseberichten soll das Infineon-Management die Bundesregierung Ende November um eine Bürgschaft in Höhe von bis zu 500 Millionen Euro gebeten haben. Auf die Frage, ob finanzielle Hilfen aus Berlin zu erwarten seien, antwortete Bauer: “Wir haben zumindest von einer Bereitschaft gehört, sich dieses Themas anzunehmen.”

Über Vorwürfe, Infineon habe im Konzept für Qimonda Luftbuchungen ausgewiesen, zeigte sich der Infineon-Chef entsetzt. “So etwas würden wir nie machen.” Zudem hätten zwei Wirtschaftsprüfungsgesellschaften das Konzept begutachtet. Trotz der Vorwürfe sollten beide Seiten jedoch über ihren Schatten bringen und konstruktiv weiter verhandeln.

In Sachen Infineon zeigte sich Bauer pessimistisch. Die Wahrscheinlichkeit sei gering, dass die Marktentwicklung in den kommenden zwei Quartalen ins Positive drehe. “Infineons Herausforderung ist die langfristige Refinanzierung, wir spüren die Kreditklemme momentan massiv.” In eine ähnlich dramatische Lage wie Qimonda werde Infineon aber nicht kommen. “Unser operatives Geschäft ist gesund.”

Infineon hatte Qimonda im August 2006 an die New Yorker Börse gebracht und zuletzt bekräftigt, Verkaufsverhandlungen zu führen. Qimonda schreibt in Folge des Preisverfalls bei den Speicherchips seit mehreren Quartalen riesige Verluste. Infineon hält an Qimonda noch 77,5 Prozent der Anteile.


Bauer: “75 Millionen letztes Wort”
Bild: Infineon

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Silicon-Redaktion

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  • Never stop thinking
    Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, dass Ulrich Schumacher den Firmensitz von Infineon in die Schweiz verlegen wollte, weil Steuern angefallen wären. Dies war überhaupt das einzige Jahr, welches keinen Verlust auswies! Vorher wurden aber Gelder aus Schottland (für eine Fabrik, die 3 Monate später in Newcastle wieder geschlossen wurde) Dresden in beträchtlicher Höhe angenommen. Das Management ist unfähig und betreibt seit Jahren Geldvernichtung. Leider baden das nicht die Verantwortlichen aus, sie entlassen eher "Kritiker" wie zum Schluss den Finanzvorstand, damit die geschönten Bilanzen nicht an die Außenwelt dringen. Ein mafiöser Verein, der nach meiner Prognose bald selbst vor der Insolvenz steht. Schade um die guten Mitarbeiter, die jahrelang krisengeschüttelt ihr Dasein fristen und durch Mobbing bei Laune gehalten werden.

  • Herr
    In Ihrer Berichterstattung ist auffallend, das Sie ausschließlich negative Meldungen über Infineon aufgreifen. Warum??? Es gibt durchaus auch positive Meldungen...

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