IoT Plattformen – Zahl der Anbieter sinkt

IoT (Bild: Shutterstock)

Noch bevor der Markt für IoT-Plattformen so richtig ins Rollen gekommen ist, setzt bereits eine Konsolidierung ein. Durchsetzen werden sich diejenigen Plattformen, die die meisten Partner um sich scharen können.

Der Markt von IoT-Plattformen bereinigt sich. Wie die Experton Group in dem aktuellen I4.0 / IoT Vendor Benchmark 2017 feststellt, gab es in den zurückliegenden Monaten mehr Marktaustritte als Neuzugänge und das obwohl zahlreiche Anbieter in diesen Markt mit Lösungen drängen, die für Anwender das Thema weniger komplex machen sollen. Damit setzt eine Bereinigung des jungen Marktes überraschend früh ein. Derzeit sollen etwa 100 Plattformen am Markt sein.

Dabei sind es nicht zwangsläufig die besten IoT-Plattformen, die das Rennen machen, sondern vielmehr diejenigen, die es am besten schaffen, ein Ökosystem an Partnern rund um die eigene IoT-Plattform zu etablieren.

Doch der Markt ist nach wie vor in Bewegung. Derzeit, so die Analysten der Experton Group, entstehe rund um Industrie 4.0-Plattformen herum ein neues Marktsegment. “Die Anbieterlandschaft bei IoT Plattformen entwickelt sich im Zeitraffer – was früher Jahre in Anspruch genommen hat passiert gerade in wenigen Monaten”, so Projektleiter der Untersuchung Arnold Vogt. “IoT ist ein Highspeed-Markt und nur die Besten und Schnellsten werden sich durchsetzen können – Fast-Follower sind schon zu langsam.”

Experton teilt den IoT-Markt  in zehn Bereiche auf.
Experton teilt den IoT-Markt in zehn Bereiche auf.

So werden beipsielsweise immer mehr MES-Lösungen (Manufakturing Execution Solutions) für die flexible, selbst optimierende Produktion erweitert. Neben einer Echtzeitverarbeitung großer Datenmengen, sind hier auch Analytics/Big Data-Fähigkeiten gefragt. “MES-Lösungen entwickeln sich zunehmend zu Industrie 4.0 Plattformen – neue Technologien wie Cloud, Big Data Analytics und Microservice-Strukturen werden integriert und bilden dafür die Grundlagen”, erläutert Vogt weiter.

MES 4.0

Die klassische Kernaufgabe von MES-Lösungen (Manufacturing Execution Systems) ist die Steuerung des Produktionsprozesses in Echtzeit. Rund um diesen Kern entwickeln sich Lösungen gegenwärtig immer weiter. Zunehmend werden neue technische Konzepte wie Cloud, Analytics, Big Data oder Microservices integriert.

Eine neue Generation von hochentwickelten Lösungen entsteht, die den Produktionsprozess mit vernetzen und automatisieren. Experton spricht dabei von Industrie-4.0-Plattformen. I4.0-Plattformen werden entweder vollständig aus der Cloud oder on-premise oder in einem hybriden Modell bereitgestellt. Meist werde MES on-premise betrieben und Analytics aus der Cloud bezogen.

Im industriellen Dunstkreis ist nun auch eine neue Dimension im Experton IoT-Benchmark entstanden: “Industrie 4.0 Platforms”. Diese Plattformen haben anders als IoT-Plattformen den Fokus darauf, lokale Geräte am “Edge”, also relativ nahe am Sensor/Maschine und damit ein besonderes Augenmerk auf Echtzeitverarbeitung.

IoT-Plattformen werden häufig für Remote Monitoring, gelegentliche Fernwartungszugriffe oder Predictive Maintenance genutzt. Die I4.0-Plattformen hingegen müssen den Produktionsprozess im Blick haben. Diese Lösungen sind meist um traditionelle MES-Technologien herum aufgebaut und werden dann für eine sich selbst steuernde und optimierende Produktion weiterentwickelt.

