Intel virtualisiert den Desktop

Was bisher der Serverwelt vorbehalten war, will Intel jetzt auch auf Clients herunterbrechen. Auf einem Prozessor sollen mehrere Betriebssysteme gleichzeitig lauffähig sein.

Der Chiphersteller Intel will in diesem Jahr unter dem Codenamen Vanderpool noch kräftig auf das Virtualisierungsgas treten und ein Jahr früher als geplant seine Virtualisierungstechnologien für den Desktop etablieren. Der Hersteller hat jetzt die Spezifikationen in der ‘Technology External Architecture’ (EAS) veröffentlicht, was die Zusammenarbeit mit der Industrie beschleunigen soll. Damit will Intel “die Virtualisierungsfähigkeit Intel-basierender Clients und Server” optimieren, wie es in einer Mitteilung heißt.
Für Itanium-Server und Pentium-basierende Desktop-Systeme sieht der Halbleiterhersteller bereits in diesem Jahr erste Produkte auf dem Markt. 2006 sollen dann Produkte für mobile Plattformen und Xeon-basierte Workstations folgen. “Es wird nicht der Fall sein, dass bei der Marktreife gleich jeder verkaufte Rechner mit Vanderpool ausgestattet sein wird”, erklärte Intel-Sprecher Christian Anderka, doch könnten diejenigen, die sich für die Technik interessieren, diese auch erwerben. Und das werde zunächst vor allem im Serverbereich der Fall sein.

“Vanderpool ist eine Prozessor-Technologie, die Virtualisierung erleichtert”, erklärte Anderka gegenüber silicon.de. Softwarehersteller könnten damit leichter und besser als bisher Virtualisierungssoftware für die Plattform schreiben. Intel hofft mit der Technologie auch auf Performance-Verbesserung. Zudem seien viele Programme nicht für den Einsatz auf virtuellen Maschinen zertifiziert. “Auch dieses Problem wollen wir mit der Technologie angehen”, so Anderka weiter. Daher sei auch die Zusammenarbeit mit Softwareherstellern sehr wichtig.

Der Begriff Virtualisierung benennt verschiedene Technologien, die es ermöglichen, mehrer Betriebssysteme gleichzeitig auf einem Rechner zu nutzen. Anwendungen können damit in virtuellen Partitionen oder Containern abgespielt werden. Die Vanderpool-Technologie könne zudem genutzt werden, um einzelne PC-Gruppen in einem Unternehmensnetzwerk zu isolieren, um dann System-Aktualisierungen durchzuführen, ohne dass dabei die Anwender in ihrer Arbeit unterbrochen werden. Zudem können Administratoren unterschiedliche Versionen der Desktop-Software auf einem Gerät unterbringen. Unternehmensweite Updates lassen sich so leichter und vor allem sicher von personalisierten Systemen abkoppeln, etwa für die private Nutzung eines Laptops.

Die vorhandenen Hardware-Ressourcen lassen sich somit besser nutzen, da für verschiedene Aufgaben Anwendungen auf unterschiedlichen Betriebssystemen eingesetzt werden können, erklärte Intel. Neben verbesserter Verwaltbarkeit von virtualisierten Arbeitsplätzen in Unternehmen bietet diese Technologie auch mehr Sicherheit. Auf diese Weise können Partitionen auf Rechnern, auf die mehrere User zugreifen, einzelnen Anwendern zugewiesen und damit klar von einander getrennt werden. So könnten von einer Partition aus Verbindungen mit dem Internet hergestellt werden, während in einem anderen Bereich vertrauliche Daten gespeichert werden.

Der Junior im Hause kann dann auf Papas Rechner nach Belieben Spiele und experimentelle Treiber installieren. Von eventuellen System-Crashes bleibt das Familienoberhaupt bei der Verwaltung des Privathaushaltes verschont. “Es bestehen kaum Zweifel an dem erheblichen potentiellen Nutzen der Virtualisierung für Unternehmen und Anwender”, erklärte William Swope, Intels Corporate Vice President. Die Zusammenarbeit mit Softwareentwicklern rund um Vanderpool sei ein wichtiger Schritt für mehr Zuverlässigkeit und Ausfallsicherheit bei Unternehmensservern. Auch Intels Pläne für das ‘digitale Zuhause’, glaubt Swope, würde Vanderpool den Weg ebnen.