silicon.de: Wovon ich in den vergangenen Wochen für meinen Geschmack etwas zu wenig gehört habe, ist die Frage, wie SAP mit Business Objects (BO) weiter verfahren wird. Auf der CeBIT hatte Bill McDermott erklärt, dass SAP bei der Integration von Business Objects einen guten Job gemacht hat. Aber es gibt ja nach wie vor Unternehmen, die zwar BO-Kunden, aber keine SAP-Kunden sind. Wer kümmert sich denn jetzt auf dieser Ebene um die Belange von BO, nachdem John Schwarz aus dem Board ausgetreten ist?

Sikka: Das ist richtig, wir haben keine Business-Objects-Vertreter mehr im Vorstand. Dafür besetzen Führungskräfte wie zum Beispiel Marge Breya oder Janet Wood, die von Business Objects kommen, entscheidende Positionen im Unternehmen. Wir haben also ein intaktes Team. Business Objects ist jetzt eben ein integraler Teil von SAP und dass auch in den Bereichen, wo Kunden angesprochen werden, die ansonsten keine SAP-Software haben. Das ist völlig natürlich und wir sind damit auch voll zufrieden.

silicon.de: Sie fürchten also nicht, dass diese Integration eines Tages für die unabhängigen Kunden zu weit gehen könnte?

Sikka: SAP und Business Objects gehen Hand in Hand. Natürlich hoffen wir, dass alle SAP-Bestandskunden, die derzeit noch Alternativangebote im Analyseumfeld nutzen, eines Tages auf Business Objects umschwenken. Das Gleiche wünschen wir uns umgekehrt bei Business-Objects-Kunden, die auf Anwendungsebene noch nicht auf SAP setzen. In der Zwischenzeit werden wir alle Nicht-SAP-Kunden nach besten Kräften unterstützen.

silicon.de: Eine völlige Verschmelzung steht also am Ende dieser Integration?

Sikka: Wir sind überzeugt, dass die Anwender die größten Vorteile haben, wenn sie SAP-Anwendungen und Business-Objects-Analysetools in der Kombination nutzen. Allerdings werden die Business-Objects-Produkte weiterhin unabhängig verkauft, also auch an diejenigen, die keine SAP-Bestandskunden sind.

silicon.de: Muss SAP aufgrund der Oracle-Akquisition von Sun Microsystems etwas an der Strategie ändern? Oder ist Walldorf für diese neue Herausforderung gut gerüstet?

Sikka: Ich glaube nicht, dass die Kundenlandschaften dem entsprechen, was Oracle mit dem voll integrierten Stack anbietet. Ich glaube, dass die Landschaften bei den Kunden heterogen sind. Selbst dann, wenn ein Kunde – was ausgesprochen selten ist – auf Vollintegration setzt, nur einen Hardware-Hersteller, nur eine Middleware, eine Datenbank, eine Anwendung und ein Userinterface verwendet, läuft diese Strategie meist ins Leere. Denn kauft dieser Kunde ein anderes Unternehmen, hat er mit einem Mal wieder eine heterogene Landschaft. Die Geschichte zeigt, dass die Geschäftswelt eine heterogene ist, die sich so auch in den IT-Landschaften widerspiegelt. Zwingt man Kunden in ein einheitliches Schema, wird das zum Hemmnis für Innovation.

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Silicon-Redaktion

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