So treiben derzeit führende MES-Anbieter weiter und statten ihre etablierten Lösungen zunehmend mit diesen neuen technischen Möglichkeiten aus. Zum ersten Mal gibt die Experton Group in einem Quadranten einen Überblick über die Landschaft. Führend seien hier Bosch SI, iTAC, Beckhoff, FORCAM und die Plattform der Freudenberg IT (FIT). AXOOM, die Tochter des Maschinenherstellers Trumpf, die unter anderem eine Plattform für Partner bereitstellt, wird aufgrund des innovativen und bislang beispiellosen Microservice-Ansatz als Rising Star ausgezeichnet.

Inustrie-4.0-Plattformen im Vergleich. (Bild: Experton)

iPaaS – erweiterte IoT-Plattformen

Von Anbieterseite her entstehen zudem neue Angeobte für iPaaS for IoT, um damit IoT-Plattformen schnell mit zusätzlichen Anwendungen und Datenquellen zu erweitern. Einen weitereren Weg, schneller Digitalisierungsprojekte umzusetzen bieten IoT Starter Kits. Diese adressieren unabhängige Entwicklern und technisch versierten Anwendern. Auch wenn diese Angebote heute noch eher eingeschränkt sind, erwarten die Analysten, dass es künftig deutlich mehr Arten von Sensoren im Rahmen von IoT Starter Kits geben werde.

 

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IoT: Eine neue Standard-Welt entsteht

Im Bereich IoT gibt es zahlreiche Initiativen und Konsortien, bislang laufen diese Bestrebungen jedoch überwiegend parallel nebeneinander her. Doch damit dies alles überhaupt funktionieren kann, braucht man neben neuen Produkten auch neue Standards – insbesondere für die Kommunikation der Geräte untereinander und für die Sicherheit. silicon.de gibt einen Überblick.

 

Wenn auch die Anbieter von IoT-Plattformen schrumpfen so wachse laut Experton der Markt für Industrial Big Data Analytics. Aufgrund der hohen Komplexität dieses Themas nehmen sich immer mehr Anbieter aus den Bereichen der klassischen Business Intelligence, aus Big Data oder aus der Automatisierungstechnik dieses Themas an. Dabei gehe es jedoch häufig nicht darum, Industrial-Big-Data-Visualisierung für Leitstände, sondern darum, die Daten aus unterschiedlichen Systemen zu konsolidieren und daraus neue Erkenntnisse zu gewinnen.

Lieferkette und Mobilität mit IoT

Bei IoT Logistics sehen die Marktbeobachter neue Schwerpunkte im Bereich Warenverfolgung und Optimierung der Transportwege und im Flottenmanagement für Spediteure. Intelligente Fleet-Management-Lösungen gehen über das GPS Tracking von Fahrzeugen hinaus und analysieren Verbrauchsdaten, den Wartungsbedarf durch Abnutzung und die Optimierung des Benzinverbrauchs. Jüngst haben zum Beispiel SAP und Vodafone entsprechende Backend-Lösungen für das Flottenmanagement vorgestellt.

Diese Lösungen werden auch aufgrund der zunehmenden Vernetzung von Fahrzeugen möglich. Diese Connected Cars automatisieren unter anderem In-Car Support-Systemen sowie die Vernetzung von Fahrzeugen untereinander. Klassischen IT-Systemhäuser seien hier im deutschen Markt aktiv.

Anders als beim Flottenmanagement, werden derzeit im Bereich Smart Building derzeit noch eher wenige umfassend vernetzte Projekte angestoßen. Die Entwicklung fokussiert sich derzeit hauptsächlich auf das Energiemanagement von einzelnen Gebäuden. In diesem Markt positionieren sich sowohl klassische Anbieter von IT-Integrationsleistungen wie Atos und IBM als auch spezialisierte Unternehmen wie Caverion, Kiwigrid und Siemens Gebäudeautomation.

 

Tipp: Erfahren Sie mehr über die IoT-Strategien der großen Anbieter.