“Ich gehe nicht davon aus, dass die Industrie in eine Krise gerät – es sei denn, es kommt zu einer weltweiten Rezession”, sagte Heinz Kundert, Präsident des Industrieverbandes SEMI Europe. Insgesamt stünden die Zeichen auf Wachstum. Besonders der Boom bei mobilen Endgeräten und neue Perspektiven in den Bereichen Energie sowie Umweltschutz dürften für eine positive Entwicklung sorgen. Als Bremser kämen aktuelle Entwicklungen am Finanzmarkt, die Verschuldung und ein abgeschwächtes Wirtschaftswachstum infrage, so Kundert.
Für die europäische Halbleiterindustrie forderte Kundert mehr Unterstützung durch die Politik. “Wir müssen die Schlüsseltechnologien in Europa halten und fördern. Wenn immer mehr Know-how der so genannten Key-Enabling-Technologies nach Übersee abwandert, kostet das Tausende von Arbeitsplätzen und führt zum Verlust einer eigenständigen europäischen Produktionskette.”
Die Abhängigkeit von Zulieferern aus aller Welt sei nicht erstrebenswert, sondern ein Nachteil. Angesichts der hohen Investitionskosten bedürfe es neuer Impulse für eine intelligente Industriepolitik der Einzelstaaten. Neue Chipfabriken kosteten heutzutage zwischen 4 bis 6 Milliarden Euro, bei der künftigen 450-Millimeter-Chipfertigung rechneten Experten mit Investitionen von bis zu 10 Milliarden Euro.
“Das kann kein Land allein schultern beziehungsweise fördern”, sagte Heinz Martin Esser, Präsident von Silicon Saxony e.V., dem Netzwerk der sächsischen Halbleiterbranche. Notwendig sei daher eine intensivere länderübergreifende Zusammenarbeit. “Mit unserer Arbeit sind wir auf einem guten Weg und konnten gemeinsam mit den französischen Kollegen dazu beitragen, das Thema auf die Agenda der EU zu heben.”
Parallel zur SEMICON Europa diskutiert ein Wissenschaftspublikum auf der Konferenz Global Plastic Electronics Trends und Entwicklungen in der Organischen Elektronik. Die Experten beschäftigen sich unter anderem mit Themen wie ‘Druckbare Chips und Elektronik’ sowie organischen Leuchtdioden.
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