Brasilien propagiert Open Source

Die brasilianische Regierung will Ministerien, Behörden und die gesamte öffentliche Verwaltung dazu anhalten, Open-Source-Software einzusetzen.

Die brasilianische Regierung will Ministerien, Behörden und die gesamte öffentliche Verwaltung dazu anhalten, Open-Source-Software einzusetzen. Bereits im kommenden Jahr soll den Plänen von Präsident Lula da Silva zufolge auf 80 Prozent der neu angeschafften Rechner nicht mehr proprietäre Software installiert werden. Dabei handle es sich aber nicht um eine verbindliche Vorgabe der Regierung, betonte der IT-Regierungsberater Sergio Amadeu. Zusammen mit den staatlichen Unternehmen ist die öffentliche Verwaltung der mit Abstand wichtigste Abnehmer von IT-Produkten in Brasilien. Vor allem Microsoft macht sich in Schwellenländern wie Brasilien große Hoffnungen auf lukrative Absatzchancen in der Zukunft.
Auch bestehende Rechenanlagen und Client-Installationen sollten nach Möglichkeit auf Betriebssysteme wie Linux mit Open-Source-Anwendungen migriert werden, sagte Amadeu dem Wall Street Journal. Mit der Nachfrage aus dem öffentlichen Sektor mache Brasilien selbstverständlich auch Technologiepolitik wie andere Staaten auch, so der Berater. So könnte die heimische Softwareindustrie gestärkt werden, die Gelder für Lizenzgebühren könnten eingespart und anderweitig investiert werden. Außerdem sei Linux geeignet, eines der wichtigsten Regierungsziele zu verfolgen: Die Bevölkerung besser an die Möglichkeiten der Informationstechnik heranzuführen.

Kritiker werfen der linksorientierten Regierung von da Silva vor, sie betreibe einen ideologischen Kampf gegen die amerikanische Softwareindustrie und schade damit den brasilianischen Unternehmen, die ihre Produkte auf die Betriebssystem-Plattformen aus Redmond ausgerichtet haben. Obwohl Microsofts oberster Softwarearchitekt Bill Gates zu den ersten Wirtschaftsführern gehörte, mit denen da Silva nach seinem Amtsantritt Gespräche führte, scheint die Abneigung gegen das konventionelle Geschäftsmodell der Softwareentwicklung in Sao Paulo bereits sehr groß zu sein. “Das proprietäre Softwaremodell ist für Entwicklungsländer einfach nicht tragfähig”, erklärt Berater Amadeu. An dem Misstrauen haben offenbar auch die Initiativen Microsofts nicht viel geändert, den Quellcode der Betriebssysteme gegenüber Softwareexperten von Regierungsstellen offen zu legen.

Microsoft als pominentester Vertreter der konventionellen Softwareindustrie hat sich bereits gegen die Verletzung von Verfassungsrechten in Brasilien verwahrt. Ob und wann der Konzerne eine Klage einreichen könnte, steht allerdings noch nicht fest. Man spreche weiterhin mit der Regierung – über eine weitere Öffnung des Quellcodes wie auch über verminderte Lizenzgebühren.

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