“Proprietär heißt nicht besser”

Das Karlsruher Unternehmen Astaro AG ist ein Spezialist für die Netzwerksicherheit. Markus Hennig, Mitgründer und CTO von Astaro, gibt über die Vorteile quelloffener Lösungen, Open Source in Einstellungsgesprächen und kommende Produkte Auskunft.

silicon.de: Wäre es für Sie nicht profitabler, nur auf proprietäre Produkte zu setzen?

Markus Hennig: Nein, proprietär heißt nicht automatisch besser und Open Source heißt nicht automatisch kostenlos. Auch Open Source Software hat Bugs und muss gewartet werden, was aber oft viel günstiger ist und schneller geht. Auf der anderen Seite gibt es für einige Anforderungen einfach keine ausreichend gute Open-Source-Implementierung, zum Beispiel Virenscanner. Da kommen dann proprietäre Entwicklungen ins Spiel.

silicon.de: Was sagen Sie IT-Spezialisten, die Open Source Software nicht für geschäftskritische Anwendungen einsetzen wollen?

Markus Hennig: Open Source ist nicht gleich Open Source, sondern auch wie bei proprietärer Software muss gut ausgewählt werden. Nicht die erste gefundene Open Source Software ist für geschäftskritische Anwendungen geeignet, sondern es bedarf eventuell der Hilfe von Unternehmen, die sich genau auf die Verwendung von hochqualitativer Open Source Software spezialisiert haben. Red Hat zum Beispiel oder eben auch Astaro. Ich glaube, die Zeiten, in denen jemand Open Source von vornherein ablehnt, sind vorbei.

Es wird Gründe geben, warum IT-Spezialisten die Open Source Software nicht für geschäftskritische Anwendungen einsetzen wollen. Diesen Gründen gilt es nachzugehen, diese zu verstehen und aufzugreifen. Oft gibt es Open-Source-Projekte, die genau aus diesen Gründen entstanden, aber nicht weiter bekannt sind. Ein Problem der Open-Source-Szene ist ihre Größe und die ständige Bewegung. Es kann nicht allen alles bekannt sein und manchmal ist es aufwendig, das geeignete Projekt zu finden – womit wir wieder beim Thema Kosten wären.

silicon.de: Welche Open-Source-Projekte unterstützen Sie derzeit und in welcher Form?

Markus Hennig: Mit einer Vollzeitstelle unterstützen wir das Netfilter-Projekt, haben letztes Jahr den Netfilter-Workshop ausgerichtet und werden ihn auch wie in den zurückliegenden Jahren sponsern.

Bekanntestes und anerkanntes Indiz unserer aktiven Linux-Unterstützung ist zudem die Kernel-Contributor-Erhebung von lwn.net. Dort haben wir im Bereich Net Contribution den ersten Platz als namentlich genannte Firma belegt. In der Rubrik Top lines changed by employer liegen wir weit vor Intel und Novell und kurz hinter IBM.