Thin Provisioning spielt mit den Träumen der Storage Admins

Eine neue Speicherzuweisungstechnik hat Produktreife erlangt. Während die Hersteller ”dünn ist in” auf ihre Fahnen schreiben, raten erste Kunden und Kenner in den USA schon zur Vorsicht.

Kein Hype ohne Haken

Durch die Aufräumarbeiten im System und die Reaktivierung der brachliegenden Bereiche könne aber viel Raum freigegeben werden. Die traditionell feste Aufteilung zwischen gekauftem Speicherbereich (100 Prozent) und genutztem Speicherbereich (meist unter 50 Prozent) falle damit endlich weg. Der Kunde MySpace beispielsweise macht Michael Speck stolz. Hier gebe es, dank Thin Provisioning, “nur zwei Leute, die sich um die kompletten Storage-Aufgaben kümmern und nebenher noch die Datenbank verwalten”. Doch alles Gute hat einen Haken: Die Kunden müssen zur vollen Ausschöpfung der Funktionen bereit sein, die Arrays von 3Par mit zu kaufen.

Der Speicher-Generalist Hitachi Data Systems (HDS) bietet in seinem breiten Portfolio ähnliches an und hat die Technik zum Kern der ‘Services Oriented Storage Solutions Strategy’ gemacht. Dabei wurden verschiedene Einheiten mit den Vorteilen von Thin Provisioning verknüpft. Auch der iSCSI-Hersteller EqualLogic hat die Flaggschiffreihe ‘P Series Storage Arrays’ mit Thin Provisioning ausgestattet, hier ergänzt die Lösung die Eigenentwicklung ‘Peer Provisioning’, bei der Anwendungen Speicherplatz teilen können. Nutzer können die Funktionen an- und abschalten und sich für die beste, örtlich gebrauchte Zuweisung entscheiden. Und schließlich gilt Pillar Data Systems als Thin-Provisioning-Marke, seit die Firma im Juni 2007 mit den Lösungen an die Öffentlichkeit trat. Im Unterschied zu anderen Anbietern glänzt Pillar mit Standalones, die ohne propietäres Drumherum vom Hersteller funktionieren sollen und sich daher auch für Anwender eignen, die im Storage Management etwas unabhängiger bleiben wollen, oder bereits in eigene Lösungen investiert haben. Damit adressiert Pillar den Mittelstandsmarkt.

Die First Mover in den USA sollen sich aber bereits blutige Nasen geholt haben. Ein Wundermittel scheint Thin Provisioning also nicht zu sein, denn es erfordert sehr viel Aufmerksamkeit, wenn die Vorteile richtig wirken sollen. Die Erfahrungen gehen über die Technikbegeisterung hinaus, die Anwender sehen schon erste kritische Punkte. Sie hatten, Berichten zufolge vor allem Probleme damit, dass jeder zu speichernde oder Storage-aktive Bereich – sei es die Datenbank, Files oder das bisher eingesetzte Storage Management System – die Zuweisung nach vollkommen unterschiedlichen Kriterien vornimmt. Passt das eingesetzte Thin Provisioning nicht zu allen oder Teilen davon, dann resultiert aus dem Einsatz der “Vereinfachung” nur noch mehr Arbeit und damit im Ernstfall mehr Kosten.

Dünn ist dennoch “in”

Arun Taneja, Gründer und Consulting Analyst der Taneja Group, stellte fest, dass dies eine grundsätzliche Fallgrube sei. Sie sei bei allen Thin-Provisioning-Systemen in bestimmten Zusammensetzungen zu finden. Abhängig vom Rest der Speicherverwaltung, davon, wie Windows-Systeme mit der Löschung von Daten umgehen, oder bezüglich der Einrichtung von Performance-Einstellungen komme es manchmal vor, dass die zugewiesene Einheit sich ohne Grund zu schnell aufbläht.

In nicht zu seltenen Einzelfällen streue beispielsweise eine Anwendung über Thin Provisioning Metadaten über diesen gesamten Bereich, wie Platzhalter. Bei einer Zuweisung von 100 GB also 100 GB. Damit sei diese Kapazität nicht mehr verfügbar, aber dennoch nicht reell beschrieben. “Das verkehrt den Sinn und Zweck von Thin Provisioning wiederum ins genaue Gegenteil”, schrieb er in einem Statement. Er rät den Interessierten, sich die Lösung sehr genau einpassen zu lassen und auf Inkompatibilitäten zu achten. Sonst könne Thin Provisioning schnell zu “einer weiteren Softwarefunktion” werden, die anderen, möglicherweise entscheidenden Funktionen, ein Bein stellen kann.

In den USA ist Thin Provisioning am Beginn des Akzeptanz-Zyklus. Best Practices dort sprechen bereits von einer stattlichen Auswahl an verschiedenen, jeweils herstellergebundenen “Thin-Provisioning-Strategien”. Das heißt, dass je nach verwendeter Storage (gemeint sind hier Architektur und Verwaltung) eine andere Lösung sticht. Bis diese Welle aber auch in Deutschland für eine spürbare Reihe von Großunternehmen und den Mittelstand spannend wird, müssen die Marketing-Abteilungen von 3Par, Pillar Data und den großen Speicherhäusern IBM und HDS aber noch viel mehr Aufklärungsarbeit leisten. Und die Anwender müssen entscheiden, ob sich die Mode Thin Provisioning, wie es sich die Hersteller wünschen, auch hierzulande durchsetzt und sich in eingesetzten Systemen ausdrückt. Bei der Frage nach Kunden in Deutschland hielt sich Michael Speck von 3Par Deutschland jedenfalls heute noch sehr bedeckt.