Die Reden von Steve Ballmer sind immer ein Erlebnis. Erst recht, wenn es darum geht, tausende für eine Microsoft-Kampagne zu motivieren. Genau darum ging es gestern in Ballmers jüngster Rede auf der weltweiten Microsoft-Partnerkonferenz (WPC) in New Orleans – und entsprechend dramatisch war sein Auftritt.
Der Microsoft-Chef liebt das Bad in der Menge – vor allem wenn es sich um eine ihm so wohlgesonnene Ansammlung von tausenden an Partnern handelt. Für seinen diesjährigen Auftritt auf dem weltweiten Partner-Event in New Orleans schien er sich besonders gut vorbereitet zu haben – vermutlich hat er noch kurz zuvor einen doppelt starken Mokka getrunken. Jedenfalls stürmte er mit geballten Fäusten und voller Tatendrang auf die Bühne.
In seiner Rede – nein, seiner Showdarbietung – stampft, schreit, lacht und gestikuliert Ballmer, als ob es darum geht, die Microsoft-Welt vor dem Untergang zu bewahren. Mit einer leidenschaftlich vibrierenden Stimme appelliert er schließlich an seine Partner: “Windows 7 ist das beste Betriebssystem aller Zeiten, es kommt zeitgleich mit Server 8 auf den Markt und schon bald folgen Office 2010, Sharepoint 2010, Visio 2010 und Project 2010 macht euch diese Chance zunutze.”
Zwar ist Ballmer für seine bulligen, emotionsgeladenen Auftritte bekannt, doch hier zog er alle Register seines unnachahmlichen Schautalentes. Rhetorik, Mimik, Stimme und Körpersprache – alles passte so exakt zusammen, als sei es aus einem Lehrbuch antrainiert.
Ungewohnt war einzig seine Kleidung: Ballmer kam in einem dunkelblauen Blazer auf die Bühne. Das sah eher nach einem anstehenden Gespräch mit Bankern oder Politikern aus, und weniger nach einer Kampfesrede an seine wichtigsten Vertriebspartner: Immerhin werden 95 Prozent aller Microsoft-Erlöse im Channel generiert.
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Wie langweilig
So sehr ich mich auch anstrenge, die Aggressivität von Herrn Ballmer finde ich nicht unterhaltend oder bewundernswert. Dieses Kampfgeschrei im Salesbereich ist sogar eher nervend. Einfach ein gutes Produkt geliefert bekommen, mehr möchte man doch gar nicht. Auf die Egotrips des CEOs als Zusatzpaket kann man gerne verzichten.
Aber so schafft man es leider in die Medien. Dabei entsteht eine Überhöhung der Person, die ihr nicht zusteht. Für was soll man diese Menschen bewundern, dass sie Gräben zwischen den Menschen ziehen, anstatt Brücken zu bauen.
Viele Manager, die mit visionären, entschlossenen Blick übergroß von dem Cover vergangener Ausgaben eines Wirtschaftmagazins herunter gesehen haben, sind in der Finanzkrise wieder auf menschliches Maß geschrumpft. Aber wenn sich die Zeiten bessern, können wir die Egos einzelner wieder kräftig mit Luft füllen. In diesem Sinn - "pump up the volume".