AJAX: Die Anwender haben Blut geleckt

Das Thema AJAX (Asynchronous Javascript and XML) ist derzeit in der Entwicklerszene der letzte Schrei. Kritiker haben – allein schon wegen der Begeisterung der Anwender – wenig Chancen.

“Ich bin der Meinung, dass wir ein komplett neues Ökosystem rund um AJAX bekommen. Es ist wie eine schlimme Erkältung, immer mehr Menschen kommen in Kontakt mit dieser Sache und wir haben eine neue Begeisterung für Webseiten, die es so noch nicht gegeben hat.” Cedric Beust ist Software-Ingenieur bei Google und war einer der Teilnehmer einer Podiumsdiskussion während der Konferenz ‘TheServerSide Java Symposiums’ in Las Vegas.

Er beschreibt die Web-Sprache als “SOA (Service Oriented Architecture) für den Client. Wir versuchen verschiedene Services aufzugreifen und sie auf den Client zu bringen”. Beusts Begeisterung kommt nicht von ungefähr, gehört doch beispielsweise Google Maps zu einem der Vorzeigeprojekte gelungener AJAX-Anwendungen. Denn mit Hilfe des Konzepts wird nicht die gesamte HTML-Seite geladen, sondern nur der benötigte Teil. Das ermöglicht eine wesentlich schnellere Wechselwirkung zwischen Server und Webbrowser auf dem Client. Das Ergebnis sind Desktop-ähnliche Anwendungen – beispielsweise der Fotodienst Flickr oder eben Google Maps.

Doch auch anderen Führungskräften mangelt es nicht an Visionen. “AJAX wird die Art und Weise verändern, wie wir Web-Applikationen entwickeln”, sagte beispielsweise James Strachan, Mitbegründer von LogicBlaze. Auch Patrick Linskey, Ingenieur bei BEA Systems und früherer CTO der von Bea aufgekauften Firma SolarMetric blickte in die Zukunft: “Irgendjemand wird eine bedeutsame Methode hervorbringen, um ein Server-seitiges AJAX-Framework mit einer nicht Browser-basierten Applikation auf dem Client zu verknüpfen.”

Zwar sei es – vor allem wegen der Tools – eine größere Herausforderung, AJAX-Applikationen anstatt Client-Anwendungen zu schreiben, sagte Beust. Doch das sei es Wert. “Wir werden definitiv weitere Ebenen auf AJAX-Basis sehen. Es gibt jede Menge Frameworks, die das bereits tun und wir bauen weiter darauf auf.”

Wohin die Reise geht, zeigt unter anderem Michael Robertson, Gründer der Linux-Distribution Linspire. Er hat jetzt die Web-Textverarbeitung ajaxWrite vorgestellt. Das Programm soll eine Alternative zu Microsofts Word darstellen und läuft direkt im Webbrowser ab. Die Anwendung muss so nicht auf dem Rechner installiert werden, der Zugriff sei von überall gegeben.

In einem Brief schreibt Robertson, dass ajaxWrite erst der Anfang sei. Er habe im Stillen vor einigen Monaten ein Unternehmen gegründet, dessen Ziel es ist, schlanke und kostenlose Anwendungen zu entwickeln. Zusätzlich habe die Verwendung des Webs als Plattform den Vorteil, dass die Software nicht für Windows, Mac und Linux konvertiert werden muss, sondern automatisch auf allen großen Plattformen laufe. Voraussetzung ist lediglich ein Mozilla Firefox ab der Version 1.5, andere Browser sollen in Zukunft folgen.

Fest steht, dass viele Nutzer im Bezug auf den Komfort AJAX-basierter Web-Anwendungen bereits Blut geleckt haben. Nicht zuletzt deshalb hat das Eclipse-Projekt jüngst angekündigt, AJAX-freundliche Tools zu entwickeln, mit denen interaktive Web-Applikationen gebaut werden können. Microsoft wiederum hat in der vergangene Woche eine aktualisierte Testversion seines eigenen AJAX-Entwickler-Tools Namens Atlas herausgebracht. Während Atlas allerdings voraussichtlich erst in einigen Jahren offiziell auf den Markt kommen wird, schlägt Eclipse bereits jetzt aus der Vermehrung von AJAX-Toolkits Kapital.