“Es gibt bei Open Source eine Amateur- und eine Bundesliga”

John Powell ist Chef des quelloffenen Dokumentenmanagement-Spezialisten Alfresco. silicon.de hat sich mit dem ehemaligen Oracle- und Business-Objects-Manager vor allem über das Open-Source-Geschäftsmodelle unterhalten. Er kann die Hysterie über vermeintlich gescheiterte Strategien oder verratene Philosophien nicht nachvollziehen.

silicon.de: Warum geben sie den Deutschen nicht, was sie wollen.

Powell: Das tun wir auch. Aber das muss natürlich in einer ganz anderen und neuen Weise geschehen. Wir können ja auch nur deshalb die Kosten für unsere Services so niedrig halten, weil wir eben bis zu 80 Prozent einer herkömmlichen Sales-Kraft einsparen. Wir reagieren hauptsächlich auf Anfragen. Und die kommen zum Großteil von den Anwendern unseres frei verfügbaren Produktes.

silicon.de: Ein Wort zum Schluss. Wie denken sie über das Abkommen zwischen Microsoft und Novell?

Powell: Wir denken ehrlich gesagt nicht sonderlich viel darüber nach. Ich glaube, dass man auf diese Weise vor allem Red Hat angreifen will. Gewissermaßen finanziert Microsoft Abonnements von Suse Linux vor. Auf diese Weise kann Microsoft noch ein gewisses Maß an Kontrolle über Linux ausüben, die es ansonsten vielleicht nicht gehabt hätte. Für mich ist dieses Abkommen ein kleiner Sieg von Linux über Microsoft, denn er zeigt, dass Microsoft sich nicht mehr mit den traditionellen Mitteln gegen Linux zur Wehr setzen kann. Und obwohl es sich für Novell kommerziell zu rechen scheint, glaube ich, dass dieser Vertrag ein Fehler war.

silicon.de: Herr Powell, wir danken für das Gespräch.