‘Leasingfabrik’ als neue Dienstleistung

Technologiefinanzierungen sind leichter verfügbar als früher, in Deutschland aber schwerer zu erhalten als in anderen Ländern

Technologiefinanzierungen sind leichter verfügbar als früher, in Deutschland aber schwerer zu erhalten als in anderen Ländern. So lautet eines der wichtigsten Ergebnisse der aktuellen Unternehmensstudie “IT und Telekom – Investieren in die Zukunft. Finanzierungstrends in Deutschland im internationalen Vergleich”. Die Siemens Financial Services GmbH (SFS) stellte die Untersuchung kürzlich in München vor. Zwei unabhängige Forschungsinstitute (Marketing UK für Europa und Socratic Technologies für die USA) hatten dafür zwischen Februar und April 2005 in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA 400 (aus jedem Land hundert) Finanzentscheider befragt. Die beteiligten Unternehmen sind in verschiedenen Branchen tätig und gehören zum größeren Mittelstand mit einem Umsatz zwischen 50 und 300 Millionen Euro.

In jedem Land gab eine deutliche Mehrheit der Befragten an, dass sie 2004 gegenüber dem Vorjahr genauso hohe oder gesteigerte Investitionen getätigt habe und dies auch für 2005 beabsichtigt. Von den deutschen Unternehmen antworteten auf die Frage “Planen Sie, 2005 weniger oder mehr in Ausrüstungen zu investieren als 2004?” 37 Prozent mit “Gleich” und 44 Prozent mit “Mehr”. In allen vier Ländern gibt es Unterschiede nach Segmenten: Insbesondere für Produktionsausrüstung und Software ist es offensichtlich überall schwieriger, an die Finanzierung heranzukommen. Begleitend zur Umfrage wurden unter Leitung von Prof. Dr. Manfred Steiner vom Lehrstuhl für Finanz- und Bankwirtschaft der Universität Augsburg Tiefeninterviews mit 20 Entscheidungsträgern aus mittelständischen Unternehmen mit einem Umsatz von 15 bis 750 Millionen Euro geführt.

Studie und Interviews erlauben einen positiven Ausblick für die deutsche Konjunktur: Trotz der nach wie vor verhaltenen Stimmung treibt auch hierzulande die ITK-Branche im Verbund mit entsprechenden Finanzierungsangeboten für die investierenden Unternehmen die Wirtschaft an. “Technologieinvestitionen im Allgemeinen und IT-Investitionen im Besonderen können heute als vergleichsweise sensible Indikatoren für die Aufschwungdynamik einer Volkswirtschaft gelten”, lautet die vorsichtige Formulierung in der Studie. Unter Technologiefinanzierung ist dabei alles, von der Ausstattung einer Fabrik bis zum ITK-Equipment im Bürobereich zu verstehen.

Höhere Technologieinvestitionen durch kürzere Erneuerungszyklen

Neben der Verfügbarkeit von passenden Finanzierungsmöglichkeiten sind – speziell im ITK-Bereich – die immer kürzeren Erneuerungszyklen entscheidend. Während Deutschland bei den meisten Trends noch hinter den anderen Ländern herhinkt, liegt es zumindest hier zusammen mit Großbritannien vorne: Die Frage “Wie lang sind die aktuellen Erneuerungszyklen für Technologie?” beantworteten die USA und Frankreich mit “3,7 Jahre”, Großbritannien mit “3,4” und Deutschland mit “3,5”. Auf die Frage “Werden die Erneuerungszyklen für IT in den nächsten Jahren noch kürzer werden?” antworteten nur 25 Prozent der Franzosen und 38 Prozent der Amerikaner, aber die Hälfte der Briten und 52 Prozent der Deutschen mit “Ja”.

Technologieinvestitionen werden in allen Ländern von der Mehrheit der Befragten als erfolgskritisch und als entscheidender Wettbewerbsfaktor betrachtet. Trotzdem erfreut sich die Eigenfinanzierung aus liquiden Mitteln bei den Europäern großer Beliebtheit: 76 Prozent der Deutschen und der Briten und immerhin 43 Prozent der Franzosen nannten sie auf die Frage: “Wie finanzieren Sie Ihre Technologieinvestitionen?” (Mehrfachnennungen). Die Franzosen ziehen mit 57 Prozent das Leasing offenbar vor, während die Hälfte der Deutschen und 43 Prozent der Briten Leasing als Finanzierungsquelle angaben. Der Bankkredit kommt nur für 13 Prozent der Deutschen und der Franzosen in Frage und für 20 Prozent der Briten.

Professor Steiner leitete seine Ausführungen zu den Tiefeninterviews mit deutschen Unternehmen mit der Frage ein: “Gibt es in Deutschland eine Kreditklemme?” Rund 32 Prozent der Befragten gaben ein Scheitern von Kreditverhandlungen an, bei Unternehmen ohne Hausbankbeziehung waren es sogar 62 Prozent. An der geringeren Verfügbarkeit von Krediten für mittelständische Unternehmen sind nicht nur die neuen Basel-II-Regeln zur Eigenkapitalausstattung der Banken schuld, sondern auch der Rückzug der Banken aus dem “Relationship Lending”, der Hausbankbeziehung. Dabei treffen Banken mit ihren Kunden Vereinbarungen über künftige Kredite zu festgelegten Konditionen. Professor Steiner dazu: “Jeder zahlt in Deutschland den gleichen Kreditzins.” Das sei problematisch für die Banken; nach den neuen Regeln werde “jeder nach seinem Risiko” eingestuft. “Vorsichtig ausgedrückt: Die Banken sind zurückhaltender geworden.”