Das Geheimnis erfolgreicher Open Source

Larry Augustin ist wohl der weltweit prominenteste Open-Source-Investor und Business-Angel. Er hat unter anderem in den 90er Jahren VA Linux gegründet und erfolgreich an die Börse gebracht. Ludger Schmitz sprach für silicon.de mit ihm über Business-Trends bei Open-Source-Firmen und die Interessenlage von Risikokapitalgebern in Zeiten der Krise.

silicon.de: Was tut sich in Sachen Mergers and Acquisitions?

Augustin: VMware hat vor Kurzem Springsource übernommen, was mich überrascht hat; denn Springsource ist noch so jung und hatte erst eine Investitionsrunde gemacht. Jedoch war Springsource ein sehr erfolgreiches Open-Source-Projekt. Ich glaube, wir werden noch einige Überraschungen dieser Art erleben, weil große IT-Unternehmen die Open-Source-Entwicklungen sehr sorgfältig beobachten.

silicon.de: Ist dieser Fall ein weiteres Beispiel dafür, dass proprietär aufgestellte Unternehmen sich ein Open-Source-Standbein oder ein sehr kostengünstiges Einstiegsprodukt verschaffen?

Augustin: Ja, in dieser Richtung wird es noch weitere Fälle geben. Aber zu diesem Motiv kommen noch weitere Faktoren hinzu: Firmen kaufen sich Wissen und Erfahrungen. Es ist zu beobachten, dass sich mehr und mehr Unternehmen sehr breite Portfolios zulegen, HP, IBM, Oracle, Cisco, EMC haben allesamt Anbieter aus ihnen fremden Geschäftsfeldern gekauft. Wenn man früher eine Firma für Business Intelligence gehabt hätte, wären drei oder vier andere Hersteller aus genau diesem Segment als Aufkäufer in Frage gekommen. Heute mindestens ein Dutzend. Vor allem die großen Anbieter streben danach, ihre Stacks möglichst breit anzulegen. Wenn einer eine Firma kauft, gehen augenblicklich auch alle andere shoppen.

silicon.de: Besonders die Sun-Übernahme durch Oracle hat viele Bedenken ausgelöst über die Zukunft der von Sun geförderten Open-Source-Produkte wie StarOffice, MySQL, Virtual Box et cetera. Sind Übernahmen ein Risiko für Open-Source-Produkte?

Augustin: Ein Risiko ist immer da. Aber ich glaube an die Beständigkeit von Open-Source-Produkten und ihren Communities. Wenn Oracle einen Fehler mit Suns Open-Source-Produkten begeht, gibt es Forks. Die Open-Source-Communities werden Oracle links liegen lassen und sich anderen Dingen zuwenden. Ich bin also nicht so besorgt. Natürlich wäre es schade um MySQL, aber es gibt schon Drizzle, Cassandra und so weiter. Da entsteht bereits eine neue Generation von Datenbanken.