Krieg der Vorwahlen: Kleinwalsertal kämpft um Sonderstatus

Der Deutschen Telekom droht eine Schadenersatzklage in Millionenhöhe

Die Gemeinde Mittelberg droht der Deutschen Telekom im Streit um eine deutsche Vorwahlnummer mit einer Schadenersatzklage in Millionenhöhe. Nach Plänen der Deutschen Telekom sollte die Vorwahlnummer “08329” für die österreichische Enklave am Rande des bayerischen Allgäus am 1. Juli abgeschaltet werden, da das österreichische Kleinwalsertal bisher sowohl über eine deutsche als auch über eine österreichische Vorwahl erreichbar war, ohne die Landesvorwahl vorwählen zu müssen.

Seit dem Zollanschlussvertrag aus dem Jahr 1891 haben die rund 5000 Einwohner des Kleinwalsertals, das von österreichischer Seite nur schwer zugänglich ist, einen Sonderstatus. Aus wirtschaftlichen Gründen sollte dieser Sonderstatus bereits im September vergangenen Jahres aufgehoben werden. Nach massiven Protesten deutscher und österreichischer Politiker bei den beiden Telekommunikationsgesellschaften wurde die Frist bis zum 30. Juni verlängert, damit die Ferienregion genügend Zeit hat, um auf die Umstellung hinzuweisen. Ab dem 1. Juli sollte die deutsche Vorwahl dann endgültig abgeschaltet werden.

Für die österreichische Gemeinde wäre der Wegfall nach eigenen Angaben eine Katastrophe. “Wir befürchten Millionenschäden, weil wir unter der gewohnten Nummer nicht mehr erreichbar wären und sämtliche Prospekte neu drucken lassen müssten”, sagt Werner Strohmaier, Bürgermeister von Mittelberg. Die Deutsche Telekom vertritt dagegen die Ansicht, “die Kleinwalsertaler sind keine Kunden der Deutschen Telekom”, wie Sprecher Walter Genz sagte.

Bei der Deutschen Telekom fühlt man sich deshalb nicht mehr für die Region verantwortlich. Die Gemeinde hat bereits eine Beschwerde wegen Diskriminierung beim Europäischen Gerichtshof eingelegt. Den sofortigen Erlass einer Einstweiligen Verfügung, die eine Abschaltung verhindern sollte, hatte das Bonner Landgericht in der vergangenen Woche abgelehnt.