BlackBerry will sich angeblich von der Börse zurückziehen

Blackberry erwägt laut Reuters eine radikale strategische Alternative, nämlich einen Börsenrückzug. Auf diese Weise hätte BlackBerry mehr Zeit, um das Unternehmen zu sanieren. Die Agentur betont jedoch, dass derzeit offenbar noch kein Investor seine Partnerschaft für ein derartiges Vorhaben angeboten hat.

Die Frage ist, ob Blackberry einen Investor oder Kreditgeber für eine solche Transaktion finden würde, wie sie ja auch der PC-Hersteller Dell anstrebt. Der Kursverlust an der Börse übt jedenfalls beträchtlichen Druck auf Blackberry aus, dessen Marktkapitalisierung vom 2008 erreichten Spitzenwert von 84 Milliarden Dollar auf heute 4,8 Milliarden Dollar gefallen ist.

Blackberry soll unter anderem mit Silver Lake gesprochen haben, das auch Michael Dells Partner im Rahmen eines Vorschlags an die Dell-Aktionäre ist. In den letzten zwei Jahren haben sich angeblich mehrere Beteiligungsgesellschaften mit Blackberry befasst, ohne dass es zu einem konkreten Vorschlag gekommen wäre. Außerdem wurde Lenovo als Interessent genannt, aber im Fall des chinesischen Konzerns besteht das Hindernis, dass die kanadische Regierung aus Sicherheits- oder Wettbewerbserwägungen ein Veto einlegen könnte.

CEO Thorsten Heins sagte kürzlich, er sehe Blackberry bei der Umsetzung seines dreiteiligen Plans auf einem guten Weg. Die Restrukturierung hatte vor gut einem Jahr etwa 5000 Mitarbeiter ihre Stelle gekostet. Da der Erfolg nicht so schnell wie erhofft kam, kündigte Blackberry Ende Juli 2013 an, rund 250 weitere Mitarbeiter zu entlassen. Einige Wochen zuvor hatte außerdem der für das US-Geschäft zuständige Manager Richard Piasentin gehen müssen. Blackberry hat nun noch rund 13.000 Angestellte weltweit.

Erstes sichtbares Zeichen des Transformationsprozesses war Ende Januar der Launch des QNX-basierten Betriebssystems Blackberry 10 und der ersten beiden damit ausgestatteten Smartphones gewesen. Inzwischen hat der Hersteller sein Smartphone-Angebot mit und ohneTastatur ausgeweitet. Die Plattform hat sich bisher aber noch nicht wie erhofft etablieren können, sondern fällt vielmehr im Rennen um Platz 3 im Smartphonegeschäft hinter die Windows-Phone-Allianz von Microsoft und Nokia immer weiter zurück.

Im ersten Quartal des Finanzjahrs (bis 1. Juni 2013) konnte Blackberry lediglich 2,7 Millionen Blackberry-10-Smartphones absetzen. Es meldete einen Verlust von 84 Millionen Dollar oder 16 Cent je Aktie bei einem Umsatz von 3,1 Milliarden Dollar.

Aus dem Tablet-Markt zog Blackberry sich dagegen komplett zurück. Ein für das 7-Zoll-Gerät Playbook zugesagtes Update auf Blackberry 10 erwies sich als technisch schwierig und wurde abgesagt. Der für Tablets verantwortliche Manager David J. Smith hat das Unternehmen verlassen.

Erfolgreich scheint immerhin die BYOD-Software Blackberry Enterprise Service 10 zu laufen, die Firmen Kontrolle über Mitarbeitergeräte gibt sowie eine strikte Trennung von geschäftlichen und privaten Daten auch unter Android und iOS ermöglicht. Sie ist Blackberry zufolge bereits bei mehr als 18.000 Unternehmen und Behörden im Einsatz. Gerade erst hat ihr das US-Verteidigungsministerium eine Betriebsgenehmigung erteilt.

So könnte das neue BlackBerry A10 (Aristo) aussehen. Allerdings kann BlackBerry auch mit neuen Modellen keine Wunder im Markt vollbringen. Quelle: Tinhte

[mit Material von Florian Kalenda, ZDNet.de]

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Redaktion

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